Kleiner Exkurs in ein spannendes Thema: Idiolektik = Die Eigensprache des Menschen

Kleiner Exkurs in ein spannendes Thema: Idiolektik = Die Eigensprache des Menschen

Die idiolektische Gesprächsfürung als Haltung und Methode in der Praxisanleitung

Kleiner Exkurs in ein spannendes Thema:  Idiolektik = Die Eigensprache des Menschen

Definition: Idiolekt “Die Sprachmuster, die eine Person verwendet, inkl. all ihrer phonetischen, grammatikalischen und die Wortwahl betreffenden Vorlieben. Ein Sprecher kann im Rahmen seines Idiolekts verschiedene Sprachstile haben, wobei er jeweils eine Version seiner Sprachmuster für einen bestimmten sozialen Kontext einsetzt. Darüber hinaus bilden die verschiedenen Idiolekte einer Gruppe von Sprechern, sei dies nun regional oder einer sozialen Schicht, einen bestimmten Dialekt” aus : encyclopaedia britannica (www.idiolektik.de)

 

Was verbirgt sich nun hinter dieser erst einmal etwas sperrigen Definition?

In jeder Situation, in der es darum geht, dass Menschen anderen Menschen helfen wollen (so auch in der Situation, in der ein Praxisanleiter, Schülern helfen möchte oder ein Lehrender den Lernenden), müssen erst einmal Informationen über diesen Menschen erworben werden, damit es möglich wird, diesen zu verstehen”.

In der Regel geschieht dies durch Gespräche, also durch und über Kommunikation. In diesen Gesprächen ist es wichtig, nicht zu verallgemeinern oder allgemein anerkannte Bedeutungen des Gesagten als Grundlage zum Verständnis zu  nutzen, sondern die Eigensprache des Menschen zu erkennen und zu erfahren.

Die Eigensprache des Menschen umfasst alle Ausdrucksmöglichkeiten eines Menschen und seine ihm ganz eigenen Bedeutungen. Einige ausschlaggebende Aspekte, die es ermöglichen die Eigensprache eines Menschen aufzunehmen, schauen wir uns im Folgenden kurz an. Erst einmal ist zu bedenken, dass die lexikalische Wortbedeutung zwar häufig klar zu sein scheint und man zu wissen glaubt, was gemeint ist, dies jedoch so einfach nicht ist, denn Worte für sich, herausgelöst aus einem Kontext, alleinstehend, können mehrere Bedeutungen haben. In den Sprachwissenschaften wird dies bereits berücksichtigt in dem ein Bedeutungskern (Denotation) und ein Bedeutungsumfeld (Konnotation) für Worte festgelegt sind, welche alles umfassen, was unter Umständen zu diesem Wort gehören kann. In speziellen Gesprächssituationen wird der Gesprächspartner immer bestimmte Erfahrungen, Assoziationen, Bilder und Vorstellungen mit bestimmten Begriffen/Worten verbinden und kann bei genauerem Nachfragen genau erklären, was eben mit diesem bestimmten Wort gemeint ist.

Das was der Gesprächspartner mit dem Wort oder der Redewendung gemeint hat, ist dann immer im Kontext mit der eigenen Lebensgeschichte, eigenen Erlebnissen und Erfahrungen zu sehen und entstanden und hat eine individuelle Bedeutung. Jeder Mensch spricht zwar nach außen hin eine Sprache (natürlich länderspezifisch) in der er sich mit anderen verständigen kann; Diese oberflächliche Sprache jedoch ist, mit einem eigentlich nur ihm selbst bekannten Inhalt gefüllt. Außerhalb der Wortbedeutung im Allgemeinen, gibt es spezielle Worte und Begrifflichkeiten in der idiolektischen Gesprächsführung auf die der Blick intensiver fällt: Schlüsselbegriffe, Redewendungen, Metaphern und die Organsprache des Menschen.

 

Schlüsselworte ermöglichen, wenn sie genauer hinterfragt werden, im Bedeutungsinhalt einen besonderen Zugangsweg zur Person, ihren Problemen, ihren Vorstellungen und “ihrer Welt”.

