Vom Homeoffice, Matheschwächen und schreienden Kleinkindern in Zeiten von Corona

Work at home-office

Aus aktuellem Anlass schreibe ich diesen Blogartikel für alle meine Kollegen- und natürlich alle, die es sonst betrifft) im Homeoffice (ob mit oder ohne Kinder), die in dieser besonderen Zeit auch mit besonderen Anforderungen konfrontiert sind.

Ich finde es ist Zeit einmal zu sagen, wie es eigentlich ist!

Das es nämlich super ist, seine Zeit selber einzuteilen, sich zu strukturieren, nicht festgenagelt zu sein im Büro, seine Termine zu koordinieren, frei und flexibel zu arbeiten…wäre da nicht dieses kleine, große Detail: Lockdown!

Lockdown mit allem was dazu gehört, mit Schulkindern, die überfordert über Tablets sitzen, Kleinkindern, die gelangweilt und unausgeglichen herumquengeln weil sie schon Wochenlang zuhause hocken, dem Haushalt, der sicher noch ein wenig mehr anfällt, weil ja alle kontinuierlich Zuhause sind und Chaos anrichten, dem Mittag was gekocht werden muss, dem Bericht der fertig gestellt werden muss, die Beziehungen, die man ja auch trotz Distanzregelung (ebenfalls über Medien) irgendwie pflegen muss und dem Chef, der dezent und sehr freundlich nachfragt, haben Sie eigentlich schon …xyz?!

Da kann man schonmal aus der Haut fahren, wenn das Gefühl der Überforderung hoch kommt, wenn das Schulkind mit der Matheschwäche einen zur Weißglut bringt, obwohl man es doch nach eigenem Ermessen, schon gefühlte zehn Mal gut erklärt hat, das Kleinkind nebenbei an einem zerrt und zwar das Wort Meeting schon sagen kann, aber weit davon entfernt ist, nicht zu stören, man dann auch noch 20 Mathezettel abfotografieren und für den Lehrer auf einer Plattform hochladen soll, dessen Namen man nicht mal aussprechen kann.

Auch die Kollegen ohne Kinder, können ein Lied davon singen, was es eigentlich auch bedeuten kann, sich die Arbeit selbst einzuteilen, nämlich viel mehr zu arbeiten und manchmal auch weniger effizient und länger, weil man es nämlich zu Anfang einfach nicht gewohnt ist.

Als ich vor fünf Jahren damit begonnen habe, habe ich erst einmal ein halbes Jahr gebraucht um zu verstehen, dass es okay ist, wenn auch ich irgendwann Feierabend mache (es könnte ja jemand denken ich arbeite zu wenig, weil ich eben Zuhause arbeite, also arbeite ich lieber das Doppelte:).

Bis sich das eingespielt hat braucht es etwas Zeit, Disziplin und man muss seine Arbeitsweise einschätzen lernen, seinen Tag für sich strukturieren und dafür sorgen, dass Arbeit und Freizeit nicht komplett miteinander verschmelzen bzw. wenn man das so möchte, weil man seine Arbeit so sehr liebt, dann sollte man trotzdem für Pausenzeiten sorgen und sich kleine Oasen schaffen, in denen man sich in irgendeiner Art und Weise um sich kümmert.

In welchem Szenario man auch immer steckt (ob alleine, mit Familie, mit oder ohne Kinder), es ist und bleibt eine Herausforderung, da es sich eben in einer Zeit abspielt, die für uns alle sicher sehr anstrengend ist. Wir sind alle langsam müde von der Ungewissheit und den Äußeren Bedingungen. Umso wichtiger sich ein paar Dinge klar zu machen und ein wenig Druck aus dem Ganzen zu nehmen.

Jeder einzelne gibt sein Bestes! An jedem dieser Tage. Und auch wenn das Gefühl aufkommt, es war vielleicht nicht genug oder man hat auf irgendeiner Linie versagt. In diesem Fall reicht ein Wort, was man sonst nirgends lesen will, zumindest nicht in Zusammenhang mit einer Bewertung von sich selbst. Es ist OKAY.

