Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz- Perspektiven (Teil 1)

Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz- Perspektiven (Teil 1)

Mittlerweile gibt es eine ganze Palette an Studien und Leitlinien zu diesem Thema, welche sich ihm aus unterschiedlichen Arten und Perspektiven nähert. In Deutschland gibt es die Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz in der stationären Altenpflege aus dem Jahr 2007. Auch das Bundesministerium für Gesundheit hatte hierzu ein zweijähriges Forschungsprojekt gefördert und das Ziel war es, wissensbasierte Empfehlungen für den Umgang mit herausforderndem Verhalten zu entwickeln.

 

Es gab eine multidisziplinäre Expertengruppe, die Empfehlungen formuliert hat, welche auf pflegerische Interventionsmöglichkeiten fokussiert war.

Der Blick geht dahin, dass herausforderndes Verhalten nicht per se als etwas Negatives zu verstehen, was abgeschaltet werden muss, sondern es vielmehr auch darum geht, sich die Frage zu stellen, was hat es mit dem Wohlbefinden des dementen Menschen zu tun, mit seiner Situation, seinen Bedürfnissen und seiner Persönlichkeit. Vielleicht basiert, dieses Verhalten darauf, dass es die einzige Möglichkeit darstellt, sich noch mitzuteilen? Es wäre fatal, dies dann “abstellen“ zu wollen und ihn in die völlige Sprachlosigkeit zu schicken.

Es gibt jedoch auch eine stark medizinisch geprägte Perspektive, auf Basis derer alle Assessmentinstrumente zu diesem Thema stehen. Diese Perspektive sieht herausforderndes Verhalten erst einmal als Symptom der Erkrankung als „Problemverhalten“ mit nachweisbaren Folgen wie z.B. Stürzen, Morbidität und höheren Kosten. In diesem Verständnis ist eine Reduktion dieses Verhaltens und der damit verbundenen Folgen ein Ziel und alle Interventionen sind danach zu richten.

Beide Perspektiven finden jedoch über die Betrachtung der Ursachen wieder zusammen. Der Unterschied liegt in dem zu erreichenden Ziel.

Der „verstehende Ansatz“ lässt die Option des herausfordernden Verhaltens zu, sofern es keinen Schaden verursacht und bietet  hiermit einen größeren Rahmen an Handlungsmöglichkeiten und Optionen für die Pflege. Der medizinische Ansatz möchte herausforderndes Verhalten reduzieren oder gänzlich vermeiden.

Die Rahmenempfehlungen (siehe oben) arbeiten mit dem verstehenden Ansatz und treffen Aussagen zu pflegerischen Interventionen und zum Erkennen und Bewerten des herausfordernden Verhaltens. Sie empfehlen auf der Strukturebene einer Einrichtung auch die organisatorischen Gegebenheiten anzupassen.

 

Sieben Maßnahmen werden für den Umgang mit herausforderndem Verhalten empfohlen:

  • Verstehende Diagnostik
  • Anwendung von Assessmentinstrumenten (z.B. das IdA-Assessment)
  • Validieren-ohne Empfehlung einer besonderen Schule, sondern als allgemeine pflegerische Grundhaltung
  • Erinnerungspflege: integriert in die alltägliche Pflege
  • Berührung, Basale Stimulation, Snoezelen
  • Bewegungsförderung: Bewegung sollte bei allen gefördert werden, mindestens eine halbe Stunde täglich, auch bei bewegungsaktiven Menschen mit Demenz
  • Pflegerisches Handeln in akuten psychiatrischen Krisen“ (Dr. Margareta Halek in Demenz Dossier 1)

 

Die verstehende Diagnostik folgt einer klaren Struktur und Systematik hat das Ziel, das Verhalten des Einzelnen im jeweils individuellen Kontext zu analysieren und als Kommunikation und Ausdrucksform des Menschen zu verstehen.

Die Pflegenden werden aufgefordert, hinter das Verhalten zu schauen, es zu interpretieren und mit passenden Interventionen zu handeln oder wenn nötig eben auch nicht zu handeln.

Es gibt hierzu sehr interessante Übersichten und Erklärungen zu dem IdA Assessment, welche wir uns im nächsten Blogbeitrag anschauen werden.

 

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Weitere Beiträge zum Thema “Demenz” im Überblick

  1. Demenz – Geschichte, Gegenwart, Zukunft der Erkankung
  2. Der neue Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ -Stärken und Hürden
  3. Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz- Perspektiven (Teil 1)
  4. Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz IdA-Assessment (Teil 2)
  5. Der neue Expertenstandard für die Pflege von Menschen mit Demenz

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