Raucherpausen in Gesundheitsberufen

Doctor dentist breaks a cigarette, background dental office. Stop Smoking

Wer mit einem Raucher zusammen ist oder selber RaucherIn ist weiß, dass Rauchen mit vielen Stimmungen verknüpft ist.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Rauchgewohnheiten – Wann man zur Zigarette greift
  2. Warum wird besonders in der Pflege so viel geraucht?
  3. Was kann man gegen diese Entwicklung tun?
  4. Konflikte zwischen Nichtrauchern und Rauchern

Lesezeit: 7 Minute / 751 Wörter

Rauchgewohnheiten – Wann man zur Zigarette greift

Rauchen, wenn man gestresst ist, Rauchen, wenn man traurig ist, wenn man einen Schreck verdauen muss, wenn man freudig-aufgeregt ist oder nervös-ängstlich, gemütlich zur Tasse Kaffee, die Zigarette nach dem Essen, aus Geselligkeit oder um sich einfach mal raus zu nehmen und abzuschalten, wenn man nachdenklich ist oder auch einfach nur Langeweile hat.
Es gibt so viele Anlässe, eine Zigarette zu rauchen. Daher brauchen RaucherInnen auch während der  Arbeit die ein oder andere Zigarettenpause. Rauchen ist aber häufig ein emotionales Thema am Arbeitsplatz, weil es das Pausenthema strapaziert. Dazu später noch mehr.

Laut Jahresbericht des Bundesdrogenbeauftragten raucht jede/r vierte Erwachsene. Bei den Jugendlichen ist in den letzten zehn Jahren ein rückläufiger Trend zu beobachten. Hier gibt es nur noch 5,6% regelmäßige RaucherInnen. Gemäß astra plus, dem Gesundheitsförderungsprogramm „Rauchfrei in der Pflege“, zählt in den Gesundheits- und Pflegeberufen ca. jede/r 3. der Mitarbeitenden zu den RaucherInnen. Woran liegt es, dass in dieser Berufsgruppe wesentlich mehr RaucherInnen zu finden sind?

Warum wird besonders in der Pflege so viel geraucht?

Christa Rustler, Geschäftsführerin von astra plus, nennt hier verschiedene mögliche Gründe. Zum einen könnte Rauchen als soziale Norm wahrgenommen werden. Das bedeutet, dass Menschen, die ihre Ausbildung in der Pflege beginnen, an ihrem Arbeitsplatz vermehrt auf RaucherInnen treffen und dies als „normal“ anzusehen lernen. Viele der anderen Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte und möglicherweise Vorbilder rauchen. Und auch unter den PatientInnen finden sich laut Frau Rustler verhältnismäßig viele RaucherInnen, weil diese tendenziell eher krank werden und entsprechend auch eher medizinisch behandelt werden. So bekommt ein Azubi den Eindruck, es sei üblich, zu rauchen und schließt sich dieser Gewohnheit leichter an.
Ein weiterer Grund ist, dass Rauchen vermeintliche Vorteile mit sich bringt. Reguläre Pausen sind durch die hohe Arbeitsbelastung und den Personalmangel in Kliniken und Pflegeeinrichtungen häufig eingeschränkt. Eine kurze Zigarettenpause zwischendurch lässt sich aber schnell mal einrichten. Außerdem trifft man in der Raucherpause KollegInnen aus der eigenen und aus anderen Abteilungen und hat auf diese Weise einen informellen Austausch, der während der Arbeitszeit nicht möglich wäre.
Während die RaucherInnen „schnell mal eine rauchen gehen“ sind häufig die NichtraucherInnen diejenigen, die „die Stellung halten müssen“. Wenn diese dadurch das Gefühl haben, mehr leisten zu müssen, als ihre rauchenden KollegInnen kann das verständlicherweise zu Konflikten in der Belegschaft führen.

Was kann man gegen diese Entwicklung tun?