Schlüsselworte sind wie eine Brücke zwischen unserem eigenen Erleben und der Gedanken-und Vorstellungswelt des Gegenübers. Im tatsächlichen Prozess der Kommunikation, sieht das Eingehen auf Schlüsselbegriffe folgendermaßen aus: Man lässt sich ein Wort, von dem man die Vermutung hat, es könnte ein Schlüsselwort sein, näher erklären und veranlasst damit den Gesprächspartner sich näher zu öffnen. Schlüsselworte sind also Worte die in einem bestimmten Kontext eine gewichtige Bedeutung für den Sprechenden haben-in welcher Art und Weise auch immer. Erkannt werden können diese Schlüsselbegriffe, in dem der Zuhörer genau auf folgende, mögliche Kennzeichnungen der Worte achtet. Dies könnte zum Beispiel sein: Eine besondere Betonung des Wortes, eine kleine Pause vor dem Wort, es wird deutlich lauter, leider, höher oder tiefer oder verwaschener ausgesprochen als das Umfeld. Es kann ein Slangwort, ein Dialektwort oder ein Fachterminus in Umgangssprache sein oder auch durch bestimmte körperliche Signale begleitet oder untermauert sein. Ob wir letztendlich recht haben mit dem vermuteten Schlüsselwort, zeigt sich im Laufe des Gespräches. Weiter schaut man im Gesprächsverlauf auf Redewendungen und Metaphern, die der Gesprächspartner gebraucht. Redewendungen werden nicht zufällig verwendet, sondern dort eingesetzt, wo sie für passend gehalten werden. Das ist häufig kein bewusster Vorgang. Aber selbst wenn es ein bewusstes Nutzen einer Redewendung ist, weist dies, wenn man als Zuhörer näher darauf eingeht-ähnlich wie bei den Schlüsselworten-auf einem individuellen Erlebnisbereich des Gesprächspartners hin, in dessen Kontext er diese Redewendung gebraucht.

Metaphern machen unsere Sprache generell anschaulich. Wohl die meisten von uns können mit Bildern etwas anfangen, auch dort wo Worte versagen. Die Bilder welche über die Metaphern ausgedrückt und transportiert werden, können in der Regel bedeutend mit persönlichen Erfahrungen in Verbindung gebracht werden. Gehen wir also im Gespräch verstärkt auf die Metaphern ein, die der Gesprächspartner anbringt, öffnet dies eine Tür zum Weltbild und der individuellen Vorstellungswelt dieses Menschen. Praktisch versucht man dabei auf das spezielle Bild einzugehen und das Gespräch im Rahmen dieses Bildes fortzuführen.

In der Idiolektik ist mit Organsprache ein Sprechen gemeint, das in seiner Wortwahl und seinem Ausdrucksverhalten durch eine spezielle psychosomatische Konstellation beeinflusst wird. Es gibt Menschen mit unterschiedlichen Organsprachen. Zum Beispiel kann etwas “auf den Magen schlagen” oder es ist “schwer verdaulich”, es kann “bitter sein” oder man muss etwas “erstmal schlucken”. Das wäre ein Beispiel für einen Menschen, der die “Magensprache” verwendet. Andere Organsprachen wären z.B. die “Herzsprache” oder die “Hautsprache”. In der Idiolektik werden in Bezug auf die Organsprache jedoch nicht einzelne Äußerungen betrachtet, sondern ein ganzes System sprachlicher Äußerungen.

Der Kern der Sache ist es also wirklich zuzuhören, zu beobachten, eine offene Haltung gegenüber unserem Gesprächspartner einzunehmen, leere Worthülsen mit Leben zu füllen und uns” mit dem auseinanderzusetzen, was der Gesprächspartner tatsächlich meint”. Dies findet unter Berücksichtigung bzw. mit dem Fokus auf die Ressourcen des Gesprächspartners statt. Die Ressourcen helfen aktiv zu werden. Der Ansatz der Idiolektik ist wertorientiert und auf Werten aufgebaut. Achtung vor dem Gegenüber, seine Einzigartigkeit respektierend und über die Eigensprache einen Zugang findend ist sie zieloffen und zugewandt. Es geht darum die Sprache des anderen zu sprechen und damit eine Haltung zu leben, die es dem anderen ermöglicht sich zu öffnen. Dies spiegelt eine grundlegende Haltung zum Leben wieder. Die idiolektische Gesprächsführung schafft in positiver und zügiger Weise einen Zugang zu psychischen und physischen Mustern und ist besonders wirksam in Beratungs-/und Lernsituationen, in welchen es darum geht authentische Informationen vom Gegenüber zu erhalten.

Idiolektik als Haltung und Methode ist ja die Überschrift und es ist gut einzubetten in das Thema Anleitung/ Lehre. Ein Anliegen, wenn ein Schüler/ Auszubildender unterrichtet und angeleitet wird, ist es ja nach den Ressourcen desjenigen zu schauen und dort anzuknüpfen. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn diese auch erkannt werden, bzw. er auch verstanden wird und ein Zugang zu dem Menschen gefunden wird.

Wenn Lehrer beurteilt werden und das Urteil der Schüler fällt positiv aus, dann heißt es häufig „der ist gut, der spricht unsere Sprache“. Damit meint der Schüler nicht etwa, dass der Lehrer in Jugendsprache und Slang spricht, sondern das er „abgeholt“ wird, dort wo sein eigenes Verstehen“ beginnt.

Dies kann man sich auch als Praxisanleiter zu nutzen machen. Es gilt genau zuzuhören und den Auszubildenden dort abzuholen wo er steht.

Hier ein kleines Video zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=gK7rIDjAlZM

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