12. Mai – Tag der Pflegenden und Gedenktag an Florence Nightingale

Wie viele von Euch sicherlich wissen war am 12. Mai der Internationale Tag der Pflegenden (früher auch genannt Internationaler Tag der Krankenschwestern). Dieser Tag erinnert an den Geburtstag von Florence Nightingale (12. Mai 1820 – 13. August 1910), der Pionierin der modernen Krankenpflege.

Aber wie kam es nochmal dazu, dass diese damals gesellschaftlich privilegierte Frau derart berühmt wurde, dass sie einen Gedenktag erhielt?

Dies führt uns in das Jahr 1954, als der Krimkrieg bereits seit einem Jahr wütete. In dieser militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und einem Zusammenschluss des Osmanischen Reiches, Frankreichs, Großbritanniens und Piemont-Sardiniens schickt die englische Tageszeitung The Times zum ersten Mal einen Kriegskorrespondenten – William Howard Russell – an die Front. Dieser berichtet offen und schonungslos von der katastrophalen Lage der dort eingesetzten verwundeten englischen Soldaten. Viele dieser Soldaten sterben nicht direkt an ihren Verletzungen, sondern aufgrund von mangelnder Hygiene und wegen Fieber und Hunger, denn es fehlt dort jegliche Art von Pflege und Versorgung. Eine Statistik erwähnt in diesem Zusammenhang, dass 9 von 10 Todesfällen auf Typhus, einer Infektion aufgrund von Salmonellen, zurückzuführen seien. Doch die Berichte des Kriegskorrespondenten sollen nun eine entscheidende Wende einläuten. Wurden früher Berichte über einen Krieg per Schiff in die Heimat geschickt und dann dort erst Wochen später in der Zeitung veröffentlicht so können nun die Augenzeugenberichte des Korrespondenten Russell dank der Verwendung von Telegrammen in wesentlich kürzerer Zeit an die Zeitung The Times übermittelt werden. Die englische Mittelschicht, die zu der Zeit hauptsächlich die Leserschaft der Times ausmacht, ist entsetzt über die schlimmen Missstände, denen die britischen Soldaten in diesem Krieg ausgesetzt sind. Queen Victoria als Oberbefehlshaberin der britischen Armee hat daraufhin unter einem schlechten Ruf zu leiden und beauftragt einen Staatsekretär im Kriegsministerium, der sich nun um die Behebung dieser Missstände kümmern soll. Und hier kommt Florence Nightingale ins Spiel. Dieser Staatssekretär, der mit Nightingale befreundet ist, bittet sie zusammen mit 38 Krankenschwestern in ein Militärkrankenhaus der britischen Armee nahe des stattfindenden Krieges.
Wo es bisher nur männliche Sanitäter im Krieg gab, müssen sich nun diese Frauen in der Männerdomäne behaupten. Insbesondere Florence Nightingale, die die Pflegeleitung innehat, setzt sich mit ihrer Beharrlichkeit durch. Eine Frau, der aufgrund ihrer Herkunft und Bildung alle Möglichkeiten offen stehen entscheidet sich ab sofort hingebungsvoll für diese pflegerische Aufgabe und begibt sich damit raus aus den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Gesellschaftsschicht. Sie behauptet sich gegenüber den bis dahin tonangebenden Militärärzten und führt zum ersten Mal pflegerische Standards ein.

Florence Nightingale war also eine bedeutende „Influencerin“ ihrer Zeit und ihr Einfluss ist noch heute spürbar. Sie war ein außergewöhnlicher Mensch, der sich voll und ganz seiner Aufgabe widmete. Von Eitelkeiten und Kult wie es heute um einige Influencer gemacht wird war sie den Beschreibungen nach weit entfernt. Aber es war auch eine andere Zeit und die modernen Medien beschränkten sich damals auf das Telegramm und die Zeitung. Dennoch, Nightingale galt als eine bescheidene und hart arbeitende Person, die sogar Briefe an die Familien der Soldaten schrieb, um diese über ihre Lieben zu informieren.  Sie erhielt den Namen „The Lady with the Lamp“, weil sie nach einem langen Arbeitstag noch Mal mit einer Lampe nach den Verwundeten schaute. Der Begriff „Work-Life-Balance“ war damals noch nicht geschaffen.

