Betriebliche Gesundheitsförderung – mehr als ergonomische Sitzmöbel

Betriebliche Gesundheitsförderung - mehr als ergonomische Sitzmöbel

Wenn wir betriebliche Gesundheitsförderung hören, wissen wir häufig nicht so richtig etwas damit anzufangen. Man denkt an Rückenschule nach der Arbeit und ausreichend ergonomische Stühle.

 

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Inhaltsverzeichnis:

  1. Betriebliche Gesundheitsförderung – Was bedeutet das für die Pflege?
  2. Häufigste Ursache für Erkrankungen
  3. Bewegungsmängel
  4. Psychischen Erkrankungen
  5. Betriebliches Gesundheitsmanagement verstärken
  6. Occupational Health Nursing
  7. Maßnahmen der Gesundheitsförderung

Lesezeit: 4 Minute / 958 Wörter

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Betriebliche Gesundheitsförderung – Was bedeutet das für die Pflege?

 

Was bedeutet aber betriebliche Gesundheitsförderung, wer ist dafür zuständig und wie kann das in der Pflege überhaupt aussehen?

Das Bundesgesundheitsministerium definiert Gesundheitsförderung wie folgt:

„Die betriebliche Gesundheitsförderung umfasst Maßnahmen, die auf das Verhalten von Menschen ausgerichtet sind (Verhaltensprävention) und Maßnahmen, die Arbeitsbedingungen analysieren (Verhältnisprävention). Oftmals ist eine klare Trennung in der Praxis nicht möglich und auch nicht sinnvoll, da die Bereiche sich gegenseitig beeinflussen. So verursachen z. B. Über- und Unterforderung von Beschäftigten Stress und Demotivation. Um diese Auswirkungen zu vermeiden, sind neben Kursen zur Stressbewältigung auch Änderungen der Arbeitsbedingungen notwendig“( 03.07.2017, 18:12) http://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/umsetzung.html).

 

Häufigste Ursache für Erkrankungen

Als häufigste Ursache für Erkrankungen gibt es nachweislich zwei Faktoren: Körperliche Unterforderung (in sitzenden Berufen oder Berufen wo es eine fehlende körperliche Anstrengung im positiven Sinne nicht gibt) was Rückenschmerzen, Gelenkprobleme, Stoffwechselstörungen begünstigt; und außerdem führen fehlende Bewegung und damit verbundene Beschwerden zu höherem Arbeitsausfall.

 

Bewegungsmängel

Bewegungsmangel ist ja in der Pflege häufig nicht der Aspekt, der zu Problemen führt. Eher „falsche“ Bewegung und Überforderung auf der psychischen Ebene (zweiter Faktor), die durch Zeitdruck, Arbeitstempo und Kommunikationsgeschwindigkeit entsteht. Ebenso wie durch die vielfältigen Anforderungen, die der Beruf an Pflegende stellt. In vielen Fällen fehlt ein Ausgleich und Arbeits-und Privatleben befinden sich in keinem ausgewogenen Zustand zueinander.

 

Psychischen Erkrankungen

Die psychischen Erkrankungen in Pflegeberufen sind überdurchschnittlich hoch. „Nach den bereits 2015 von DAK und TK veröffentlichten Krankheitsdaten rangieren die Pflegeberufe inzwischen quasi an der Spitze derjenigen Berufe, die besonders von Depressionen betroffen sind. Zu viel Arbeit, Zeitdruck und Hektik, mangelnde Anerkennung, wenig Autonomie und eine schlechte Work-Life-Balance sind bekanntlich wesentliche berufsbedingte Risikofaktoren für das Entstehen einer psychischen Erkrankung. All dies gehört seit Jahren in der Pflege zum Alltag”, sagt DBfK-Referentin Johanna Knüppel. “Die Auswirkungen solcher Arbeitsbedingungen sind inzwischen immer deutlicher in den Arbeitsunfähigkeitszahlen abzulesen“ (Zugriff: 03.07.2017 19:02 Uhrhttp://www.kinderkrankenpflege-netz.de).

Während das Bundesministerium für Gesundheit vor allem auf Bewegungsprogramme und Ernährung setzt um dem zu begegnen, und sinnvoll begründet mit der psycho-physischen Regulation, mit Reizen für alle Organsysteme und der Möglichkeit des mentalen Ausgleichs und sozialen Austauschs und sich das in unterschiedlichen Maßnahmen niederschlägt (Rückenkurse, Walking, Ernährungsprogramme, Entspannung etc.) geht der DBfK schon 2015  in seinen Forderungen die Pflegeberufe betreffend in folgende Bereiche:

„Der Personalschlüssel in der Pflege ist deutlich zu verbessern und so die Arbeitsbelastung der Pflegefachpersonen zu senken.

