Gesundheit als Lebensprojekt – Die Dynamik der Salutogenese

Gerade im letzten Jahr, haben wir uns wohl so viel mit dem Thema Gesundheit und deren Abwesenheit beschäftigt und das quer durch alle Bevölkerungsschichten, wie lange vorher nicht.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Was ist Salutogenese und wie erklärt man damit Gesundheit?
  2. Kritik am Modell der Salutogenese
  3. Die vier Komponenten des Salutogenese Modells

Lesezeit: 10 Minute / 1151 Wörter

Was ist Salutogenese und wie erklärt man damit Gesundheit?

Was bedeutet Gesundheit für jeden Einzelnen? Was bedeutet Gesundheit für eine Gesellschaft? Dieser Frage nachzugehen ist ein großes Projekt. Was aber Krankheit für unsere Gesellschaft bedeutet, dass haben wir eindrücklich erlebt. (und vorbei ist es ja auch noch nicht)

Interessant ist es, sich hierzu einmal das Thema „Salutogenese“ anzuschauen.

„Das Modell der Salutogenese wurde vom Gesundheitswissenschaftler Aaron Antonovsky als Alternative zur Pathogenese eingeführt und ist eines der wichtigsten Modelle zur Erklärung von Gesundheit. Es soll die Frage beantworten, wie Gesundheit entsteht, wie Menschen trotz Risiken gesund bleiben können und wie in der Praxis ihre Gesundheit gefördert werden kann. Das Modell basiert auf einem Verständnis von Gesundheit und Krankheit als Kontinuum, es soll Bewegungen auf diesem Kontinuum erklären. Als Determinanten von Gesundheit werden Stressoren, die Art ihrer Bewältigung und verfügbare Widerstandsressourcen herangezogen. Ein Schlüsselkonzept ist das Kohärenzgefühl, das sich im Laufe des Lebens auf der Basis von Ressourcen entwickelt und aussagt, ob das eigene Leben als verstehbar, bewältigbar und sinnhaft erlebt wird. Ein hohes Kohärenzgefühl führt zu positiver Gesundheit, ein geringes Kohärenzgefühl zu negativer. Das Modell der Salutogenese stellt eine zentrale theoretische Grundlage für die Praxis der Gesundheitsförderung dar, sie formuliert, welche Bedingungen für die Gesundheit gefördert werden müssen“ (Quelle: https://www.leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/salutogenese/, Zugriff: 22.12.2020 11:09)

Kritik am Modell der Salutogenese

Es gibt sicher wie an jedem Modell auch Kritik, auf die möchte ich hier aber nicht eingehen an dieser Stelle, weil es um einige andere Aspekte geht.

Die zentralen Fragen sind nämlich, wie Gesundheit entsteht, wie der Mensch sich trotz Stressoren auf unterschiedlichen Ebenen, gesund erhält und wie er seine Gesundheit fördern kann. Das sind zentrale Fragen, die natürlich nicht in einem Satz oder Blogartikel zu beantworten sind.

In der Abbildung unten sieht man gut, wie viele Faktoren im Modell zum tragen kommen.

Das Modell der Salutogenese

(Quelle: https://www.leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/salutogenese/, Zugriff: 22.12.2020 12:00 Uhr)

Die vier Komponenten des Salutogenese Modells

Die vier wesentlichen Komponenten des Modells, kann man kurz, wie folgt zusammenfassen:

Gesundheit ist hier nicht das Gegenteil von Krankheit, sondern wir bewegen uns alle auf einem Kontinuum zwischen den beiden und alles ist jederzeit veränderbar.

Diese Perspektive hat den großen Vorteil, das jeder Mensch als mehr oder weniger gesund verstanden und auf dem Kontinuum platziert werden kann. Selbst Menschen mit schweren oder chronischen Krankheiten haben die Chance, dass ihre Gesundheit auch in eine positive Richtung zu bewegen ist.

Weder Krankheit noch Gesundheit sind als absolut zu sehen. Wenn wir uns z.B. einen Menschen anschauen, der eine Diagnose hat, wie z.B. Diabetes mellitus und sich täglich Insulin spritzen muss, dann wäre er nach anderen Definitionen krank. Er muss sich aber weder krank fühlen, noch muss er zwingend Einschränkungen erleben in seinem Alltag und er kann durch viele Kompetenzen die er besitzt, gelernt haben in seinem Alltag so zu handeln, dass er sich gut und gesund fühlt und seine Lebensqualität als hoch betrachten. Eine weitere Komponente im Modell ist Stress/Stressbewältigung. Dieser Stress kann auf vielerlei Ebenen stattfinden (Lebensereignisse die belasten, Arbeitsstress, Krankheit, Umweltbelastung, mentaler/emotionaler Stress) in unserem Diabetes Beispiel, könnte die tägliche Injektion z.B. einen Stressor darstellen.

Menschen, die ihre Spannungen, die aufgrund dieser Stressoren auftreten, erfolgreich bewältigen, werden sich auf dem Kontinuum in die positive Richtung bewegen.

Der dritte Aspekt, ist sicher einer der wichtigsten, deshalb möchte ich hier einmal zitieren: „Als wesentliches Potenzial zur Bewältigung von Stressoren und als Kernstück der Salutogenese werden von Antonovsky die allgemeinen Widerstandsressourcen („Generalized Resistance Resources“) gesehen. Sie umschreiben „jedes Merkmal einer Person, Gruppe oder Umwelt, das eine wirksame Spannungsbewältigung erleichtern kann“ (Antonovsky 1979, S. 99, Übersetzung T. F.). Allgemeine Widerstandsressourcen können in einer Vielzahl von Belastungssituationen wirksam werden und umfassen sowohl genetische und konstitutionelle als auch psychosoziale Merkmale. Menschen mit vielen und ausgeprägten Ressourcen sind in der Lage, die im Laufe ihres Lebens auf sie zukommenden Belastungen besser zu bewältigen und bewegen sich daher auf dem Gesundheitskontinuum in die positive Richtung. Besonders interessant sind dabei psychosoziale Widerstandsressourcen, weil sie potenziell veränderbar sind. Sie umfassen zum einen Merkmale der Person, z. B. Wissen und Intelligenz, präventive Einstellungen, Fähigkeiten (Bewältigungskompetenzen) und Eigenschaften (Ich-Identität, Selbstwertgefühl), aber auch körperlich-konstitutionelle Charakteristiken (wie z. B. eine stabile Konstitution oder hohe Immunkompetenz). Zum anderen gehören auch Merkmale ihres sozialen und gesellschaftlichen Umfeldes zu den Ressourcen, z. B. starke soziale Bindungen und Unterstützungsmöglichkeiten, starke religiöse oder philosophische Überzeugungen, ein Leben in kultureller Stabilität oder materielle Ressourcen (Geld, Besitz und Vermögen). Widerstandsressourcen bauen sich von Beginn an und im Laufe des Lebens auf und haben ihre Wurzeln in gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie in biographischen und familiären Bedingungen. Wie und wo Menschen aufwachsen, entscheidet darüber, welche Ressourcen sie entwickeln können. Verfügen sie über viele Widerstandsressourcen, so können sie im Leben tendenziell Erfahrungen machen, die ihnen Konsistenz vermitteln, soziale Teilhabe und personale Kontrolle ermöglichen sowie ein Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung entstehen lassen“ (Quelle: https://www.leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/salutogenese/ Zugriff 06.01.21 22.30 Uhr)

Dies also mündet nun im vierten Aspekt, dem Kohärenzgefühl.

Wenn Menschen auf der Grundlage von vielen dieser oben genannten Widerstandsressourcen eine positive Lebenserfahrung machen können, dann entwickeln sie im Laufe von Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenalter eine Orientierung im Leben, die Antonovsky „Kohärenzgefühl“  nennt. Er meint damit die tiefe Überzeugung und Zuversicht von Menschen, dass ihr Leben im Prinzip verstehbar, sinnvoll und zu bewältigen ist. Diese Lebensorientierung besteht aus drei Komponenten, die eng miteinander verknüpft sind: Dem Gefühl der Verstehbarkeit, also dem Gefühl, dass das eigene Leben verstehbar, kognitiv klar und strukturiert (nicht chaotisch) ist; zweitens dem Gefühl der Bewältigbarkeit, also der Zuversicht, das die Anforderungen und Belastungen im Leben im Wesentlichen zu bewältigen sind; drittens dem Gefühl der Sinnhaftigkeit, dem Grundgefühl, dass das eigene Leben sinnvoll ist und die auf einen zukommenden Anforderungen es wert sind, dafür Energie zu investieren. Menschen mit einem hohen Gefühl der Kohärenz sind besser in der Lage, ihre Stressoren zu bewältigen und die dazu notwendigen Ressourcen auszuwählen; sie bewegen sich daher auf dem Gesundheitskontinuum in eine positive Richtung.

Damit haben wir die Grundlage des komplexen Modells einmal in aller Kürze angeschaut und wenn man sich tiefer damit beschäftigt, kommt man jedenfalls auch im Kontext der jetzigen Situation zu den Fragen: Was tue ich eigentlich persönlich, um gesund zu bleiben? (wenn man sich einmal alle Stressoren anschaut, die gerade so auf den Menschen einwirken), wo auf diesem Kontinuum befinde ich mich eigentlich gerade und warum? Und schlussendlich: Wie kann ich dieses Kohärenzgefühl eigentlich stärken?

Diese Fragen, werden wir hier und heute nicht mehr beantworten, aber es ist ja immer hilfreich einmal in Augenschein zu nehmen, an welchen Hebeln wir vielleicht auch selbst ziehen oder drücken können.

In diesem Sinne

Bleiben Sie gesund und bis zum nächsten Beitrag

Ihre Lisa Ruchnewitz

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