Alexander Bojcan, den allermeisten von uns eher bekannt unter dem Namen Kurt Krömer, ist ein deutscher Komiker, Schauspieler, Autor und Vater von vier Kindern, von denen er 3 allein erzieht.
Inhaltsverzeichnis:
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- Depression – die unsichtbare Krankheit
- Bei vielen Menschen bleibt die Erkrankung unentdeckt
- Typische Merkmale einer Depressionserkrankung
- Häufigkeit der Erkrankung
- Was sind die Ursachen und Auslöser?
- Wie wird eine Depression behandelt und wo finden Betroffene Hilfe?
- Was können Angehörige tun?
- „Ich hatte einen schwarzen Hund“ – Verbildlichung der Krankheit
Lesezeit: 10 Minute / 1209 Wörter
Depression – die unsichtbare Krankheit
Das hört man nicht so oft, ein vermutlich beruflich stark eingebundener Mann und Alleinerziehender von drei Kindern. Was aber noch weitaus mehr überrascht, ist, dass Kurt Krömer (ich erlaube mir, hier seinen bekannteren Künstlernamen zu verwenden) jahrzehntelang unter Depressionen litt. Ein starker Kontrast zu seinem Beruf als Komiker, wo es darum geht, Menschen zu erheitern. Wer die „Kurt Krömer Show“ oder „Chez Krömer“ kennt, weiß, dass der Comedian mit seinem Humor für große Lacher bei seinen Zuschauer:innen sorgt.
Im Jahr 2022 ist Krömer dann auf einmal in verschiedenen Talkshows zu sehen, wo er sein Buch „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ promotet und offen über seine Erfahrungen mit der Depressionserkrankung spricht. Er beschreibt dort, wie seine Erkrankung jahrelang zwischen leichter und mittlerer Ausprägung schwankte, bis er dann eines Tages unter schweren Depressionen litt. Während dieser Zeit fühlte er sich bereits bei anstehenden Alltagshandlungen wie morgens Duschen oder Zähneputzen überfordert. Für seine Kinder konnte er gerade eben die Grundversorgung, sprich – wecken – Essen machen – ins Bett bringen – aufrechterhalten. Irgendwann entschied Krömer, sich in einer Tagesklinik therapeutisch und medikamentös behandeln zu lassen. Mittlerweile hat der Berliner seine Erkrankung überwunden, mithilfe von Psychotherapie und der längerfristigen Einnahme von Psychopharmaka.
Bei vielen Menschen bleibt die Erkrankung unentdeckt
Lange Zeit wusste Krömer jedoch gar nicht, dass er unter Depressionen litt. Und das ist leider nicht selten der Fall. Bei vielen Menschen bleibt eine Depression unentdeckt. Wie auch Kurt Krömer gehen viele Betroffene jahrelang von Arzt zu Ärztin, weil sie Symptome haben, die nicht der eigentlichen Depressionserkrankung zugeordnet werden, entsprechend bleiben die eigentlichen Beschwerden unbehandelt. Man fragt sich, wie das sein kann. Warum kann eine Depression so lange Zeit unerkannt bleiben? In einer der Talkrunden mit Kurt Krömer erklärt eine Ärztin, der diese Frage gestellt wurde, dass Depressionen – obwohl so weit verbreitet in der Bevölkerung – im medizinischen Verständnis immer noch unterrepräsentiert sind und organische Erkrankungen von Ärzt:innen als schwerwiegender gesehen werden. In der Sprechstunde werden üblicherweise die von den Patient:innen beschriebenen Beschwerden erst einmal systematisch mit den schwerwiegenden organischen Grunderkrankungen abgeglichen. Die psychiatrischen und psychotherapeutischen Belange würden laut dieser Ärztin in der Sprechstunde nicht den Schwerpunkt bilden und immer noch zu kurz kommen.
Dazu muss man bedenken, dass Symptome, wie Freudlosigkeit oder das Gefühl innerer Leere, die auch zu den typischen Merkmalen einer Depression gehören, durchaus körperliche Ursachen haben können. Körperliche Krankheiten können demnach seelische Beschwerden verursachen, dazu gehören zum Beispiel Schlaganfälle, Schilddrüsenerkrankungen, Multiple Sklerose und Diabetes (Quelle: Onmeda).
