Pflege bei Schmerzen Teil 1 – ein (persönlicher) Erfahrungsbericht

Pflege bei Schmerzen - ein persönlicher Erfahrungsbericht

 

Dieser Blogbeitrag beeinhaltet auch einen nicht unerheblichen Anteil an persönlichen Erfahrungen und Gedanken und berücksichtigt natürlich einige fachliche Informationen und Fakten, soll aber in erster Linie einen Denkanstoß zum persönlichen Umgang mit Schmerzpatienten geben.

 

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Inhaltsverzeichnis:

  1. Pflege bei Schmerzen  – ein (persönlicher) Erfahrungsbericht
  2. Das Schmerzerleben
  3. Arten von Schmerz
  4. Wenn der Schmerz nicht erst genommen wird
  5. Den Schmerzen auf den Grund gehen

Lesezeit: 4 Minute /812 Wörter

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Pflege bei Schmerzen  – ein (persönlicher) Erfahrungsbericht

Schmerzen haben eine wichtige Funktion. Sie zeigen an, wenn unser Körper geschädigt oder überlastet ist.

Leidet ein Mensch unter Schmerzen, sollte zunächst die Ursache geklärt werden. Starke und/oder andauernde Schmerzen können viele verschiedene Begleiterscheinungen mit sich bringen, wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Depressionen, bei Menschen mit Demenz führt Schmerz auch zur Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten.

Eine unzureichende Schmerzbehandlung beeinträchtigt Gesundheit und Lebensqualität des Betroffenen immens. Blutdruck und Puls können ansteigen, die Wundheilung verzögert sich, Muskelkrämpfe können auftreten, Kontrakturen, Verdauungsprobleme, Harnverhalt usw.

 

Das Schmerzerleben

Das Schmerzerleben eines jeden Einzelnen, wird von sehr subjektiven Einflussfaktoren bestimmt. Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens seine persönlichen und ganz eigenen Strategien im Umgang mit Schmerz, diese stehen im Zusammenhang mit sozialen und kulturellen Hintergründen.

Dieses Wissen, darf jedoch nicht dazu führen, dass Schmerz nicht ernst genommen wird. Es ist zu bedenken, dass nur der Betroffene selbst, seine Schmerzen empfindet und wir von außen nicht beurteilen können, wie stark der Schmerz wirklich ist. Aber das ist auch nicht die Aufgabe! Es geht darum heraus zu finden, wo ist der Schmerz, woher kommt der Schmerz (Ursache und innerhalb der Ursachenforschung die Qualität) und wodurch ist eine Verbesserung möglich?

 

Arten von Schmerz

Es gibt so verschiedene Arten von Schmerz, die alle auf unterschiedliche Organe und Ursachen hinweisen können, hier gilt es hinzuschauen und zuzuhören und den Menschen ein Gefühl für sich und ihren Körper zuzutrauen.

 

Nozizeptiver Schmerz z.B. weist auf Verletzungen oder Schädigungen von Haut, Muskeln, Knochen oder Eingeweiden bei intaktem Nervensystem hin. Körperschmerz hingegen (parietaler Schmerz) ist hell, stechend und meist örtlich begrenzt. Er entsteht, wenn z.B. das Gewebeeiweiß an den Nervenendigungen geschädigt ist.

Eingeweideschmerz (viszeraler Schmerz) wird als dumpf, ziehend oder drückend empfunden. Er verursacht häufig Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen. Er entsteht, wenn im Brust oder Bauchraum Hohlorgane gedehnt oder gereizt werden.

Neuropathische Schmerzen entstehen, durch Schädigung der peripheren Nerven, der Nervenwurzeln oder des Zentralnervensystems bei intaktem Körper und als somatoformen Schmerz bezeichnet man Funktionsstörungen, für die keine organische Ursache gefunden werden kann.

 

Dies war ein kleiner Überblick über die Schmerzformen, die durchaus auch auf Ursachen bzw. wenigstens in eine Richtung schließen lassen.

