Aromatherapie für zu Pflegende und Angehörige in der häuslichen Pflege

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen was es bedeutet einen Angehörigen über einen längeren Zeitraum zu pflegen. Der Spagat zwischen den eigenen Verpflichtungen, der eigenen Familie, der Arbeit und dem Privatleben, sowie weitere Belastungen, die auf beiden Seiten auftreten können, ist nicht immer leicht zu bewältigen. Häufig ist es schwierig Selbstfürsorge und stärkende Rituale in den Alltag einzubauen.

Inhaltsverzeichnis:

    1. Kleine Einführung in die Aromatherapie
    2. Anwendungsmöglichkeiten
    3. 5 Tipps, die die Anwendung erleichtern

Lesezeit: 12 Minute / 1120 Wörter

Kleine Einführung in die Aromatherapie

Eine wunderbare Möglichkeit ist hier die Aromapflege/Aromatherapie, da diese auch ein verbindendes Element darstellen und beide Seiten stärken kann.

Was versteht man aber genau darunter und ist das eigentlich auch für jeden etwas? Muss man dafür nicht eine Ausbildung haben oder sich ganz genau auskennen?

Eine Definition von Aromatherapie: „Aromatherapie ist die bewusste und kontrollierte Anwendung von natürlichen ätherischen Ölen, um die eigene und die Gesundheit anderer zu erhalten. Sie soll Körper, Geist und Seele gleichermaßen positiv beeinflussen.“ (Shirley Price) Quelle: https://aromapraxis.de/aroma-schule/definition-aromatherapie/)

Es geht hierbei nicht um Schwingungen oder esoterische Dinge, sondern beruht auf nachgewiesenen Tatsachen in der Phytotherapie (Pflanzentherapie) über einen sehr langen Zeitraum. Heilpraktiker und Mediziner arbeiten aromatherapeutisch ganz gezielt und auch prophylaktisch, sowie therapeutisch.

Die Verwendung ätherischer Öle ist eng verknüpft mit Zuwendung und Aufmerksamkeit dem Menschen an sich gegenüber. Wenn ein Mensch Pflege benötigt gerät vieles durcheinander, es gibt Ängste und Ungewissheiten und auch gutgemeinte Ratschläge können zu einer weiteren Verunsicherung beitragen. Die Schulmedizin leistet einen wichtigen Beitrag, aber der einzelne Mensch braucht häufig noch eine andere Form der Pflege und Zuwendung, die nicht allein durch Medikamente und Therapien abgedeckt werden kann. Ein Angehöriger der sich um sein zu pflegendes Familienmitglied kümmert, braucht seinerseits auch Zuwendung und insbesondere Selbstfürsorge, um nicht auszubrennen und gesund zu bleiben.

Auch Begleiterscheinungen von Therapien können mit Hilfe von ätherischen Ölen abgemildert werden bzw. eine Verbesserung der Situation kann hervorgerufen werden.

Anwendungsmöglichkeiten

Die Aromapflege kann im häuslichen Pflegebereich und als Unterstützung für Angehörige Anwendung finden in den Bereichen:

  • Raumbeduftung
  • Hautpflege
  • Waschungen und Bäder
  • Mundpflege

Nicht nur ätherische Öle, auch Hydrolate können zum Einsatz kommen. Das sind die sog. Pflanzenwasser, ein Nebenprodukt der Wasserdampfdestillation zur Herstellung ätherischer Öle. Sie bieten eine sichere und effektive Alternative zu den ätherischen Ölen und können ohne Bedenken auch für empfindlichere Menschen eingesetzt werden. Sie haben allerdings nur eine kurze Haltbarkeit und müssen rascher verbraucht werden.

Ansonsten braucht man nicht viel um ätherische Öle und Hydrolate anzuwenden. Ein fettes Öl wie Olivenöl, Kokosöl, Mandelöl, Sesamöl, Jojobaöl, Johanniskrautöl oder Sheabutter für eine Einreibung, Massage oder einen Roll- on Salz oder Sahne als Emulgator bei einer Waschung oder eine Duftlampe oder Vernebler für die Raumbeduftung.

Bei einer Ölkompresse mischt man Pflanzenöl mit den ätherischen Ölen und gibt das auf eine Kompresse und diese kann erwärmt werden und auf die entsprechende Körperstelle aufgelegt. Oder man macht dies mit feucht-warmen Waschlappen und deckt es nochmal mit einem Handtuch ab.

Alle Aromapflegerischen Anwendungen zu Hause dienen dem Wohlbefinden und sind als begleitende Pflegemaßnahmen zu verstehen, auch Angehörige können Aromatherapie (sowohl für sich, als auch für ihren zu pflegenden Familienangehörigen anwenden. Eine begleitende Einführung oder Literatur mit Dosierungsangaben erleichtert die Anwendung. Hier findet man z.B. Folgendes: Basics ätherische Öle von Sabrina Herber mit viel Grundwissen oder die Internetseite von Primavera auf der es sehr viele Informationen gibt. Auch für die Pflege bzw. zu Pflegende findet man viel Literatur dazu. Unter anderem von Barbara Prinz „Naturheilkundliche Anwendungen in der Pflege“ mit vielen Praxistipps. Weitere Buchtipps sind: „Aromatherapie für Frauen“ auch von Sabrina Herber und Eliane Zimmermann, „Praxis Aromatherapie“ von Monika Werner und Ruth von Braunschweig, sowie „So duftet Glück- Natürlich durchs Leben mit ätherischen Ölen“ von Vivien Keller, Alisa Leube und Julia Merbele.

