Milieutherapie in der stationären Pflege

Milieutherapie in der stationären Pflege

Ergänzend zum Blogbeitrag „Biographiearbeit“ in der Altenpflege, kommt heute noch-mit etwas Abstand-ein wichtiger Part hinterher, welcher häufig zu wenig Beachtung findet, obwohl es entsprechende Konzepte und Ansätze lange gibt (und in Einrichtungen mit vielen an Demenz erkrankten auch zu Einsatz kommt).

Was ist Milieutherapie und welche Merkmale beinhaltet sie?

Für den Begriff Milieutherapie gibt es keine einheitliche Definition. Allgemein könnte man sagen, es ist ein „Sammelbegriff für Verfahren, die das räumliche und soziale Milieu innerhalb vorwiegend psychiatrischer Institutionen möglichst krankenhaus-unähnlich und kommunikationsfördernd zu gestalten versuchen. Vom Wohncharakter der Zimmer über Dienstleistungsangebote, Gruppenaktivitäten du Kleidung bis zur Strukturierung als therapeutische Gemeinschaft, reichen die einzelnen als Milieutherapie bezeichneten Änderungen“ (Milieutherapie in der Stationären Altenhilfe 2003, S. 10).

Auch wenn hier in der Definition von psychiatrischen Einrichtungen die Rede ist, gilt derselbe Ansatz für Heim, Gerontopsychiatrie und alle Arten von Institutionen, in denen Menschen leben.

Eine weitere Definition verdeutlicht den Gedanken dahinter etwas besser „Soziales Umfeld, Umgebung der ein Mensch angehört, in der er lebt, die ihn prägt-oder schon etwas konkreter –als die Gesamtheit der natürlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten, die auf einen Menschen, eine Schicht oder eine soziale Gruppe einwirken. Das Milieu beeinflusst maßgeblich die Erfahrungen und damit zugleich die Art und Weise des Denkens, Wertens und Entscheidens“ (vgl. ebda. S. 13).

Das können wir uns alle vorstellen. Das Milieu hat Auswirkungen auf die Menschen, die in ihm leben. Es wirkt immer mit und ihm kann sich niemand entziehen.

Wenn wir nun den Ansatz verfolgen, den Biographischen Hintergrund der Menschen mit einzubeziehen, dann dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass integriert in die Biographie eines Menschen natürlich auch psychische, soziale und geistig spirituelle Bedürfnisse bestehen. Ganz einfach heißt dies, der Mensch hat Bedürfnisse, die über Sauberkeit, Nahrungsaufnahme und ein Bett hinausreichen.

Da die Altenpflege sich als sozial-pflegerische Beruf versteht, dessen Ziel eine ganzheitliche Begleitung alter pflegebedürftiger Menschen ist, hat sie daraus entstehend quasi die Verpflichtung milieutherapeutische Aspekte mit einzubeziehen.

Wenn wir uns das Heim als Mittelpunkt anschauen, wären milieutherapeutische Aspekte z.B. Ausstattung, Infrastruktur, kulturelle Angebote, Tagesablaufgestaltung, Kommunikationsstruktur, therapeutische Angebote, Größe, Lage, Bewohnerstruktur, Beziehungsstrukturen zwischen Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen, Pflegephilosophie und gesellige Angebote.

Mit dem Fokus darauf, wird einem klar, warum sich der Satz „Milieutherapie geht vor Medikation“ entwickelt hat.

Wenn jeder Einzelne in sich geht, dann wissen wir wo wir selbst uns wohlfühlen. In welchem Umfeld, mit welchen Menschen, Umgebungsbedingungen, in welcher Tagesstruktur usw. und welche Aspekte eher negativ auf Stimmung und physisches und psychisches Wohlbefinden wirken. Soviel Einfluss wir selbst auf unsere Umgebungsgestaltung haben, so wenig haben es die Bewohner eines Heimes in den meisten Fällen.

Deshalb ist es ausschlaggebend für deren Wohlbefinden, zu schauen, wo eine Anpassung stattfinden kann. Dies kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen. Von der Wohnraumgestaltung, über Beziehungspflege, eine Anpassung der Tagesstruktur und andere Aspekte können hier zum Einsatz kommen.

Gerade demente Bewohner reagieren empfindlich auf kleinste Veränderungen, häufig auch im positiven Sinne.

Wenn wir also verstärkt typische gerontopsychiatrische Verhaltensweisen beobachten (Unruhe, Schreie, Nesteln o.ä.) ist eine Maßnahme, den Gedanken mit einzubeziehen, was das Milieu dazu beiträgt bzw. dazu beitragen könnte dieses Verhalten abzuschwächen, zu verändern oder gar in einigen Fällen auch ganz zu beseitigen.

Dies soll/kann, nicht als Allheilmittel verstanden werden, sondern als eine weitere Perspektive im Umgang mit Menschen im Heimalltag

Hier ist häufig auch mit kleinen, wenig aufwendigen Maßnahmen ein Erfolg möglich, welcher sedierende Medikamente und/oder Fixierungen überflüssig werden lassen.

Eine interessante Vorstellung dazu ist per PDF zu finden unter:

https://www.uniklinikum-dresden.de/de/forschung-lehre-und-bildung/carusakademie/downloads/material-und-dateien/symposium-demenz-und-pflege/6%29%20Milieutherapie.pdf

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