Abläufe rund um den Arbeitsplatz Pflege sind auf vermeidbare Belastungsfaktoren hin zu überprüfen und aus Mitarbeitersicht zu optimieren. Dies betrifft z.B. Unterbrechungen der Arbeit, aber auch den Einsatz von Hilfsmitteln usw.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement verstärken

Betriebliches Gesundheitsmanagement muss erheblich verstärkt werden im Sinne von frühzeitiger und aufsuchender Hilfe. Dafür sind Zeitressourcen konsequent einzuplanen

Gute Führung und ein vertrauensvolles Miteinander im Team sind einerseits positive Verstärker und andererseits Grundlage zur Früherkennung von Krankheitszeichen. Beides muss hohe Priorität erhalten“ (Zugriff :03.07.2017, 19:50 Uhr http://www.kinderkrankenpflege-netz.de).

International ist sogar das Handlungsfeld Occupational Health Nursing (Betriebliche Gesundheitspflegerin) etabliert. In einem Positionspapier vom DbfK setzt dieser sich schon 2014 für die Einführung dieser OHN in Deutschland ein.

 

Occupational Health Nursing

„Der DBfK setzt sich für die Einführung von Occupational Health Nursing als pflegerisches Tätigkeitsfeld in Deutschland ein. In den Nachbarstaaten und den USA sind Pflegende auf unterschiedlichsten Qualifikationslevels in großem Umfang in Public-Health-Rollen, wie z.B. im betrieblichen Gesundheitsschutz, tätig. Auch in Deutschland gab es bereits vor ca. 100 Jahren „Fabrikschwestern“, die sich durch Fortbildungskurse für „erfahrene Schwestern mit sozialen Erfahrungen und Vorkenntnissen“ qualifizierten. Occupational Health Nursing ist eine Ausprägung einer erweiterten Pflegepraxis (Advanced Nursing Practice-ANP) durch den Einsatz speziell qualifizierter Pflegefachpersonen nach internationalem Vorbild. Auch in Deutschland könnte die Einführung einer „betrieblichen Gesundheitspflegerin“ zur Weiterentwicklung des betrieblichen Gesundheitsschutzes einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung der Beschäftigten leisten. Dies gilt für sämtliche Einrichtungen und Betriebe und besonders auch für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen“ (Zugriff: 03.07.2017 20:08, https://www.dbfk.de/media/docs/download/DBfK-Positionen/Position-betriebl-Gesundheitspflege-2014-10.pdf).

Die Perspektiven sind wie wir sehen weit gefächert und reichen vom Arbeitsschutzgesetz über körperliche Maßnahmen bis hin zu einem eigenen Berufsbild, was dafür sorgt, dass betriebliche Gesundheitsförderung mehr ist als nur ergonomische Sitzmöbel.

 

Maßnahmen der Gesundheitsförderung

Es ist eine Managementaufgabe/Leitungsaufgabe sich die Rahmenbedingungen seines Betriebes anzuschauen und Risiken zu erkennen bzw Entscheidungen zu treffen in Richtung sinnvoller Maßnahmen der Gesundheitsförderung. Sicher ist nicht für jede Einrichtung alles gut,  sinnvoll und zutreffend. Hierbei kommt es natürlich sehr stark auf Belastungspotentiale und die Mitarbeiter drauf an. Eine Einrichtung mit ausschließlich dementen Bewohnern hat andere Belastungen, als eine mit schwerst kranken intensivpflege Patienten. Hier ist der Fokus ein anderer und damit müssen sich auch die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung anders ausgestalten. Es gibt kein Schema F, welches auf jeden Betrieb gestülpt werden kann. Es gibt unterschiedliche Maßnahmen, welche die beiden Hauptfaktoren abdecken-wie sich das jedoch genau ausgestaltet ist individuell.

Ein guter Artikel (der zwar schon etwas Älter ist, aber dennoch nicht weniger aktuell findet sich auf der Seite des deutschen Netzwerkes zur betrieblichen Gesundheitsförderung .

http://www.dnbgf.de/fileadmin/downloads/materialien/dateien/575_Artikel_BKK.pdf

Die Liste der Interventionen ist lang und es ist ein erster Schritt im eigenen Betrieb die Belastungspotentiale zu reflektieren. Nicht selten wird beklagt, dass Maßnahmen wie z.B. die Rückenschule nicht gut angenommen werden, und später stellt sich sogar heraus, dass Mitarbeiter diese als zusätzliche Belastung wahrgenommen haben.

Hierbei ist es wie mit allen Managemententscheidungen: Sie sollten aufmerksam und mit bedacht getroffen werden und auf der Grundlage von Fakten und Beobachtungen. Wo liegt sprichwörtlich also ” der Hund begraben”? An welcher Stelle sind Risikopotentiale, wie ist der Krankenstand und was die häufigsten Klagen?

Mittlerweile gibt es hierzu viel gute Literatur und auch im Internet hilfreiche Artikel. Mit der Tatsache, seine Mitarbeiter im Blick zu haben und aufmerksam zu sein, fängt betriebliche Gesundheitsförderung jedoch überall im ersten Schritt an.

 

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