Gewalt am Arbeitsplatz – Als Führungskraft sensibel sein (aus dem Positionspapier des ICN)

Gewalt am Arbeitsplatz- Als Führungskraft sensibel sein (aus dem Positionspapier des ICN)

Kaum aus dem Urlaub zurück und dann so ein Thema? Warum das? Gibt es nicht auch viel Erfreuliches zu berichten momentan? Ja gibt es!

 

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Inhaltsverzeichnis:

  1. Gewalt am Arbeitsplatz – Als Führungskraft sensibel sein
  2. ICN als globale Stimme der Pflegeberufe …

Lesezeit: 3 Minute / 824 Wörter

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Gewalt am Arbeitsplatz – Als Führungskraft sensibel sein

 

In privaten Gesprächen mit einigen Fachkräften ist mir aber in letzter Zeit sehr häufig aufgefallen unter welchen Bedingungen diese eigentlich arbeiten und wie „normal“ sie das schon selbst empfinden. Ist das gut, wenn die Grenzen da derart verschwimmen? Ich denke es ist gut, wenn Führungskräfte und Verantwortliche sensibel und fachlich kompetent genug sind, zu erkennen, wenn etwas nicht „gut läuft“.

Da es sehr viele unterschiedliche Sichtweisen davon gibt was Gewalt ist und was nicht, wo es beginnt „nicht mehr in Ordnung zu sein“ und was noch gerade so durchgeht, hat die ILO (Internationale Arbeitsorganisation) Gewalt am Arbeitsplatz definiert und bezieht dabei ein: „Ereignisse, bei denen Beschäftigte im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit misshandelt, bedroht oder beleidigt werden; dazu gehört der Weg von der und zur Arbeit, sofern es sich um eine explizite oder implizite Gefährdung ihrer Sicherheit, ihres Wohlbefindens oder ihrer Gesundheit handelt.“

Gewalt am Arbeitsplatz hat logischerweise negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern, Patienten, Bewohnern, Angehörigen und allen Beteiligten. Auch Zeugen können Auswirkungen davontragen. Mobbing ist eine Form von Gewalt am Arbeitsplatz die sehr häufig verschwiegen wird und/ oder von Führungskräften ignoriert, da es häufig unbequem ist „damit etwas zu machen“. Mobbing wird dabei als Prozess beschrieben der eskaliert und die betroffene (gemobbte) Person in einer untergeordneten Rolle endet und das Ziel von systematischen, negativen sozialen Angriffen ist. Jede Person im System kann Opfer werden (Mitarbeiter, Patienten/Bewohner, Führungskräfte).

Viele Faktoren können dazu beitragen, dass Gewalt am Arbeitsplatz ausgeführt wird. Die Ursachen reichen von persönlichen Faktoren über Situationsfaktoren, Sozialisationsfaktoren und sozialen Faktoren bis hin zu strukturellen Faktoren und zu Organisationsfaktoren. Ein definitiver Anfang ist es hinzuschauen und keine Zeichen zu übersehen. Das Verschweigen von jeglicher Art von Gewalt (sei sie verbal oder körperlich) hat die Entwicklung von Präventions –und Managementstrategien teilweise verhindert und verzögert.

Wer als Führungskraft ein effektives, zufriedenes und leistungsfähiges Team möchte, tut gut daran sich die Strukturen genauer anzuschauen, denn Mobbing am Arbeitsplatz führt zu verminderter Zufriedenheit und Moral im Team sowie zu ansteigenden Fehlzeiten und erhöhter Fluktuation und dem Vorsatz die Pflege als Profession ganz zu verlassen.

Hier ein Ausschnitt aus dem ICN Positionspapier und den dazu gehörigen Forderungen:

„Die Internationale Arbeitsorganisation sieht Pflegefachpersonen einem hohen Risiko für Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt.  Pflegefachpersonen sollten deshalb eine hohe Priorität erhalten bei den Gruppen, für die Gefährdungsbeurteilungssysteme und Prozesse installiert sind, die das Risiko mildern und die Mitarbeiter schützen. Darüber hinaus sind PflegeschülerInnen, Studierende und BerufseinsteigerInnen stärker gefährdet, Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz und Mobbing zu werden; gleichzeitig sind sie verletzlicher solchem Verhalten gegenüber und fühlen sich dem machtlos ausgesetzt anstatt sich zu wehren.“

 

ICN als globale Stimme der Pflegeberufe …

  • verurteilt aufs schärfste gewalttätiges Verhalten begangen von jedermann und gegen jede Person einschließlich Pflegefachpersonen, Angehörige anderer Gesundheitsberufe, PatientInnen, Familienangehörige sowie Mitglieder der Öffentlichkeit. Solche Taten verletzen die Menschenrechte all derjenigen, die ein Recht auf Schutz vor Schäden an ihrem Arbeitsplatz und in Gesundheitseinrichtungen haben.
  • ist fest überzeugt davon, dass Gewalt – am Arbeitsplatz wie auch in der häuslichen Umgebung – die Sicherheit von Pflegefachpersonen und PatientInnen riskiert und das Erbringen einer guten Gesundheitsversorgung bedroht.
  • unterstützt die Entwicklung von Strategien, die eine Null-Toleranz gegenüber Gewalt in jeder Form und durch wen auch immer einschließlich professionell Pflegenden selbst und an jedem Arbeitsplatz reflektieren. ICN fordert alle Organisationen, die Pflegefachpersonal beschäftigen, überwachen, aus- und weiterbilden, vertreten oder unterstützen auf, aktiv in  Richtung einer Null-Toleranz gegenüber Gewalt zu arbeiten. Dennoch ist zu erkennen, dass Erfahrungen von Gewalt am Arbeitsplatz weitverbreitet bleiben, die Fälle oft komplex und multifaktoriell sind und dass das Risiko besteht, dass Null-Toleranz alleine zu einem Verschweigen führen kann.
  • unterstützt Gesundheitsorganisationen dabei, jede kriminelle Tat der Gewalt in angemessener Weise an Justizbehörden zu melden.
  • ruft auf zu einer ernsthaften systemweiten Beschäftigung mit Gewalt am Arbeitsplatz, die beinhaltet:
  • Präventionsstrategien
  • Bildung und Training von Angehörigen der Gesundheitsberufe und der Teams
  • Schaffen offener und respektvoller rechtebasierter Organisationskulturen
  • Prüfung der Fakten ohne Schuldzuweisung
  • Führung, die Verhalten ausbildet und das Sprechen über Gewalterfahrung und Mobbing unterstützt und bestärkt
  • Gestaltung integrierter personenzentrierter Gesundheitssysteme und Umfelder, die eine klare und offene Kommunikation fördern
  • Kooperation und Partnerschaften mit anderen Organisationen innerhalb und außerhalb des Gesundheitssektors
  • Angemessene Ressourcen.“

 

In dem Positionspapier wird im Folgenden näher darauf eingegangen wozu der ICN Arbeitgeber aufruft, wie er Berufsverbände unterstützen will und auf welche Art er an Pflegefachpersonen und Leitungen appeliert. Die Umsetzung ist hier teilweise noch sehr in den Anfängen.

Wer das komplette Positionspapier lesen möchte, findet es hier :https://www.dbfk.de/media/docs/download/Internationales/ICN_Praevention-von-und-Umgang-mit-Gewalt-am-Arbeitsplatz_2017.pdf

Als verantwortliche oder leitende Pflegefachkraft, ist die Beschäftigung mit diesem Thema unerlässlich und auch wenn man in dem Moment, in welchem man sich damit auseinandersetzt keinen Handlungsbedarf im Team sieht, ist es sinnvoll und wichtig Ideen entwickelt zu haben und seine Mitarbeiter diesbezüglich im Blick zu behalten.

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