Florence Nightingale war eine bemerkenswerte Persönlichkeit und hat bedeutende Beiträge auf dem Gebiet der Krankenpflege geleistet. Hier sind nochmal einige Gründe zusammengefasst, warum sie als außergewöhnlich angesehen wird:

 

  1. Bahnbrechende Pflegepraktiken:
    Florence Nightingale revolutionierte Pflegepraktiken und -standards im 19. Jahrhundert. Sie betonte die Bedeutung von Hygiene, Sauberkeit und angemessener sanitäre Versorgung in Gesundheitseinrichtungen. Nightingale führte strenge Hygienemaßnahmen und Infektionskontrollprotokolle ein, was zu einer deutlichen Reduzierung der Sterblichkeitsrate führte.
  2. Krimkrieg:
    Nightingale erlangte während des Krimkrieges (1853-1856) Bekanntheit. Sie führte eine Gruppe von Krankenschwestern an, um verwundete Soldaten in Scutari, der Türkei, zu betreuen. Trotz schwieriger Bedingungen und fehlender Ressourcen gelang es Nightingale, die Militärkrankenhäuser zu verbessern und die Patientenversorgung zu optimieren. Ihre Hingabe und mitfühlende Art, die Krankenpflege auszuüben, brachte ihr den Spitznamen „Die Dame mit der Lampe“.
  3. Statistische Analysen:
    Florence Nightingale war auch eine versierte Statistikerin. Sie verwendete statistische Daten, um den Zusammenhang zwischen unhygienischen Bedingungen und den hohen Sterblichkeitsraten in Militärkrankenhäusern zu verdeutlichen. Nightingales statistische Diagramme, wie das „Coxweb“ oder Polardiagramm, waren für ihre Zeit innovativ und halfen dabei, komplexe Informationen zu visualisieren.
  4. Ausbildung und Professionalisierung der Pflege:
    Nightingale legte großen Wert auf die Ausbildung von Pflegekräften und gründete 1860 die erste säkuläre Krankenpflegeschule, die Nightingale Training School, in London. Diese Einrichtung bot eine strenge Ausbildung und trug zur Professionalisierung des Pflegeberufs bei.
  5. Sozialreformerin und Verfechterin der Frauenrechte:
    Nightingale setzte sich nicht nur für die Gesundheitsversorgung ein, sondern engagierte sich auch als Sozialreformerin. Sie setzte sich für eine verbesserte Gesundheitsversorgung für alle und die Rechte der Frauen ein, indem sie gesellschaftliche Normen in Frage stellte, die Frauen in ihren Möglichkeiten und Rollen einschränkten.

 

Florence Nightingales Engagement für die Krankenpflege, ihre Betonung von Hygiene und statistischer Analyse sowie ihr Einfluss auf die Professionalisierung der Pflege haben sie zu einer einflussreichen Persönlichkeit in der Geschichte des Gesundheitswesens und der Krankenpflege gemacht. Ihre Arbeit legte den Grundstein für moderne Pflegepraktiken.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass in London eine Außenstatue mit dem Namen „The Lady with the Lamp“ errichtet wurde. Auch dem Kriegskorrespondenten Sir William Howard Russell wurde übrigens in London eine Statue gewidmet, zu sehen im St. Paul‘s Cathedral.

 

Wer Interesse hat, kann sich auf Arte eine ausführliche Dokumentation hierzu anschauen!

 

Quellen:

Arte: Florence Nighingale – Mutter aller Schwestern

Youtube: The History Room – Florence Nightingale

https://de.wikipedia.org/wiki/Florence_Nightingale

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