Verständnis für die Herausforderungen pflegender Angehöriger

Pflegende Angehörige, die sich um ihre kranken oder älteren Familienmitglieder oder um Familienmitglieder mit einer Beeinträchtigung kümmern, müssen oft eine ganze Reihe an täglichen Herausforderungen meistern. Für ambulante Pflegekräfte ist die häusliche Situation daher manchmal nicht sofort überschaubar. Es braucht ein bisschen Zeit, um die Umstände, den Pflegebedarf und auch den Umgang der pflegenden Angehörigen mit der Situation zu verstehen. Und vor allem braucht es Verständnis für die pflegenden Angehörigen, denn sie übernehmen oft eine Vielzahl von Aufgaben – von der Unterstützung bei täglichen Aktivitäten bis hin zur medizinischen Versorgung der zu Pflegenden. Die Intensität der Anforderungen an die Angehörigen variiert je nach Pflegegrad. Bei starker Ausprägung können die zu leistende Pflege und Hinwendung durch die Angehörigen eine deutliche Belastung sein. So ist es nicht verwunderlich, wenn pflegende Angehörige sich überfordert und gestresst fühlen. Frustration und Unzufriedenheit sind daher häufiger mal ein Thema und in der häuslichen Stimmung deutlich spürbar.

Die Herausforderungen der pflegenden Angehörigen können vielfältig. In der Pflege von Demenzkranken zum Beispiel sind sehr viel Geduld und Selbstbeherrschung erforderlich. Da kann es vorkommen, dass immer wieder dieselbe Frage beantwortet wird, weil derjenige vergessen hat, dass er sie bereits gestellt hat. Es wird die Brille stundenlang gesucht, weil derjenige nicht mehr weiß, wo er sie abgelegt hat. Oder der Partner/ die Partnerin wird alle paar Minuten zur Toilette begleitet, weil er/sie das Gefühl hat, dringend zu müssen, obwohl dies gar nicht der Fall sein kann. Auch müssen Pflegende Angehörige oft mit dem Ärger und der Frustration der zu Pflegenden über ihre Krankheit umgehen. Das kann manchmal bis zur Handgreiflichkeit seitens der zu pflegenden Person ausarten, gerade im Falle der Demenz. Hier ist viel Selbstbeherrschung gefragt. Und nicht zuletzt kann es für pflegende Angehörige auch einsam werden, weil Freunde und Bekannte den Kontakt meiden, aus Unsicherheit im Kontakt mit dem zu Pflegenden oder einfach, weil es ihnen unangenehm ist. Das wiederum bereitet Kummer, wo doch Unterstützung und Aufmunterung gerade guttun würden.

Insgesamt kann die Pflege von Angehörigen neben der körperlichen Kraft, die sie kostet, also eben auch eine starke psychische Belastung bedeuten. Um eine qualitativ hochwertige Pflege zu gewährleisten und gleichzeitig ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten, ist es aber gleichzeitig wichtig, dass pflegende Angehörige stabil bleiben und bei der ganzen Fürsorge für den anderen Menschen sich selbst im Blick behalten und auch für sich gut sorgen.

Pflegekräfte können Angehörige auf verschiedene Weise unterstützen. Hier sind einige Möglichkeiten:

  1. Schulung und Beratung:
    Pflegekräfte können pflegende Angehörige schulen und beraten, um ihnen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie benötigen, um die Pflegeaufgaben effektiver und effizienter zu erledigen. Durch Schulungen und Beratungen können pflegende Angehörige auch lernen, wie sie mit Stress und Frustration umgehen können.
  2. Emotionale Unterstützung:
    Pflegekräfte können pflegende Angehörige emotional unterstützen, indem sie ihnen zuhören und sie ermutigen, über ihre Gefühle und Herausforderungen zu sprechen. Durch eine offene Kommunikation können pflegende Angehörige ihre Frustration und ihre Sorgen teilen und sich besser fühlen.
  3. Praktische Hilfe:
    Pflegekräfte können pflegende Angehörige praktisch unterstützen, indem sie ihnen bei der Ausführung von Pflegeaufgaben helfen oder ihnen Ratschläge geben, wie sie bestimmte Aufgaben effektiver erledigen können. Durch praktische Hilfe können pflegende Angehörige Zeit und Energie sparen, was dazu beitragen kann, Frustration zu reduzieren.
  4. Verweis auf Ressourcen:
    Pflegekräfte können pflegende Angehörige auf Ressourcen verweisen, die ihnen bei der Bewältigung von Herausforderungen und Frustrationen helfen können. Dazu gehören Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Online-Ressourcen.

Ambulante Pflegekräfte sind also eine wichtige Unterstützung auch für die Angehörigen, die manchmal erst mit der Zeit merken, dass sie mit der Pflege des Partners, der Schwiegermutter oder des Kindes einen Marathon angetreten sind. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige sich mit ihren Herausforderungen nicht allein fühlen. Dass sie sich jemandem mitteilen können, wenn ihnen die Geduld ausgegangen ist und Schuldgefühle entstanden sind, weil sie den zu Pflegenden angebrüllt haben. Die Familie ist immer noch der größte Pflegedienst der Gesellschaft: so werden zum Beispiel 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen in Deutschland zu Hause gepflegt. Viele dieser pflegenden Angehörigen leisten tagtäglich Großes. Es hilft ihnen sicherlich, wenn sie hin und wieder dafür gesehen und anerkannt werden.

Wie ist Euer Kontakt zu pflegenden Angehörigen? Welche Hilfestellungen haltet Ihr für besonders sinnvoll? Teilt uns dies gern mit, wie immer in den Kommentaren!

 

Quellen:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/14821/Haeusliche-Pflege-Zwischen-Liebe-und-Ueberdruss

https://www.ameos.de/reha-klinikum-ratzeburg/aktuelles/gesundheitsblog/artikel/wenn-pflegende-angehoerige-die-beherrschung-verlieren

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflege-zu-hause.html

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