Okay, darf mal genug sein, an solchen Tagen. Das ist jetzt keine Aufforderung seine Arbeit nicht mehr gut mache zu wollen, sondern lediglich damit aufzuhören zu denken, es muss immer alles perfekt klappen. Nicht jeder ist ein Lehrer, also muss er auch seine Kinder nicht perfekt unterrichten (und mal by the way, auch Lehrer verlieren hier die Nerven😉), nicht jeder arbeitet seit Jahren im Homeoffice (und selbst dann gibt es mal anstrengende Tage auch unter normaleren Bedingungen, und Desaster über die man Monate später dann doch lachen kann), deshalb muss auch der Tag nicht perfekt strukturiert und effektiv bis in die letzte Sekunde sein, nicht jeder hat die gleiche Energie, deshalb ist es auch wichtig, sich manchmal einfach eine Pause zu verordnen. Das Paretoprinzip ist hier ein ganz gutes Beispiel. 80 Prozent der Aufgaben in 20 Prozent der Zeit bewältigen. Effektiv arbeiten, heißt ja nicht, dass ich zehn Stunden arbeite und viel schaffe (zumindest nicht unter diesen Bedingungen.)  Es kann aber heißen sich z.B. abends und morgens/vormittags gezielt Zeit zu nehmen und in dieser Zeit vielleicht sogar mehr zu schaffen als in den zehn Stunden. Dafür muss man allerdings kommunizieren und nicht versuchen die anderen Dinge nebenbei zu machen, dann verzettelt man sich. Ich kann aus Erfahrung sagen, es ist unmöglich nebenbei ein guter Lehrer für das Kind mit Matheschwäche zu sein (vielleicht macht es in der Zeit, in der ich diesen Artikel schreibe, dann lieber Deutsch oder spielt mit der kleinen Schwester, wenn es denn möglich ist und wir widmen uns danach dem Reizthema?

Fakt ist, es entlastet uns ungemein, zu versuchen weniger Multitasking zu betreiben zu Hause und sich den Aufgaben nacheinander zu widmen und keine Energie (oder so wenig wie möglich) damit zu verschwenden sich über unfähige Lehrer, Tagesmütter die keine Betreuung anbieten, Extraaufgaben die anfallen oder andere Dinge aufzuregen, denn sobald man sich dort hineinbegibt, verliert man seine wertvolle Zeit und Kraft.

Ich bin dazu übergegangen, gerade dann, wenn es am stressigsten ist und ich gefühlt noch zehntausend Dinge erledigen muss, die Kinder quengeln und das Nervenkostüm dünn ist, genau dann einen mentalen „StopKnopf“ zu drücken und mir 5 Minuten zu verordnen, in denen ich mit einem Tee auf dem Balkon durchatme. Genau dann auf die Bremse drücken, wenn man eigentlich beschleunigen müsste um alles zu schaffen (denkt man), ist einer der besten Tipps, die ich einmal selber bekommen habe. Und es hilft tatsächlich. Weil es einen kurz rausholt aus dem Hamsterrrad und man sich danach der Arbeit und auch allem drum herum wieder entspannter zuwenden kann.

Wir müssen nicht perfekt sein. Okay ist gerade gut genug (und ich kann mit Sicherheit sagen, jeder Einzelne ist dann immer noch bei mehr als okay, wenn er etwas den Druck rausnimmt).

Es ist doch auch beruhigend zu wissen, dass es nicht nur einem selbst so geht, dass überall Menschen sind, die mit den gleichen Herausforderungen kämpfen und deshalb auch Verständnis haben, wenn es eben anders läuft als sonst.

Etwas pathetisch gesagt, was gibt es denn Schöneres als Verständnis und Solidarität miteinander und welche Zeit wäre dafür besser geeignet, das auch zu zeigen und zu üben, einfach ein wenig mehr loszulassen.

In diesem Sinne ein gutes Durchhalten miteinander, irgendwann wird es sich wieder verändern und definitiv hat das Homeoffice auch sehr gute Seiten-wenn man ein paar Dinge beachtet- und sich selber nicht vergisst.

Ihre Lisa Ruchnewitz

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