Psychosoziale Unterstützung für Pflegekräfte

Psychosoziale Unterstützung für Pflegekräfte

Was schätzen Pflegekräfte an ihrem Beruf? Es ist wohl vor allem der menschliche Kontakt. Und dass kein Tag wie der andere ist und es immer wieder schöne und berührende Momente im Kontakt mit den PatientInnen gibt. Aber wie jeder Beruf hat auch die Arbeit als Pflegekraft ihre Schattenseiten. So erfordert sie einen hohen körperlichen aber auch einen enormen mentalen Einsatz. Da geht es auch mal über die psychische Belastungsgrenze.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Hauptursachen für Fehltage bei Pflegekräften
  2. Starke Arbeitsbelastung & psychische fordernde Situationen
  3. Psychosoziale Unterstützung (PSU) im Gesundheitswesen – PSU-Akut e. V.
  4. Die PSU-Helpline

Lesezeit: 7 Minute / 751 Wörter

Hauptursachen für Fehltage bei Pflegekräften

Es wird immer wieder berichtet, dass Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege deutlich mehr Fehltage haben als Erwerbstätige anderer Berufsgruppen. Laut Gesundheitsreport der Technikerkrankenkasse für das Jahr 2021 waren insbesondere psychische Erkrankungen und Muskel-Skelett-Beschwerden mit durchschnittlich 5,8 Fehltagen die Hauptursachen für Fehltage in der Altenpflege, in der Krankenpflege sind es 4,8 Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen. Im Vergleich machte bei allen anderen Berufsgruppen die Psyche im Schnitt 2,8 Tage und das Muskel-Skelett-System 2,6 Tage an Krankschreibungen aus.

Starke Arbeitsbelastung & psychische fordernde Situationen

Es zeigt nochmal, dass das Arbeitsfeld der Gesundheitsbranche seine fordernden Seiten ist. Starke Arbeitslast, Wechseldienste und Übermüdung sind das Eine. Das Andere sind schwerkranke PatientInnen, Notfälle, sterbende Menschen und trauernde Angehörige. Im Umgang mit PatientInnen wird vom Pflegepersonal eine stabile Gratwanderung zwischen Mitgefühl und professioneller Distanz erwartet. Das kann nicht immer gelingen. Es gibt Fälle, die einem bei allem gewollten professionellen Abstand unter die Haut gehen: PatientInnen, zu denen man automatisch eine enge Bindung aufbaut, weil sie einem von der ersten Begegnung an sehr vertraut sind oder trauernde Angehörige, für die man ein stärkeres Mitgefühl empfindet als üblicherweise. Trotz geübter Gefühlsregulation und psychischem Selbstmanagement hat man es einfach nicht zu jeder Zeit unter Kontrolle.

So bleiben einige Kontakte zu PatientInnen oder das Erleben schwerwiegender Situationen viel stärker im Gedächtnis und können die Psyche belasten. Es entstehen Gefühle wie Schuld, Scham, Hilflosigkeit. Hat man wirklich alles Mögliche getan? Wie mag es den Hinterbliebenen wohl gehen? Eigentlich sollte man doch damit klarkommen, weil es zum Arbeitsalltag dazu gehört. Der Partner/ die Partnerin oder FreundInnen können nur teilweise verstehen, wie belastend diese Erfahrungen sind, wenn sie nicht selbst in diesem Beruf tätig sind. Und so bleibt man mit seinen Eindrücken allein.

Die unverarbeitete Erfahrung kann sich für Menschen in Gesundheitsberufen negativ auf die eigene psychische Gesundheit auswirken. Burnout, Substanzabhängigkeit und Berufsaufgabe können die Folge sein.

Psychosoziale Unterstützung (PSU) im Gesundheitswesen – PSU-Akut e. V. 

Die Organisation PSU-Akut e.V. erkennt den Bedarf an psychosozialer Unterstützung für MitarbeiterInnen in Gesundheitsberufen. Das Angebot richtet sich an Pflegende, ÄrztInnen, Medizinische Fachangestellte und andere im Gesundheitswesen Tätige.
Ziele des gemeinnützigen Vereins sind die Förderung des persönlichen Austauschs und der gegenseitigen Hilfe von Betroffenen sowie deren Angehörigen im Rahmen der Selbsthilfe. PSU-Akut e.V. bietet unter anderem Prävention, Schulung und Krisenintervention an. Die psychosoziale Unterstützung soll dazu beitragen, dass belastende Erlebnisse nicht zur dauerhaften Belastung werden. MitarbeiterInnen aus dem eigenen Kollegium können sich über PSU-akut e.V. in psychosozialen Kompetenzen schulen lassen und im sogenannten Peer Support [Anmerkung: peer zu Deutsch = Fachkollege, Ebenbürtiger; support = Unterstützung] den KollegInnen als niedrigschwellige/r GesprächspartnerIn dienen.
Der Vorteil ist, dass die geschulten KollegInnen selber belastende Situationen kennen und die gleiche „Sprache“ wie der betroffene Kollege/ die betroffene Kollegin sprechen. Sie können die Reaktionen der KollegInnen auf schwerwiegende Erlebnisse gut einordnen, Risikoverläufe erkennen und so dann auch rechtzeitig notwendige diagnostische und therapeutische Schritte anregen.

Die PSU-Helpline

Außerdem gibt es eine PSU-Helpline, über die MitarbeiterInnen aus dem Gesundheitswesen kostenfrei und anonym ein niedrigschwelliges Unterstützungsangebot erhalten. Erfahrene AnsprechpartnerInnen, die selbst im Gesundheitswesen tätig sind, stehen hier für erste Beratungsgespräche zur Verfügung und verweisen gegebenenfalls an weitere Angebote und therapeutische Unterstützungsmöglichkeiten.

Die telefonische Beratung ist täglich von 9.00 bis 21.00 Uhr unter der Rufnummer 0800 0 911 912 erreichbar. Es scheint empfehlenswert, die Helpline lieber einmal mehr in Anspruch zu nehmen, um sich selbst für seine eigene Belastbarkeit zu sensibilisieren. Es mag Arbeitsphasen geben, in denen man seine Kräfte möglicherweise überschätzt. Oder man möchte im engeren Kollegenkreis nicht preisgeben, dass man durch eine Situation psychisch beansprucht ist. Hier wäre eine Entlastung in Form eines Gesprächs mit fachkundigen Menschen eine gute Wahl.

Auf der Internetseite https://psu-helpline.de/selbsttest/ wird ein Selbsttest angeboten, um erste Anzeichen von Überlastung erkennen und gegensteuern zu können. Die Dateneingabe wird anonym behandelt.

Insgesamt erscheint das Angebot als sehr sinnvolle Maßnahme für Menschen in Pflegeberufen, denn hier können sie zur Abwechslung mal für ihr eigenes Wohl sorgen.

Was halten Sie von dem Angebot? Wie immer freuen wir uns über Ihre Mitteilungen in den Kommentaren!

TK-Gesundheitsreport: Pflegekräfte häufiger krank als andere Berufsgruppen

https://www.psu-akut.de

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