Beatmung ist ein sehr komplexes Thema und hier nicht in Kürze abzuhandeln. Aufgrund des großen Interesses und der Aktualität des Themas, ist ein Überblick aber vielleicht für den einen oder anderen ganz interessant, um sich anschließend vertiefend dem einen oder anderen Aspekt zu widmen oder sich zu entscheiden, vielleicht noch am Webinar zum Thema teilzunehmen.
Inhaltsverzeichnis:
- Außerklinische künstliche Beatmung – Was ist darunter zu verstehen?
- Die Beatmungspflichtigkeit eines Menschen
- Ziele einer künstlichen Beatmung
- Möglichkeiten der Beatmung
- Beatmungsformen
- Weiterführende Informationen zum Thema Beatmung
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Außerklinische künstliche Beatmung – Was ist darunter zu verstehen?
Um zu verstehen, was die künstliche Beatmung leisten muss, muss vorher die normale Atmung verstanden werden. Das Sauerstoff ein-und Kohlenstoffdioxid ausgeatmet wird, ist denke ich den meisten Pflegefachkräften hinreichend bekannt. Unsere Atemwege werden in die oberen und die unteren Atemwege unterteilt. Der obere Respirationstrakt hat folgende Aufgaben: Erwärmung, Anfeuchtung, Filterung und Turbulenz des Atemgases. Die oberen Atemwege, können die Funktion z.B. nicht mehr erfüllen, wenn sie mittels Trachealkanüle umgangen werden. Hier muss die künstliche Beatmung Hilfsmittel bereitstellen um diese Funktionen zu erfüllen. Zum Beispiel Befeuchtungssysteme nutzen.
Bestandteile der unteren Atemwege sind die Trachea (Luftröhre), Bronchien, Bronchiolen und Alveolen (nur sie dienen dem Gasaustausch.) Diese hier ins Detail zu erklären würde zu weit führen. Bei der normalen Einatmung weiten sich Trachea und Bronchien leicht, dadurch steigt der Innendurchmesser der Atemwege und die Einatmung erfolgt ohne Anstrengung. Während der Ausatmung verengen sich Trachea und Bronchien leicht.
Die Beatmungspflichtigkeit eines Menschen
Die Beatmungspflichtigkeit eines Menschen ergibt sich aus der respiratorischen Insuffizienz. Das ist der Verlust der Fähigkeit selbstständig und zuverlässig atmen zu können, wie es unter normalen physiologischen Umständen der Fall ist.
Die Indikationen für Beatmung ergeben sich aus der respiratorischen Insuffizienz. Eine Möglichkeit besteht via Trachealkanüle, direkt in die unteren Atemwege (invasive Beatmung) oder mit Beatmungsmasken über die oberen Atemwege (nicht invasive Beatmung=NIV).
Die respiratorische Insuffizienz wird unterteilt in: Versagen der Atempumpe und Versagen des Alveolen Gasaustausches. Die Funktion der Atempumpe kann beeinträchtigt sein oder auch ganz ausfallen.
Wenn der pulmonale Gasaustausch gestört ist, dann befinden sich Lungenbelüftung und Lungendurchblutung nicht in einem ausgeglichenen Verhältnis. Bei einer Hypoventilation sind die Alveolen zu gering belüftet. Ursachen hierfür sind z.B.um nur einige zu nennen eine schmerzbedingte Schonatmung, Muskelrelaxantien, Asthma, COPD oder eine zentrale Atemdepression.
Ziele einer künstlichen Beatmung
Die Ziele der künstlichen Beatmung ergeben sich aus der Störung von Ventilation und Gasaustausch. Eine Sicherung des pulmonalen Gasaustausches, eine Erhöhung des Lungenvolumes und Verminderung der Atemarbeit (z.B. bei Erschöpfungszuständen. Weitere Ziele können sein: Verminderung der Anzahl von bronchopulmonalen Infekten,Verbesserung der Schlafdauer- und Qualität, maximieren der Lebensqualität, Verbessern des allgemeinen Gesundheitszustandes, Verlängerung der Überlebenszeit.
In der Fachliteratur „Außerklinische Beatmung“ von Hartmut Lang (2017) findet man eine Übersicht über die Verteilung der Häufigkeit der Beatmung nach Auftreten und Erkrankung.
In Deutschland sind das, das Auftreten betreffend nach dieser Tabelle 6,5 Patienten/100.000 Einwohner. Davon 42% Patienten mit Lungen -und Atemwegserkrankungen inkl. COPD, 25% Patienten mit Neuromuskulären Erkrankungen und 33% Patienten mit Thoraxdeformität und OHS.
Möglichkeiten der Beatmung
Die Möglichkeiten der Beatmung sollen hier kurz erwähnt werden (Vertiefung auf Nachfrage).