Was kann man also tun, um dieses Thema zu regulieren? Nur NichtraucherInnen einstellen? Bei U-Haul, einem amerikanischen Vermieter von Transportern und Anhängern wird das seit Anfang 2020 praktiziert [Quelle: US-Konzern mit 30.000 Mitarbeitern stellt keine Raucher mehr ein]. In Deutschland haben wir laut Artikel 2 des Grundgesetzes das Recht auf garantierte freie Entfaltung der Persönlichkeit. Dazu gehört auch das Rauchen legaler Tabakwaren. Ein Rauchverbot seitens des Arbeitgebers mit der Zielsetzung, ArbeitnehmerInnen von gesundheitsschädlichen Gewohnheiten abzubringen, überschreitet die Regelungskompetenz des Arbeitgebers [Quelle: https://www.arbeitsrechte.de/rauchverbot-am-arbeitsplatz/]. Auch bei einer neutralen Haltung dem Rauchen gegenüber kann man dem Grundgesetz in dieser Hinsicht zustimmen. Denn ansonsten könnte man auch Mal die Frage nach dem Zuckerkonsum aufwerfen. Das Essen von Schokoriegeln und Trinken süßer Getränke beansprucht zwar keine Pausen- oder Arbeitszeit ist aber laut (zum Beispiel) der University of California ähnlich suchterzeugend und gesundheitsschädigend wie Alkohol oder Zigaretten [Quelle: Sugar’s sick secrets: How industry forces have manipulated science to downplay the harm].

Eine andere Möglichkeit ist, das Rauchen grundsätzlich in der regulären Pause zu erlauben. Laut Arbeitszeitgesetz haben ArbeitnehmerInnen, die bis zu neun Stunden am Tag arbeiten, ein Anrecht auf täglich 30 Minuten Pause. Bei mehr als neun Stunden sind es 45 Minuten Pause insgesamt. Nun ist Rauchen meist aber eben eine Sucht und wenn diese nicht befriedigt wird, kann es zu Unkonzentriertheit und merklichem Leistungsabfall führen. Rauchen also nur in der regulären Pause zu erlauben kann daher schwierig sein. Auch hier muss nochmal der Gesetzgeber zurate gezogen werden: Raucherpausen zählen laut Gesetz nicht zur Arbeitszeit und sind von den regulären Pausenzeiten abzuziehen. Wenn ArbeitnehmerInnen über die Pausenzeiten hinausgehende Raucherpausen einlegen möchten, ist das nur mit der Genehmigung der Vorgesetzten erlaubt. Das Rauchen über die Pausen hinaus kann geduldet werden oder aber regulär müsse die verlorene Arbeitszeit dann laut Arbeitsrecht nachgeholt werden. [Quelle: https://www.arbeitsrechte.de/raucherpause]. Ein/e ArbeitgeberIn kann demnach verlangen, dass RaucherInnen die Arbeitszeit unterbrechen, also „ausstempeln“ und die Arbeitszeit nachholen.

Konflikte zwischen Nichtrauchern und Rauchern

Um Konflikte zwischen dem rauchenden und nichtrauchenden Personal zu vermeiden, sollte es wohl von vornherein eine klare Regelung zum Thema Raucherpausen geben. Diese könnte von den ArbeitgeberInnen gemeinsam mit der Belegschaft getroffen werden. Mittlerweile wäre auch eine App auf dem Handy, die die Arbeitszeiten erfasst eine einfache Lösung. Auch für das nichtrauchende Personal könnte man Anreize schaffen, wie zum Beispiel einen zusätzlichen Urlaubstag im Jahr oder auch die Möglichkeit kleiner Nichtraucher-Auszeiten.

Nach der ganzen Diskussion um das Thema Rauchen möchte ich auch nochmal die Möglichkeit der Tabakentwöhnung ins Blickfeld rücken. Auf dieser Seite finden Sie viele Informationen dazu: Rauchfrei plus – Gesundheitseinrichtungen für Beratung und Tabakentwöhnung

Wie wird das Thema Raucherpausen an Ihrem Arbeitsplatz gehandhabt? Teilen Sie gerne Ihre Lösungen und Ideen in den Kommentaren!

Weitere Quellen:

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