Gesunde Faktoren für die Schichtarbeit in der Pflege

Früh-, Spät- oder Nachtdienst – die meisten, die in der Pflege arbeitet, kennen die wechselnden Arbeitszeiten.
In vielen Berufen und Branchen und vor allem in der Pflege geht es nicht ohne die Schicht- und Nachtarbeit. Vor allem Pflegende leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung unserer Gesellschaft. Um dies zu würdigen, geht es in diesem Blogartikel darum, für die gesundheitlichen Risiken und Beeinträchtigungen des Sozial- und Familienlebens zu sensibilisieren und Faktoren zu beschreiben, die der Gesunderhaltung unserer Pflegekräfte dienen können.

 

Zunächst die Vorteile der Schichtarbeit

Natürlich gibt es Vorteile, die die Arbeit in Schichten mit sich bringt. So gibt es Nachtzuschläge, Zuschläge für Wochenend- und Feiertagsarbeit, Bereitschaftsdienst, Wechselschichtzulagen usw., die der Höhe des Lohnes zuträglich sind.

Zudem können in der Freizeit, in der die meisten anderen auf der Arbeit sind, Behördengänge entspannter erledigt, der Berufsverkehr umgangen werden und man kann weitere Dinge zu Zeiten unternehmen, in denen kein großer Andrang herrscht. Im Vergleich dazu müssen Arbeitnehmer, die zu den üblichen Bürozeiten arbeiten für manche solcher Vorhaben einen Urlaubstag opfern.

Dennoch gibt es einige Aspekte, die für die Gesundheit und die Work-Life-Balance allgemein ein Risiko darstellen. Darauf wollen wir nun eingehen.

 

Atypische Arbeitszeiten

Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) arbeiten mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Altenpflege (57%) und sowie in der Krankenpflege (59%) regelmäßig zu atypischen Zeiten. Atypisch bedeutet hier vor 7 Uhr morgens oder nach 19 Uhr. Ein großer Teil der Beschäftigten in der Pflege (ca. 85 Prozent) erscheint zudem regelmäßig am Wochenende zum Dienst.  (Quelle: https://www.baua.de)
Frühdienst heißt meist um fünf Uhr aufstehen, zur Arbeit, dann nach Hause kommen, den Haushalt erledigen und die Kinder versorgen. So weit so gut. In der Woche darauf bis 21 Uhr im Spätdienst, dann früh aufstehen, damit der übliche Alltag und der private Haushalt erledigt werden können. Dann ein paar Nachtschichten und zwischendurch noch eine Schicht mit dem Kollegen tauschen. Das erfordert Flexibilität und viel Organisation im privaten Alltag, umso mehr, wenn hier auch ein Familienleben gestaltet werden will.

Die innere Uhr

Normalerweise folgt die sogenannte innere Uhr (circadiane Uhr) einem 24h-Rhythmus, der so getaktet ist, dass physiologische Vorgänge in einer gewissen Regelmäßigkeit erfolgen. Wer zu üblichen Bürozeiten arbeitet, weiß vielleicht um seinen „toten Punkt“ gegen 14 Uhr und die eintretende Müdigkeit meist um eine bestimmte Stunde am Abend.
Nacht- und Schichtarbeit dagegen bringen unsere innere Uhr aus dem Takt dieser Regelmäßigkeit, was zu einer Art chronischen Jetlag führen kann. Ein- und Durchschlafstörungen können die Folge sein. Fehlender Schlaf kann den Stoffwechsel und das Immunsystem beeinflussen. Neben dieser fehlenden Regelmäßigkeit kommt hinzu, dass der Tagschlaf nach einer Nachtschicht in der Regel von geringerer Dauer und Qualität ist als der gängige Nachtschlaf. (Quelle: DGAUM – Gesundheitliche-Aspekte-Gestaltung-Nacht-und-Schichtarbeit_2021-08.pdf)

 

Ruhezeiten zwischen den Schichten

Laut §5 Abs. 1 des Arbeitszeitgesetzes haben Beschäftigte grundsätzlich Anspruch auf eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden zwischen zwei Arbeitseinsätzen. (Quelle: Arbeitszeitgesetz) Jedoch gibt es in der Pflege häufig gesetzliche, tarifvertragliche oder betriebliche Ausnahmeregelungen, die eine Verkürzung der Mindestruhezeit ermöglichen (§5 Abs. 2 ArbZG).

 

Beeinträchtigung des Soziallebens

Das in der Freizeit stattfindende Sozialleben findet in unserer Gesellschaft zum Großteil am Abend und am Wochenende statt. Regelmäßige Nachtarbeit macht ein Treffen mit dem Freundeskreis am Abend seltener möglich. Tagsüber muss der Schlaf nachgeholt werden, sodass auch dann weniger Zeit für eine gemeinsame Freizeitgestaltung mit der Familie oder Freunden bleibt.

Als junger Mensch kann diese Flexibilität vielleicht noch leichter in Kauf genommen werden. Jedoch ist es ratsam, einige Dinge zu berücksichtigen, sodass die Schichtarbeit langfristig gesundheitsgerecht gestaltet wird und sich keine ungesunden Gewohnheiten etablieren.

 

Gesundheitsgerechte Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit

Um die gesundheitlichen und sozialen Risiken kleinzuhalten können einige Faktoren berücksichtigt werden.

 

Organisation von Nacht- und Schichtarbeit

Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse geben die Empfehlung, die Anzahl, aufeinander folgender Nachtschichten möglichst gering zu halten (max. drei Nachtschichten in Folge). Viele Arbeitnehmer in fünf oder mehr hintereinander folgenden Nachtschichten haben häufig das Gefühl, dass sich der Körper an die Nachtarbeit gewöhnt. Die Anpassung soll jedoch nur teilweise stattfinden und wird durch freie Tage wieder rückgängig gemacht. Bei Arbeitnehmern in Dauernachtarbeit findet eine Anpassung zwar statt, aber auch nur, wenn diese Beschäftigten ihre freie Zeit auch nach diesem Format gestalten. Kurze Nachtschichtblöcke dagegen verhindern die Ansammlung eines Schlafdefizits. (Quelle: Baua – Gestaltung von Nacht-und-Schichtarbeit).

Auch das Sozial- und Familienleben von Arbeitnehmern profitiert von kurzen Schichtblöcken. Denn: langrotierte Schichtsysteme, das heißt, wöchentlich wechselnde Schichten führen häufig dazu, dass Arbeitnehmer zwei Wochen lang keinen Abend frei haben – eine Woche Spätschicht, dann eine Woche Nachtschicht. Kurze Schichtblöcke im Wechsel machen zumindest einige arbeitsfreie Abende möglich. Ebenso sind geblockte Wochenendfreizeiten den einzelnen freien Tagen vorzuziehen.

 

Rückwärts rotierende Schichtsysteme sollten vermieden werden, weil die Erholungszeit zwischen den Schichten verkürzt sind. Endet eine Spätschicht zum Beispiel um 22 Uhr und die Frühschicht beginnt um 6 Uhr ergibt sich eine Ruhezeit von lediglich acht Stunden. Arbeitswissenschaftliche Studien belegen, dass Beschäftigte in vorwärts rotierten Systemen – Abfolge Früh-, Spät- und Nachtschicht) weniger Beschwerden haben. Detaillierte Empfehlungen findet Ihr hier (DGAUM – Leitlinie „Gesundheitliche Aspekte und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit“ ab Seite 37)

 

Schlafrhythmen berücksichtigen

Allerdings hat nicht jeder die gleichen Bedürfnisse hinsichtlich des Tages-/Nachtrhythmus. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) empfiehlt hierzu das Führen eines Schlaf-Wach-Tagebuches. Mit ein wenig Aufwand zwar kann man sich hier vergegenwärtigen, welche Schlafrhythmen für einen selbst am verträglichsten sind. Möglicherweise lassen sich diese dann in der Dienstplanung berücksichtigen.

Wer in Wechselschichten arbeitet, kann sich laut DGSM leichter an die neue Schicht anpassen, indem die Schlaf- und Wachzeiten in den letzten Tagen der jeweiligen Schicht um ein bis zwei Stunden nach vorne verschoben werden. Dies helfe dem Körper, sich langsam an den veränderten Rhythmus der Nachtschicht zu gewöhnen.
Schichtarbeitende, die tagsüber nicht genügend Schlaf bekommen, können mit kurzen Nickerchen fehlenden Schlaf ausgleichen.

 

Schlafhygiene pflegen

Auch hier hilft es, ein paar „Spielregeln“ einzuhalten, um zur gewünschten Schlafenszeit für die nötige Bettschwere zu sorgen. Die AOK empfiehlt:

 

  • Vier Stunden vor dem Schlafen keine koffeinhaltige Getränkte trinken
  • Vor dem Zubettgehen keinen intensiven Sport zu treiben
  • Alkohol als Einschlafhilfe vermeiden
  • Das Schlafzimmer abdunkeln
  • Geräusche so gut es geht abschirmen
  • Dem Körper mit Ritualen signalisieren, dass es nun auf die Schlafenszeit zugeht, wie mit einem Spaziergang, Kräutertee oder anderen entspannungsfördernde Maßnahmen.

 

Keine Abstriche bei der gesunden Ernährung
Insbesondere wer nachts arbeitet fällt aus den gesellschaftlich geprägten Rhythmen wie zum Beispiel der Mittags- oder Frühstückspause heraus. Hier kann schnell zu ungesunden Snacks wie Schokolade oder Kekse, einem weiteren starken Kaffee als Energiekick oder einer Zigarette gegriffen werden. Auch hier gibt es von der AOK hilfreiche Empfehlungen für die gesunde Ernährung (AOK: Gesunde Ernaehrung für Pflegekräfte)

Dies sind einige gesundheitsfördernde Faktoren, die konstant in den Schichtalltag integriert werden und auf diese Weise für Ausgleich sorgen können.

 

An dieser Stelle noch einmal ein Dankeschön an alle Pflegekräfte, die Tag und Nacht für uns da sind! Wir hoffen, dass Ihr bei den vielen Schichten auch an Eure Gesundheit und Eure Work-Life-Balance denkt!

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