Situation der Intensivpflege in deutschen Krankenhäusern

Situation der Intensivpflege in deutschen Krankenhäusern

Wer nichts damit zu tun hat, sprich, nicht selber auf einer Intensivstation arbeitet, sich nicht mit der Thematik auseinander setzen muss aus irgendeinem fachlichen Grund, niemanden auf der Intensivstation besucht und auch niemanden kennt der dort arbeitet, kommt nicht so häufig mit der Frage in Berührung, wie es dort eigentlich so bestellt ist um die pflegerische Versorgung. Ich selbst habe mich mit dieser Thematik erstmals im letzten Jahr bei wöchentlich bis täglichen Besuchen bei meinem Großvater befasst, der über vier Wochen im Koma auf einer Intensivstation lag. Im Anschluss begann eine Freundin von mir, die Gesundheits- und Krankenpflegerin ist auf einer Intensivstation zu arbeiten und seitdem hatten wir viele Gespräche über den Anspruch an die Pflege und Betreuung von Intensivpatienten und die Realität vor Ort.

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Situation der Intensivpflege in deutschen Krankenhäusern
  2. Ein Ausschnitt aus einem DBfK Artikel hierzu

Lesezeit: 2 Minute / 582 Wörter

 

Situation der Intensivpflege in deutschen Krankenhäusern

Man kann selten (weder in der Altenpflege den Heimalltag betreffend, noch in der Gesundheits-und Krankenpflege, den Krankenhausalltag betreffend) von einem auf alle schließen. Dennoch gibt es Parallelen, von denen auch dort arbeitende Menschen berichten. Im Falle meiner Freundin auf der Intensivstation, ist es die Beobachtung, dass viele Mitarbeiter wegen des hohen technischen Anspruchs, die Gerätschaften teilweise mehr im Fokus haben, als den Patienten. Dass was sie täglich erlebt, geht wie sie sagt, gegen ihre eigene Berufsethik und ist ein Grund für eine zeitnahe Kündigung. Das beginnt dort teilweise mit einem sehr lieblosen Umgang mit den Patienten bei pflegerischen Verrichtungen, über einen fachlich völlig deplatzierten Umgang mit dementen alten Menschen (hier ist häufig insbesondere ein großes Nichtwissen anzutreffen), bis hin zu Vernachlässigungen von Bereichen wie Mundpflege, Hautpflege und genereller Körperpflege. Dies sind weiterhin auch Beobachtungen die ich im Falle meines Angehörigen in zwei unterschiedlichen Krankenhäusern machen konnte. Auch der Umgangston der dort herrscht kann für teilweise trauernde Angehörige die dort einige Zeit verbringen sehr erschreckend sein und nicht wirklich unterstützend.

Um es noch einmal zu betonen, dies sind Schilderungen und Beobachtungen, die in einem anderen Krankenhaus schon ganz anders aussehen können, dennoch ist auch der DBfK zu dem Schluss gekommen, dass die Situation auf Intensivstationen deutlich verbessert werden muss.

Am 25.7.2017 versucht die deutsche Krankenhausgesellschaft mit Zahlen des DKI zu belegen, dass die pflegerische Versorgung auf Intensivstationen gut sei. Der DBfK ist da anderer Meinung und hat mit Hilfe von Fakten und authentischer Berichte von Intensivpflegenden dazu Stellung bezogen und fordert eine deutliche Verbesserung der gesamten Pflegepersonalausstattung in Krankenhäusern.

 

Ein Ausschnitt aus einem DBfK Artikel hierzu

„Gut ist sie nicht, die Lage der Pflegefachpersonen, die auf den Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern arbeiten. O-Töne der Beschäftigten, die ihren Arbeitsalltag beschreiben, zeichnen ein völlig anderes Bild als das, was die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mit ihren heute vorgestellten Zahlen (DKI-Gutachten zur Personalsituation in der Intensivpflege und –medizin) gern vermittelt hätte. Der DBfK fordert die DKG auf, endlich den Tatsachen ins Auge zu sehen und die eigene verfehlte Prioritätensetzung zu korrigieren. „An der Fluktuation und einer Vielzahl unbesetzter Pflegestellen lässt sich inzwischen ablesen, dass Pflegefachpersonen nicht länger bereit sind, sich unter Wert zu verkaufen und miserable Bedingungen hinzunehmen“, sagt DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel. „Über Jahre hat man ignoriert, dass Patientinnen und Patienten in den Kliniken nicht nur Ärzte und Technik, sondern vor allem kompetente und verlässliche Pflege brauchen. Jetzt darauf zu verweisen, dass seit 2008 die Personalzahlen der Pflege wieder angestiegen seien und man also alles getan habe, um beruflich Pflegenden gute Bedingungen zu bieten, klingt zynisch.

Der bescheidene Anstieg kann keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass im selben Zeitraum

  • die Zahl der Klinikärzte überproportional anstieg (jeder Arzt veranlasst weitere Arbeit für die Pflegenden),
  • die Komplexität der medizinischen Versorgung und die Fallzahlen kontinuierlich nach oben gingen, mit dem demografischen Wandel und medizinischem Fortschritt einhergehend die Zahl der multimorbiden und älteren Patientinnen und Patienten enorm zugenommen hat; gerade sie brauchen Pflege in besonderem Maße
  • ärztliche Routineaufgaben (Blutentnahmen, Injektionen, Infusionen, Dokumentation …) in großem Umfang an die Pflege übertragen wurden ohne adäquate Entlastung der Pflegenden (dies führt zu erheblichen impliziten Rationierungen von Pflegemaßnahmen),
  • die Anzahl und Dauer der berufsbedingten Erkrankungen bei Pflegepersonal von Jahr zu Jahr steigen und diese Fehlzeiten weiteren Druck auf die verbleibenden Pflegenden ausüben,
  • die Qualität der praktischen Ausbildung von Pflegeschüler/innen in den Krankenhäusern durchweg ungenügend ist, weil sie als willkommene Arbeitskräfte verwertet anstatt konsequent ausgebildet werden, und
  • die Personalbemessung in deutschen Krankenhäusern noch immer und mit weitem Abstand das Schlusslicht im Vergleich mit anderen Industrieländern bildet; deutsche Pflegekräfte sind am „produktivsten“. (Quelle: https://www.dbfk.de/de/presse/meldungen/2017/DBfK-zur-wahren-Situation-der-Intensivpflege-im-Krankenhaus.php)

Zusammen erklären die Aufzählungen die oben beschriebenen Erfahrungen ein wenig, zusammen mit anderen Faktoren, die sicher intensivstationsspezifisch sind.

Ende der letzten Legislaturperiode hat der Bundestag zum Leidwesen der DKG (die nannte es Gängelung und nicht umsetzbar) ein Gesetz verabschiedet, dass für verpflichtende Pflegepersonaluntergrenzen in genanntem Bereichen sorgen soll und sich damit auch für Gesundheit und Schutz der Pflegekräfte kümmert.

Man könnte sich diesen Bereich sicher noch einmal genauer vornehmen und sich einige weitere Studien dazu anschauen; Vorerst gibt es mit dem verabschiedeten Gesetz einen Anstoß und die eigenen Grenzen und die eigene Ethik muss letztendlich jede Pflegefachkraft selbst bestimmen und verantworten.

Für besagte Freundin ist das Arbeiten dort so auf Dauer keine Option. Sie hat sich entschieden, zu Ärzte ohne Grenzen zu gehen. Dort warten dann nochmal andere Herausforderungen als das deutsche Gesundheitssystem.

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