Die Tracheotomie ist ein etabliertes Verfahren, um einen gesicherten Atemwegszugang bei einem Patienten zu erhalten. Es gibt eine lange Liste von Indikatoren. Einige davon sind unter anderen: Eine Atemwegsobstruktion durch Tumore, Atemwegsverletzungen durch Traumen (Verbrühungen oder Verletzungen), Aspiration bei Schlucklähmung, Schädelhirntrauma, Querschnittslähmungen u.v.a.
Natürlich greift eine Tracheotomie in das Leben und die Lebensumstände des Betroffenen ein. Pflegerisch sind (nach Krohwinkel –ABEDLs) sehr viele Bereiche betroffen, die Angehörige und Pflegefachpersonal im Blick haben müssen. Das geht von der Kommunikation, über die vitalen Funktionen bis hin zu den existentiellen Erfahrungen des Lebens.
Auch beim Transport eines beatmeten Menschen muss einiges bedacht werden. Unter anderem, ob das Heimbeatmungsgerät aufgeladen ist, Netzkabel und Bedienungsanleitung dabei sind, ein vollständiges Notfallset dabei ist, wurde der Mensch vor dem Transport abgesaugt? Und noch einige Überlegungen mehr sind zu treffen.
Neben der Tracheotomie, stellt die nicht invasive Ventilation eine weitere Form des Beatmungszugangs dar. Hier stehen verschiedene Systeme zur Verfügung. Zum Beispiel: Nasenmasken, Nasen-Mundmasken, Ganzgesichtsmasken, Mundstücke und Mundmasken.
Das bedeutet hohe Anforderungen an das Pflegepersonal im Umgang mit den verschiedenen Beatmungsformen und Beatmungsmasken.
Indikationen für die nicht invasive Ventilation sind z.B. COPD, Neuromuskuläre Erkrankungen, Obesitas Hypoventilations Syndrom oder Thorakal restriktive Erkrankung. Kontraindikationen sind: Ineffektivität der NIV, Unfähigkeit des Betroffenen sich die Maske selbst an-und ab zulegen, Patienten mit zunehmender muskulärer Schwäche, Scheitern der Umstellung nach invasiver Beatmung, Patienten mit schwerer Störung der Atmung u.v.a
Beatmungsformen
Um einige unterschiedliche Beatmungsformen schon einmal gehört bzw. gelesen zu haben; hier einmal eine Übersicht:
- Volumenkontrollierte Beatmung (CMV)
- Druckkontrollierte Beatmung (DKV)
- Synchronisierte intermittierende Beatmung (SIMV)
- Spontane Atmung mit Hilfsdruck (ASB)
- Atmung unter kontinuierlich positiven Druck (CPAP)
- Atmung unter zwischen zwei verschiedenen Druckniveaus (BIPAP)
Die CMV als Beispiel: Bei der kontrollierten Beatmung gibt man dem Patienten im Grunde alle Beatmungsparameter vor: Frequenz und Volumen sind hier die dominierenden Einstellungen. Im Grunde sollte der Patient also nur das an Atmung bekommen, was eingestellt wurde. Oft ist zur Durchsetzung dieses Beatmungsregiems eine tiefe Sedierung und eventuell die Gabe von Muskelrelaxantien nötig. Der Patient sollte nicht gegen den Respirator arbeiten – es würde den Modus CMV ad absurdum führen: Wenn man kontrolliert beatmte, muß man es auch kontrollieren können.
Die Erklärung der unterschiedlichen Beatmungsformen ist in seiner Komplexität eher in einer vertiefenden Fortbildung zu leisten.
Die Überwachung und pflegerische Versorgung von beatmeten Patienten erfordert besonders auch Wissen über folgende Themen: Hygiene, Compliance,Kontrollmechanismen und Steuerungsarten, Alarme und Alarmeinstellungen, Notfallversorgung, Messwerte, Monitoring, Sekretmanagement, Blutgasanalyse und Atemgaskonditionierung und Rechtsgrundlagen zu diesem sehr umfangreichen Thema.
Weiterführende Informationen zum Thema Beatmung
Eine interessante Seite aus Sicht einer Betroffenen, welches das Thema Beatmung mit im Fokus hat ist die Folgende: http://www.beatmet-zuhause-leben.de/
Die Dame ist leider bereits verstorben, die Seite aber gewollt noch aktiv und auch informativ wenn es um die Sicht von Betroffenen geht, die häufig nicht genügend Beachtung findet, das es sich bei Beatmung um ein höchst medizinisches Thema handelt, bei dem es darum geht Gerätschaften zu bedienen und zu beobachten. Da dieser Aspekt sehr viel Raum einnimmt, dürfen die Betroffenen nicht aus dem Blick verloren werden (dies ist sicherlich einen eigenen Artikel wert).
Ein sehr gutes, umfangreiches und aktuelles Fachbuch zum Thema Beatmung, welches ich weiter oben bereits erwähnt habe, ist “Außerklinische Beatmung” von Hartmung Lang, erschienen im Springer Verlag, zukünftig auch in unserer Ebookbibliothek auf Nachfrage zu entleihen.