Wo bekommt man ätherische Öle her und was muss man beim Kauf beachten? Es ist sehr wichtig und unabdingbar, dass 100% naturreine ätherische Öle gekauft werden (z.B. von Primavera oder Wadi). Nicht naturidentische oder synthetische, diese haben keinerlei Wirkung. Auf dem Etikette, was man rund um das Fläschchen abziehen kann, sollte der Name des Öls stehen, die Herkunft, Sicherheitshinweise, die Zutaten, ein Anbauhinweis und der Hinweis 100% naturreines ätherisches Öl.

Du bekommst ätherische Öle in der Apotheke, in einigen Bioläden und Drogerien und im Onlinehandel.

Preislich kommt es auf das Öl und die Art der Gewinnung an. Es gibt sehr teure Öle wie Jasmin, Rose und Melisse, aber auch viele die man sehr, sehr gut im Alltag nutzen kann, wie etwa Lavendel oder Benzoe siam, Mandarine, Pfefferminze oder Grapefruit, die zwischen 5 und 15 Euro liegen.

 

5 Tipps, die die Anwendung erleichtern

  • Wenn der zu pflegende Angehörige es angenehm findet, ist eine Anwendung als Raumlufterfrischung ohne Probleme möglich. Wenn du nicht intensiv geschult bist, empfiehlt es sich, sich erst einfachen Ölen wie Lavendel, Zitrone, Mandarine, Benzoe, Vanille oder Rose (Die Rose ist sehr teuer, aber ein sehr angenehmer, umhüllender und beruhigender Duft, der auch in der Palliativpflege gerne Anwendung findet.
  • Dosiertipp: Für Senioren empfiehlt sich eine 0,5% Mischung das entspräche: 1 Tropfen in 10 ml also entsprechend 5 Tropfen in 50 ml Trägeröl wenn man eine Einreibung oder Massage vornimmt.
  • Wichtig: Lass immer den zu Pflegenden entscheiden. Entscheidend ist hier was er mag und womit er sich wohl fühlt. Das gilt natürlich auch für dich als Angehöriger. Es ist umso schöner, wenn ihr vielleicht eine gemeinsame Vorliebe für einen Duft habt, dann könnt ihr euch während der Pflege, eine angenehme Atmosphäre schaffen, die beide Seiten entspannt.

Für eine beruhigende Waschung am Abend eignet sich Sahne als Emulgator und ca. 1-3 Tropfen ätherisches Öl (Lavendelöl zum Beispiel). Ein Raumspray gibt immer wieder Duftimpulse und kann bei unangenehmen Gerüchen Abhilfe schaffen. Hierzu nimmt man Alkohol (z.B. Korn) mit 30 Tropfen ätherischem Öl (z.B. Benzoe / Lavendel oder Zitrone) und kann es im Raum in regelmäßigen und als angenehm empfundenen Abständen versprühen.

Ein schönes Körperöl für ängstliche Patienten sind 50 ml Mandelöl mit 2 Tropfen Kamille römisch, 2 Tropfen Mandarine und 1 Tropfen Melisse.

In der Duftlampe sorgen Bergamotte (5 Tropfen), Grapefruit (3 Tropfen) und Weihrauch (3 Tropfen) für Zuversicht und Leichtigkeit.

Eine weitere Möglichkeit ist ein sogenannter Riechstift (z.B. gegen Angst und Nervosität). Man träufelt auf ein Watteröllchen welches man dann in den Riechstift gibt, hierfür 3 Tropfen Bergamotte, 3 Tropfen Neroli (10%) und ein Tropfen Lavendel und kann dies bei Bedarf dann nutzen.

Soweit ein paar Ideen zum Ausprobieren. Alles kann, nichts muss. Es geht im Prinzip darum etwas Entspannendes in den Alltag zu integrieren, was allen Beteiligten guttut. Aromapflege/Aromatherapie wirkt auf vielen verschiedenen Ebenen. Düfte wecken Erinnerungen, die körperliche und psychische Zuwendung bringt Wohlbefinden, der Pflanzenwirkstoff an sich wirkt auf Haut und Schleimhäute.

Probiere es vielleicht gemeinsam mit deinem Angehörigen einfach mal aus.

Ein Hinweis zum Schluss: Nimm ätherische Öle bitte nicht innerlich ein und achte auf die Hinweise auf dem Etikette.

Viel Freude und eine gute Zeit!

Deine Lisa Ruchnewitz und das Team der Höher Akademie

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