Typische Merkmale einer Depressionserkrankung
Laut Vorsitzendem der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Prof. Dr. Ulrich Hegerl ist die Depression eine „häufige und schwere Erkrankung“. Um diese Diagnose stellen zu können müssen 4 bis 6 Krankheitssymptome mindestens 14 Tage vorliegen, darunter unter anderem
- gedrückte Stimmung
- die Unfähigkeit sich über etwas zu freuen
- ein permanentes Gefühl der Erschöpfung
- Konzentrationsschwierigkeiten
- jegliche Handlung fällt sehr schwer
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Schlaflosigkeit (dieses Phänomen tritt fast immer auf), Einschlafschwierigkeiten trotz großer Erschöpfung und Durchschlafschwierigkeiten
- eine Neigung zu Schuldgefühlen (Gedanken wie „Ich bin eine Belastung für meine Mitmenschen“)
- ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit („Mein Zustand hat keinen Ausweg“)
- ein hoher Leidensdruck
- finstere Gedanken bis hin zu Selbstmordgedanken
(Quelle: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/diagnose-der-depression)
Die meisten von uns kennen Phasen im Leben, in denen wir niedergeschlagen und deprimiert sind. Uns kann eine bestimmte Situation deprimieren, die Arbeit oder tagelanges Regenwetter. Diese vorübergehenden Gemütslagen sind jedoch nicht gleichzusetzen mit einer Depression im medizinischen Sinne. In diesem Fall wird von Betroffenen oder den Angehörigen jedoch oft angenommen, dass die Hoffnungslosigkeit oder gedrückte Stimmung eine verständliche Reaktion auf gegebene Probleme sei und es wird nicht erkannt, dass es Symptome einer eigenständigen Erkrankung sind. Dann werden tröstende und animierende Worte ausgesprochen, wie „Du wirst sehen, diese Phase geht vorüber“ oder „Gib dir einfach mal einen Ruck und geh mal wieder unter Leute.“
Aber Menschen, die aus medizinischer Sicht an einer Depression erkrankt sind, benötigen professionelle Hilfe, denn sie können sich meistens nicht selbst aus der gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und den negativen Gedanken befreien. Eine Depressionserkrankung ist wie jede andere Erkrankung behandlungsbedürftig.
Häufigkeit der Erkrankung
Laut Stiftung Deutsche Depressionshilfe gehören Depressionen zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Demgemäß seien laut einer Studie 8,2 % bzw. 5,3 Mio. der erwachsenen Menschen in Deutschland zwischen 18 – 79 Jahre sind im Laufe eines Jahres an einer Depression erkrankt. In dieser Zahl sind nicht die daran erkrankten Kinder und Jugendlichen sowie Menschen über 79 Jahre erfasst, die ebenfalls an Depression erkranken können.
Ca. jeder 5. Bis 6 Erwachsene sei innerhalb seines Lebens einmal von einer Depression betroffen.
Was sind die Ursachen und Auslöser?
Eine erhöhte Anfälligkeit für die Erkrankung haben Menschen, die früh im Leben belastende Erfahrungen gemacht haben wie etwa Vernachlässigung, körperliche Gewalt oder die Auswirkung von Naturkatastrophen oder Menschen, bei denen eine genetische Veranlagung vorliegt. Zeitlich vor dem Ausbruch einer Depressionserkrankung treten gehäuft belastende Ereignisse auf. Besonders wenn sich unsere Lebensumstände verändern, etwa durch Veränderungen in der Partnerschaft, der Familie oder bei Verlusterlebnissen, chronischer Überlastung oder Ausgrenzung, sind wir stärker gefährdet, zu erkranken.
Aber neben den äußeren Faktoren kann auch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn oder eine Störung der Stresshormonregulation die Krankheit auslösen. Meistens jedoch entwickelt sich die Erkrankung aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren.
Wie wird eine Depression behandelt und wo finden Betroffene Hilfe?
Die wichtigsten Behandlungsarten die Behandlung mit Medikamenten und die Psychotherapie.
Betroffene können sich in Notfällen, z.B. bei konkreten Suizidgedanken an den Notarzt unter der Telefonnummer 112 wenden. In weniger akuten Fällen sind die Hausärzte geeignete Ansprechpartner:innen. Hier sollten die Symptome bzw. die Gemütslage deutlich angesprochen werden. Auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sind außerdem Krisendienste und Beratungsstellen verlinkt sowie eine Fülle an weiterführenden Informationen und Adressen zum Thema veröffentlicht.
Was können Angehörige tun?
Für Angehörige von an Depressionen erkrankten Menschen kann die Situation ebenfalls sehr fordernd sein. Wenn die Vermutung besteht, dass ein/e nahestehende Person betroffen ist, sollte ein Arztbesuch angeregt oder eine Beratung aufgesucht werden. Auch hier bietet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe viele Informationen zur Unterstützung und Entlastung von Angehörigen. Der Link ist unter diesem Artikel aufgeführt.
„Ich hatte einen schwarzen Hund“ – Verbildlichung der Krankheit
Ein Video, das die Erkrankung und den Umgang damit sehr gut verdeutlicht ist „Ich hatte einen schwarzen Hund“, ebenfalls unten verlinkt. Viele von uns, wenn nicht selbst von Depressionen betroffen, haben damit sicherlich bereits Berührungspunkte gehabt. Im Frühstadium lässt sich die Erkrankung meist gut behandeln, daher ist es wichtig, dass Betroffene Hilfe aufsuchen oder Angehörige sie dazu ermutigen. Es ist gut, wenn immer mehr Menschen, so wie der Prominente Kurt Krömer, über diese Krankheit sprechen, damit es kein Tabuthema mehr ist und eine angemessene Behandlung erfolgen kann.
In diesem Sinne passt gut auf euch auf und kümmert euch auch um eure psychische Gesundheit!
Quellen:
Kurt Krömer über sein Leben mit Depressionen in der Talkshow “Kölner Treff”
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Max-Planck-Gesellschaft Stresshormonregulation und Depressionsrisiko
Krisendienste und Beratungsstellen
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/rat-fuer-angehoerige-von-menschen-mit-depressionen
Ich hatte einen schwarzen Hund
https://www.nummergegenkummer.de/ – Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern