Inkontinenz- Grundlagen zum Refresh (Teil 2 von 4)

Inkontinenz- Grundlagen zum Refresh (Teil 2 von 4)

Pflegekräfte in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten kommt beim Thema Inkontinenz eine besondere Aufgabe zu, die nicht immer leicht zu Händeln ist. Mit viel Geduld und Verständnis müssen sie die Aufgabe meistern mit diesem häufig Scham-und auch Ekel behafteten Thema umzugehen, liebevoll zu begleiten, zu beraten und zu versorgen. Hierzu benötigt man als Pflegekraft einiges an Kompetenzen. Es reicht nicht zu wissen, wie man eine Vorlage einlegt (obwohl man auch hier eine Menge verkehrt machen kann)

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Aufgaben von Pflegekräften in Bezug auf das Thema Inkontinenz
  2. Informationssammlung
  3. Beratung
  4. Qualitätsmanagement
  5. Weitere Aufgaben

Lesezeit: 5 Minute / 1015 Wörter

 

Aufgaben von Pflegekräften in Bezug auf das Thema Inkontinenz

Die Aufgaben und zu beachtende Aspekte von Pflegekräften in Bezug auf das Thema Inkontinenz sind umfassend:

  • Bestellen der korrekten Inkontinenzmaterialien
  • Korrektes Anlegen von Inkontinenzmaterialien
  • Erhaltung, Förderung und Wiedergewinnung der Harnkontinenz bei unseren Bewohnern
  • Beratung zum Thema Inkontinenz
  • Toilettentraining/ Toilettengänge
  • Dokumentation von Miktionsplänen und Flüssigkeitsbilanzierungen
  • Kontinenzprofile einschätzen und damit arbeiten
  • Genaue Krankenbeobachtung in Bezug auf Harnverhalt, Zystitis u.a
  • Planung von Maßnahmen in der Pflegeplanung
  • Wirtschaftliches Planen und Arbeiten
  • Umsetzung des Expertenstandards
  • Überversorgung und Müll vermeiden
  • Enttabuisierung des Themas Inkontinenz
  • Vernetzung mit anderen Funktionsbereichen
  • Schutz des Bewohners vor den häufigsten sozialen Folgen der Inkontinenz

Jeder einzelne dieser Aspekte erfordert persönliche Kompetenzen von Mitarbeitern, fachlich und menschlich. Verantwortungsbereitschaft, Ausgeglichenheit und Geduld, Initiative und Einsatzbereitschaft, Organisationsfähigkeit, Taktgefühl, die Bereitschaft sich fortzubilden, Urteils-und Einfühlungsvermögen und noch vieles mehr.

Nur um dies noch zu erweitern mal einen kurzen Blick auf eine Auflistung des pqsg, in dem in einer Stellenbeschreibung für Inkontinenzbeauftragte, deutlich wird, was noch alles dazu gehören kann: http://( https://pqsg.de/seiten/openpqsg/hintergrund-stellenbeschreibung-inko.htm)

 

Informationssammlung

Erstellung einer Inkontinenzanamnese, also einer Informationssammlung mit allen relevanten Fakten, etwa Häufigkeit des Urinverlustes, bisheriger Verlauf der Inkontinenz, bisherige ärztliche Behandlung usw.

Wenn der Bewohner aus Scham die Fragen nicht beantworten will oder aufgrund einer Demenz nicht beantworten kann, so ist es die Aufgabe des Kontinenzbeauftragten, alternative Informationsquellen zu nutzen. Dazu zählen etwa die Beobachtung des Bewohners, Befragung der Bezugspflegekraft sowie die Einsicht in die Pflegedokumentation.

Prüfung möglicher psychischer Auslöser der Inkontinenz, also etwa Tod eines Lebenspartners, belastende ärztliche Diagnosen, Streit mit Mitbewohnern usw.

Prüfung sozialer Folgen der Inkontinenz, also Rückzug aus dem sozialen Leben der Einrichtung, Ekelgefühle von Angehörigen, Scham des Bewohners usw.

Prüfung auf Wechsel- oder Nebenwirkungen verschiedener Medikamente, etwa Diuretika, Antidepressiva, Kalziumantagonisten usw.

Erstellung eines Miktionsprotokolls, also einer Aufstellung etwa der Miktionshäufigkeit und des Volumens des gelassenen Urins sowie die Anzahl der unfreiwilligen Urinabgänge.

Einleitung einer ärztlichen Bestimmung des Restharns oder ggf. eigene Ermittlung per Einmalkatheterisierung.

Der Kontinenzbeauftragte führt in regelmäßigen Abständen Gewichtsvorlagentests durch. Aus der Differenz zwischen dem Gewicht einer verschmutzten Vorlage und einer neuen Vorlage ergibt sich die Menge des verlorenen Urins. Anhand dieser Daten ermittelt der Kontinenzbeauftragte, ob die Vorlagen der Schwere der Inkontinenz angepasst sind. Ggf. empfiehlt der Kontinenzbeauftragte den Wechsel zu einem alternativen Typ.

 

Beratung

Beratung von Bewohnern und Angehörigen hinsichtlich der Ursachen und Folgen der Inkontinenz sowie der gesundheitlichen Risiken; besonders intensiv bei neu eingezogenen Bewohnern.

Der Kontinenzbeauftragte berät den Bewohner zu den verschiedenen Möglichkeiten, um eine Inkontinenz zu kompensieren, also etwa Kondomurinale, diverse Vorlagen usw. Für jede Methode werden die notwendigen Materialien bereitgehalten, um die Anwendung zu demonstrieren.

Durchführung von Beckenboden- und Toilettentraining mit dem Bewohner

Beratung bei der Auswahl geeigneter Kleidung, die der Bewohner schnell öffnen kann und sich zudem bei Verschmutzungen problemlos reinigen lässt.

Vermittlung von externer Unterstützung, etwa Selbsthilfegruppen oder Kontinenz-Beratungsstellen.

Sicherstellung, dass die Vorlage anatomisch zum Bewohner passt und der Tragekomfort gewährleistet ist.

Sicherstellung, dass die Vorlage die Selbstsicherheit stärkt. Die Vorlagen dürfen also nicht riechen, auftragen oder beim Bewegen rascheln.

Der Kontinenzbeauftragte leitet in Zusammenarbeit mit den anderen Beteiligten bei adipösen Bewohnern mit Inkontinenz Maßnahmen zur Gewichtsreduktion ein.

Einleitung von Maßnahmen, um die Schäden durch Urin zu begrenzen, der trotz Inkontinenzversorgung austreten kann. Dazu zählen Schutzauflagen für Möbel, Bezüge für das Bett usw.

Treffen einer Zielvereinbarung mit dem Bewohner. Der Kontinenzbeauftragte definiert mit dem Bewohner, welcher Grad an Kontinenz mit welchem Aufwand erreichbar ist.

Durchführung von Informationsveranstaltungen für Bewohner und Angehörige.

 

Qualitätsmanagement

Einführung des Expertenstandards “Förderung der Harnkontinenz in der Pflege” in unserer Einrichtung. Erarbeitung oder Überarbeitung eines hausspezifischen Pflegestandards Harnkontinenz. Danach ständige Kontrolle, ob die Vorgaben auch langfristig erfüllt werden.

Durchführung von internen Schulungen von Fach- und Hilfskräften.

Sensibilisierung der Pflegekräfte für die häufigsten Gesundheitsschäden durch Inkontinenz wie etwa Dermatitis oder Ekzeme.

regelmäßige Beschaffung neuer Fachliteratur

regelmäßige Erfolgskontrolle aller Maßnahmen und Erstellung entsprechender Berichte und Statistiken. Diese werden der Heimleitung halbjährlich vorgestellt.

Vermeidung von teuren Versorgungsfehlern wie der sog. “Dopplung” (gleichzeitiger Einsatz von zwei Produkten) oder unnötiges Einlegen.

Vermeidung von potentiell gefährlichen Pflegemaßnahmen wie etwa der Valsavatechnik (Blasenentleerung bei gleichzeitiger Druckausübung auf den Unterbauch) oder “Triggern” (Beklopfen der Blasenregion) ohne Rücksprache mit dem Arzt. Diese Maßnahmen können zu pathologischen Blasendrücken führen.

 

Weitere Aufgaben

Der Kontinenzbeauftragte sorgt dafür, dass der Standard “Zystitisprophylaxe” sorgfältig umgesetzt wird.

Beseitigung von umgebungsbedingten Risikofaktoren, wie etwa verstellte Wege zur Toilette, fehlende Sitzerhöhungen usw.

Ausschluss einer Harnwegsinfektion mittels Urinuntersuchung etwa per Teststreifen

Der Kontinenzbeauftragte steht in ständigem Kontakt zu den Zulieferfirmen. Er prüft die Einkaufskonditionen, vergleicht die Preise sowie die Produktionsqualität und lässt sich über Neuentwicklungen informieren.

Der Kontinenzbeauftragte organisiert kostenlose Fortbildungen, die von Zulieferfirmen für Inkontinenzversorgung häufig angeboten werden.

Kontrolle, ob sich teure Vorlagen durch selteneren Wechsel bezahlt machen oder ob der Einsatz von preisgünstigen Produkten sinnvoll ist.

Kontrolle, ob der Dienstplan es ermöglicht, dass auch immobile Bewohner rechtzeitig Hilfe für einen Toilettengang erhalten.

Sicherstellung einer menschenwürdigen Intimsphäre bei der Inkontinenzversorgung, etwa durch Sichtschutz in Doppelzimmern, auf Wunsch gleichgeschlechtliche Versorgung usw.

Klärung, ob ein zusätzlicher Toilettenstuhl notwendig ist.“ Sind Sie persönlich fit, was diese lange Liste betrifft? Zumindest für die Aufgaben die Ihren täglichen Alltag betreffen?

Im Folgenden finden sich Beispiele für Versorgungsmöglichkeiten und Faktoren die dabei zu beachten sind.

Hierfür möchte ich gerne einen Link einfügen von der Seite des Online Kontinenzzentrums für Deutschland, welches umfangreich informiert und für Betroffene/Ärzte/Angehörige Tipps gibt und informiert. Pflegekräfte sind hier nicht explizit genannt (vielleicht kann man das ja nochmal ändern:) , aber es ist empfehlenswert dort auch als Fachkraft einmal zu stöbern und quer zu lesen. Das eine oder andere wird einem in Erinnerung gerufen oder aufgefrischt.

 

Alle Beiträge zum Thema “Inkontinenz” im Überblick

  1. Inkontinenz – Grundlagen zum Refresh Teil 1
  2. Inkontinenz – Grundlagen zum Refresh Teil 2
  3. Inkontinenz – Grundlagen zum Refresh Teil 3
  4. Inkontinenz – Grundlagen zum Refresh Teil 4

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