Pflege – was ist das? Gedanken vor der (Sommer) – Pause

Dies ist der letzte Blogartikel vor meinem Urlaub und ich habe Pflegeforen durchforstet, beim DBfK gestöbert, die Praxisanleiternews studiert (auch in Vorbereitung auf den Refresh?), mir interessante Pflege- und Forschungsthemen und wissenschaftliche Artikel gelesen und bin nach all dem zu dem Schluss gekommen, es ist Zeit für einen persönlichen Artikel zum Thema Pflege!

Ich arbeite und schreibe so Vieles zum Thema Berufsbild, Haltung, Anleitungsethik usw. da musste ich in einem kleinen Selbstversuch die Pflege mal wieder einen Tag lang aus den Augen betrachten, aus denen ich sie vor einigen Jahren versucht habe zu betrachten und zwar auch in dem Bereich in dem ich länger „Zuhause“ war. Im psychiatrischen und gerontopsychiatrischen Bereich und zwar aus Patientenperspektive.

Ich sage immer so gerne, es ist heilsam mal wieder die Perspektive zu wechseln, oder mal in den Schuhen des Anderen zu gehen, da muss man das dann auch selber mal wieder tun.

Um noch zu wissen, wovon ich schreibe und was ich unterrichte, fahre ich ab und an nochmal „Tour“ in einem kleinen ambulanten Pflegedienst. Pflege kann ich also noch ?.

Es ist aber etwas ganz anderes, Kontakt zu der Seite zu haben, die eigentlich pflegt, aber die Perspektive wechseln musste. Durch eigene Überlastung, eigene Krankheit/ Burnout.

Vor zwei Jahren war ich selber in der Situation, Pflege von der anderen Seite erfahren „zu müssen“ und leider hatte sich damals zumindest der Bereich in dem ich war, nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wie man so schön sagt.

Nun habe ich drei Menschen die in der Pflege arbeiten (eine schon seit über 25 Jahren) in ihrer Behandlung und Pflege begleitet und mir erzählen lassen, wie sich fühlen, was sie erleben und wie sie als Pflegeperson, die Pflege von der anderen Seite erleben.

Und ich muss sagen, es war sehr interessant und hat mich selbst auch gleich zweimal die Perspektive wechseln lassen, auch in Bezug auf das Thema: Interdisziplinäres Team. Wenn man selber gerade nicht auf der „Pflegeseite“ steht, ist das Verständnis für die Belange anderer Berufsgruppen doch nochmal ein Anderes.

In der Gesellschaft und in der Presse findet man Negativschlagzeilen und in letzter Zeit (seit Corona) eben auch die „Heldennachrichten“. Die Wahrheit liegt wie bei fast Allem auf beiden Seiten und irgendwo dazwischen.

Es gibt weder die „böse Pflege“, die allesamt so und so ist noch die heiligen Helden (auch wenn uns unser Beruf selbstverständlich und ohne Frage einiges abverlangt, körperlich anstrengend und anspruchsvoll zugleich ist). Die Pflege in ihrer Gesamtheit betrachtet ist so diffizil, allein durch seine unterschiedlichen Bereiche und Herausforderungen, dass es für viele Pflegekräfte immer noch schwierig ist, zu erklären was Pflege eigentlich macht und ist. Mit der Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann, wird dieses etwas einfacher werden, weil hier so konkret Tätigkeiten definiert sind, die ausschließlich der Pflege vorbehalten sind. Aber da wollte ich eigentlich gar nicht hin.

Während ich schreibe, merke ich nämlich, dass ich im positiven Sinne voreingenommen bin, was mir zeigt, dass ich immer noch sehr identifiziert bin mit meiner Berufsgruppe. Es fällt mir in diesem Kontext nicht ganz leicht Kritik zu üben und auch negative Beobachtungen der Personen wiederzugeben, obwohl ich eigentlich diesbezüglich ein sehr kritischer Mensch bin. ZU sehr ist mir in „Fleisch und Blut übergegangen“, meinen Beruf gegenüber anderen Menschen irgendwie „zu verteidigen“ und mich berufspolitisch korrekt zu verhalten, denn wie soll man sich denn um guten Nachwuchs kümmern, wenn man selbst ein negatives Berufsbild nach außen trägt?! Aber eben, dass ist ein jahrelanges Problem. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Hinterfragen des Tuns und der Haltung seiner Berufsgruppe und einer negativen Einstellung. Kritisch sein und zu hinterfragen ist wichtig, um etwas anzustoßen und Veränderungsprozesse zu unterstützen. Nichts anderes macht man z.B. als Prüfer wenn man ein Examen, eine Praxisanleiter- oder PDL Prüfung abnimmt.  Man hinterfragt ein Verhalten, eine Handlung, ein Wissen was vorhanden sein muss, um die entsprechende Berufsgruppe vertreten zu können.

In dieser Erfahrung ist mir schon alles begegnet, sowohl die letzten Jahre als auch in Kontakt mit den drei Personen die in der Patientenrolle waren/sind. Freundliches, einfühlsames, kompetentes Personal, was einem das Gefühl vermittelt, einen als Person ernst zu nehmen, ohne zu bewerten/abzuwerten, ohne rigide regelgeleitet, Funktionspflege durchzuführen, aber auch das Gegenteil (das Warum kann ich hier nicht genauer beleuchten, das würde zu weit führen). Pflegekräfte, die unfreundlich, frustriert, fachlich inkompetent und bevormundend an ihre tägliche Arbeit gehen und nicht (mehr) in der Lage sind, in den „Schuhen des Anderen zu gehen“.

Ich kann hier nicht noch tiefer ins Detail gehen, sonst lesen Sie Morgen noch weiter, aber der größte Aha-Effekt war für mich die Tatsache, dass es „doch eigentlich ist wie überall“, es steht und fällt mit den Menschen und deren Haltung an ihrem Arbeitsplatz und ihrer Arbeit gegenüber.

Natürlich spielen Strukturen eine Rolle, aber auch hier haben wir meistens die Wahl, wo unsere Grenzen sind.

Das, was wir also in Blogartikeln, Workbooks und allen Teilen der Weiterbildungen hinterfragen und anstoßen, die Frage nach der eigenen Haltung, der Werte, der Rollenbilder ist ein zentraler Aspekt, den man nicht ignorieren kann und darf, um „dabei“ zu bleiben, in seinem Beruf, zu schauen, wo die eigenen Grenzen liegen, welche Herausforderungen schwierig zu meistern sind und welches doch immer wieder die Bereiche sind, die einem besonders am Herzen liegen;  und einem eine persönliche Erfüllung im Beruf bringen.

In diesem Sinne wünsche ich eine schöne Zeit

Bleiben Sie gesund!

Ihre Lisa Ruchnewitz

 

 

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