Achtsamkeit als Haltung

Women with issues supporting together during group therapy

Was ist Achtsamkeit? Ein neuer Trend? Überall liest man es, hört man es, wird darauf hingewiesen, achtsamer mit bestimmten Dingen umzugehen.

Aber was bedeutet denn Achtsamkeit? Man findet verschiedene Definitionen (wie immer) aber eine gut verständliche, die einen wichtigen Aspekt beinhaltet ist diese hier „Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. … Achtsam sein bedeutet, diese Bewertung sein zu lassen und sich auf das zu konzentrieren, was gerade außerhalb der Gedanken ist.

Menschen die sich noch nicht damit beschäftigt haben, denken vielleicht man muss dazu meditieren, ein Mantra hören oder Yoga machen. Darum geht es aber letztendlich nicht. Natürlich führen alle diese Dinge dazu sich zu fokussieren und in der Gegenwart zu sein. Achtsamkeit ist aber weit mehr als das. Es gibt mittlerweile viele Studien über Achtsamkeitspraxis und die Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit (und insbesondere auf das Stresserleben) . Die möchte ich hier an dieser Stelle nicht zitieren, denn die Überschrift heißt ja Achtsamkeit als Haltung.

Es ist weniger schwierig eine achtsame Haltung zu haben, während man konkret etwas dazu macht (wie z.B. meditieren) als im Alltag und in schwierigen Situationen achtsam zu sein. Achtsam sein, während das Kind quengelt, wenn man ein Meeting hat, in der Pflege 8 von 10 Bewohnern klingeln, für die man gerade zuständig ist, man krank wird und sich so richtig schlecht fühlt gerade, achtsam sein während man wütend ist, achtsam sein, wenn die Kollegen …geht das überhaupt? Geht es die Situation nicht auf Autopiloten „abzuspulen“ sondern Innezuhalten? Ist das realistisch und was bringt das? Ein guter Freund von mir, der auch in der Pflege arbeitet, findet den Begriff abgegriffen und wenn wir darüber sprechen, dann ist sein Tenor, es ist alles gut und schön, aber irgendwie doch auch zu „spirituell oder abgehoben“ und weit weg vom Alltag.

Es ist immer gut, die Dinge von mehreren Seiten zu beleuchten, denn wir alle leben unsere eigene Wirklichkeit und kommen häufig aus unserem „Dunstkreis“ weniger heraus als uns lieb wäre, das merkt man immer dann, wenn man andere Perspektiven erlaubt und sich damit auseinandersetzt.

Ist es denn nun ein Trend oder ist es etwas für uns alle?

Vielleicht spielt es gar keine Rolle ob es ein Trend ist. Eine achtsame Haltung zu entwickeln hat etwas mit uns selbst zu tun und nicht mit dem Außen. Es tut gut, egal ob es ein Trend ist oder Oldschool oder nichts von beidem.

Es geht nämlich dabei um Respekt. Um Respekt und Aufmerksamkeit, uns selbst und unserer Umwelt gegenüber. Dem Kind, dem Partner, dem Kollegen, dem Bewohner, einem fremden Menschen auf der Straße gegenüber. Würde jemand behaupten Respekt ist spirituell? Eher weniger, dass ist etwas was wir erwarten. Wie aber, wenn wir nicht bereit sind eine achtsame Haltung zu entwickeln, sollen wir respektvoll sein, wenn wir genervt, überfordert oder unausgeglichen sind? Rutschen uns dann nicht auch mal Dinge raus, die vielleicht nicht respektvoll sind und die wir nicht sagen oder tun wollten, die dann Stress auslösen oder ein schlechtes Gewissen?

Wenn wir uns diesen Satz nochmal anschauen „Achtsam sein bedeutet, diese Bewertung sein zu lassen und sich auf das zu konzentrieren, was gerade außerhalb der Gedanken ist…“, dann ist der Teil mit der Bewertung sicher der, der mit die größte Bedeutung hat, denn würden wir die Dinge nicht in unserer Bewertungsskala eine Bedeutung beimessen, dann wären Sie nichts anderes als das was sie sind, ein quengelndes Kind, klingelnde Bewohner, eine Erkältung oder Wut im Bauch. Unsere Bewertung macht es zu dem, was Stress auslöst oder uns dazu bringt vielleicht weniger respektvoll zu sein, als wir wollten.

Eine achtsame Haltung einzunehmen bedeutet aber noch mehr, es bedeutet Mitgefühl zu entwickeln, Humor und Freundlichkeit, Geduld, Vertrauen, Akzeptanz, Dankbarkeit und Großzügigkeit, das Vorurteilsfreie Einlassen auf Personen, Situationen und Dinge.

Es geht um eine Veränderung der inneren Einstellung ZU den Dingen. Die man als Haltung dann in seinem Leben zum Ausdruck bringt.

Wollen wir uns zum Beispiel im nicht- bewerten üben, dann bringt das eine Gelassenheit mit sich, die sich auch auf alles andere auswirken kann.

Wenn ich achtsam bin, bin ich voll da. Das heißt, ich beobachte mich selbst und meine Umgebung genau. Ich bekomme alles mit. Und ich wähle auch bewusst und achtsam, was ich tue, statt meine Muster abzuspulen. Wenn ich z.B. in der Situation mit den klingelnden Bewohnern bin und normalerweise bewerten würde, dass es nervt, Frau XY nur wegen irgendwelchen unwichtigen Kleinigkeiten klingelt, ich mich dabei über meine Pause machende Kollegin ärgere und Stress entwickle, würde es sich in einer achtsamen Haltung verändern und ein kurzes Innehalten ohne eine Bewertung der Situation würde schon dazu führen, dass es mir selbst (und damit auch der Umgebung) besser geht.

Das kommt aber nicht auf Knopfdruck. Eine achtsame Haltung muss man üben. Dazu sind wir fast alle zu sehr im Autopiloten verhaftet häufig.

Aber um damit wieder auf die Eingangsdefinition zurückzukommen, also auf den Teil in dem es darum geht, sich auf das zu konzentrieren, was außerhalb der eigenen Gedanken ist, dann kann das völlig losgelöst von dem wie man es betitelt, viele positive Dinge mit sich bringen, denn es ist eine zuverlässigste Quelle von Frieden und Freude. Jeder kann das. Und es wird immer deutlicher, dass unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden als Individuen davon abhängen, wie wir uns, uns und unseren Mitmenschen gegenüber verhalten.

In diesem Sinne

Bleiben Sie gesund

Ihre Lisa Ruchnewitz

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