 

Wenn der Schmerz nicht erst genommen wird

Ich habe eingangs erwähnt, dass es ein eher persönlicher Artikel wird und möchte darauf kurz zurückkommen. Ich habe im letzte Jahr selbst erlebt, was es bedeutet, in seinen Schmerzen nicht ernst genommen und gesehen zu werden und wozu dies führen kann. Ohne da weiter ins Detail zu gehen, habe ich nach einer geplanten OP erlebt, dass man über 26 Stunden nicht auf mein Schmerzempfinden eingegangen ist und mir zwar Schmerzmedikation gegeben hat (die gar nicht wirkte) und darüber hinaus die Schmerzen aber eher abgetan oder verharmlost hat. Das Ende dieser zwei Tägigen Tortur stand eine mehrere Stunden andauernde Notoperation, da ein Organ an mehreren Stellen gerissen war. Im Anschluss natürlich entsprechende Narben, Komplikationen und Einschränkungen.

 

Den Schmerzen auf den Grund gehen

Dieses hätte mir alles mit einer zügigen Diagnostik und einem „den Schmerzen auf den Grund gehen“ tatsächlich verhindern können. Dies hat aber so nicht stattgefunden, da Schmerzen nach der voran gegangenen OP laut Aussage des Personals „üblich“ sind und gut mit Ibuprofen und Lefax in den Griff zu bekommen sind. Auf meine Einwände und Äußerungen, die ich aufgrund meiner körperlichen Symptomatik und meines Fachwissens geäußert habe wurde nicht weiter eingegangen oder sogar mit einer gewissen Genervtheit reagiert (Stichwort „sterbender Schwan“). Ich möchte hier keinesfalls alle Ärzte und Pflegekräfte über einen Kamm scheren, ich bin ja schließlich selber lange in dem Beruf tätig gewesen, aber leider habe ich in diesem Falle eine sehr negative Erfahrung machen müssen, die mich zum Nachdenken angeregt hat. Ich kenne den Beruf aus mehreren Perspektiven-als Auszubildende, als Fachkraft, PDL, als Heimleitung und als Lehrerin und mir war nie so sehr bewusst, wie in diesem Moment, was für eine Macht „wir“ in unseren Positionen haben und welche Ohnmacht wir in Menschen auslösen können, in Bezug auf das Thema Schmerz.

Ich habe mich letztendlich mit viel Kraft und Menschen die mich bestärkt haben, über dieses Gefühl von Ohnmacht hinweggesetzt und bin zu meiner Diagnose und Schmerzlinderung gekommen. Dieser Weg hätte so jedoch nicht sein müssen.

Ich brauchte mich auch gar nicht fragen, was ist „falsch“ gelaufen, denn es ist genau dieser Aspekt gewesen „in seinem Schmerz nicht ernstgenommen und nicht beachtet zu werden“ und das Gefühl vermittelte zu bekommen, man kann sich auf seinen eigenen Körper und sein eigenes Schmerzempfinden nicht verlassen. Dieser Aspekt ist fast noch schlimmer, denn er zieht natürlich eine psychische Komponente nach sich.

Ich möchte deshalb in den nächsten beiden Blogartikeln einmal die Gesichtspunkte bei der Schmerzeinschätzung und ihre Bedeutung einmal etwas näher anschauen und auch einige Standardfehler bei der Schmerztherapie nennen, sowie auf die Medikamente und die psychischen Aspekte noch einmal näher eingehen.

 

Bis zum nächsten Mal

 

Ihre Lisa Ruchnewitz

 

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Alle Beiträge zum Thema “Pflege beim Schmerzen” im Überblick

  1. Pflege bei Schmerzen Teil 1 – ein (persönlicher) Erfahrungsbericht
  2. Pflege bei Schmerzen Teil 2 – Grundlagen der Schmerzeinschätzung
  3. Pflege bei Schmerzen Teil 3 – Maßnahmen und Standardfehler 

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