Sie vs. Du – Siezt du noch oder duzen Sie schon?

Siezen ist ein Ausdruck von Wertschätzung und bewahrt gleichzeitig eine Distanz zum Angesprochenen. Im Mittelpunkt steht eine wertschätzende Kommunikation, die sich in der Pflege und auch über diese Grenzen hinaus an den kognitiven Fähigkeiten des Angesprochenen orientieren sollte.

Woher kommt aber das Siezen im Allgemeinen und ist es in unserer Zeit noch angemessen?

Inhaltsverzeichnis:

    1. Kurzer Rückblick in die Geschichte
    2. Aspekte, die eine Entscheidung erleichtern
    3. Anwendbarkeit in der Praxis

Lesezeit: 10 Minute / 1.100 Wörter

Kurzer Rückblick in die Geschichte

Warum Siezen wir und war das schon immer so? Zwei verallgemeinerte Fragen um sich einmal die Herkunft zu betrachten.
Ein zentraler Punkt in der Anrede ist die Distanz, die mithilfe dieser zum Gegenüber geschaffen wird. Eine Grundlage für diese aufgebaute Distanz ist Höflichkeit. Sprichst du dir unbekannte Menschen mit „Du“ an, ist dies eine sehr direkte und eindeutige Ansprache. Im Sprachgebrauch nutzen wir seit etwas über 200 Jahren das höfliche „Sie“. Selbstverständlich wurde davor nicht einfach jeder geduzt. Es ist dokumentiert, dass bereits im 16. Jahrhundert eine Höflichkeitsanrede genutzt wurde. Dabei wurde grundlegend die Anrede „Ihr“ genutzt. Somit wurde nie nur eine einzelne Person angesprochen sondern immer eine Gruppe. Dadurch entsteht Distanz zum Angesprochenen. Du kennst das Ihr nicht mehr? Hast du einen Bekannten aus Frankreich wird er dir das bestimmt erklären können. Hier wird auch heute noch das Ihr als Anrede verwendet. Wie es bei sehr vielen Dingen der Fall ist, wurde die Anrede Ihr von immer mehr Menschen verwendet. War Sie im 16. Jahrhundert noch für Menschen höheren Standes bestimmt, wurde Sie etwas später auch von Studierenden genutzt. Daher wurde in einem nächsten Schritt das „Er“ als Anrede verwendet. Auch hier stand immer noch der Respekt und auch die Höflichkeit gegenüber dem Angesprochenen im Vordergrund. Mit der Zeit gab es immer mehr Vermischungen in der Ansprache so dass irgendwann das „Sie“ als Anrede verwendet wurde. Dieses hat sich bis heute hartnäckig in unserem Sprachgebrauch gehalten.

Aspekte, die eine Entscheidung erleichtern

Aber wie hilft dir das Alles bei der Entscheidung wen du Siezen und wen du Siezen kannst, oder solltest? Auf den ersten Blick erst einmal gar nicht. Schauen wir einmal die Grundlage für das Siezen an. Die gewählte Anrede soll Respekt gegenüber dem Angesprochenen aufzeigen. Auch die bereits erwähnte Distanz spielt eine wichtige Rolle. Denke ich an meine Zeit im Kindergarten zurück, habe ich dort jeden der Erzieher:innen als Tante oder Onkel bezeichnet. In der Schulzeit wurde jeder Lehrer gesiezt. Das hat sich bis zu meinem Abschluss auch nie geändert. Was sich mit der Zeit jedoch verändert hat, war der Kreis an Personen, die ich gesiezt habe. Dieser wurde immer größer nur um auch wieder kleiner zu werden. Woran habe ich dann aber entschieden wen ich sieze und wen ich duze?
Ein ganz einfacher Grundsatz war hier für mich immer: Wen mir jemand das persönliche Du anbietet, dann verwende ich es auch.
Ein paar der gängigen Aspekte für das Siezen habe ich im Folgenden aufgeführt.

Der Knigge besteht seit seiner Erstausgabe 1788 auf dem Sie.
Durch das Siezen wird Distanz gewahrt und Respekt vermittelt. So sollte jede volljährige Person das Recht darauf haben mit „Sie“ angesprochen zu werden. Weiterhin sollte zu Beginn der Kommunikation von beiden Beteiligten das „Sie“ als Anrede verwendet werden. Ganz kurz gesagt, dass „Sie“ ist die Norm. Ein „Du“ muss angeboten werden.

Einhaltung von Hierarchien
Ein wie ich finde sehr deutscher Aspekt. Hier werden die Erfahrungen von älteren Kollegen respektiert und durch die Anrede nicht in Frage gestellt. Jeder der dir überstellt ist, wird automatisch gesiezt. Damit zeigst du, dass dir die Hierarchien bekannt sind und du dich auch an diese hältst.

Distanz zum Privatleben aufbauen
In der heutigen Zeit verschmilzt das Arbeitsleben immer mehr mit dem Privatleben. Wird am Arbeitsplatz konsequent gesiezt zeugt dieses sehr häufig von einem freundlichen aber dennoch distanzierten Miteinander. Dabei wird es nach dem Feierabend leichter abzuschalten und das Privatleben zu genießen.

Selbstverständlich habe ich hier nur einige Argumente für das Siezen aufgeführt. Es gibt bestimmt sehr viele mehr. Gib uns, wenn du magst ein paar Beispiele in den Kommentaren.

Was spricht dann aber für das „Duzen“? Auch hier gibt es einige Aspekte, die ich gern aufführen möchte.

Das „Du“ schafft ein Zusammenhörigkeitsgefühl
Wir sitzen alle in einem Boot. Du schaffst das schon! Kann ich dir helfen? … Nur ein paar Beispiele um dich als Mitarbeiter zu motivieren. Stell dir mal vor dir wird an dieser Stelle gesagt: Sie schaffen das! Kann ich Ihnen helfen? Der Inhalt ist der selbe, dennoch wird die Reaktion eine andere sein.

Vertrauen der Mitarbeiter wird gestärkt
Du verbringst einen Großteil deines Tages mit deinen Kollegen und kennst bei einigen bestimmt auch private Details. Da wird es nach einiger Zeit immer schwerer Frau Müller nach Hilfe bei einem Problem zu fragen. Fragst du stattdessen die Barbara (Müller) fällt es dir bestimmt leichter. Du wirst im gesamten Team merken, dass es einfacher wird Fragen zu stellen und auch du selbst wirst häufiger etwas gefragt.

Integration fällt leichter
In der heutigen Arbeitswelt ist der ein oder andere Jobwechsel Alltag. Ein Leben lang bei einem einzelnen Arbeitgeber ist immer noch möglich aber eben nicht mehr die Regel. Mit einem Wechsel des Arbeitsplatzes ist auch immer die Integration im neuen Team notwendig. Diese fällt allen Seiten leichter, wenn untereinander geduzt wird.

Anwendbarkeit in der Praxis

Was bringt uns die gesamte Theorie aber für den Arbeitsalltag? Um mit einer Plattitüde zu beginnen: Das können Sie halten wie du willst. (Herbert Wehner – *1906 – †1990 deutscher Politiker)
So einfach wie sich das jeder Einzelne vorstellt ist es leider nicht. Im Arbeitsalltag gibt es gerade in der Pflege sehr viele Gegebenheiten welche du berücksichtigen musst. Du kannst nicht jeden deiner Schützlinge pauschal siezen oder duzen. Hier kommt es vor allem auf dein Fingerspitzengefühl an. In der Betreuung von dementen Klienten ist es häufig vorteilhaft diese zu duzen. Aber auch hier gibt es gegenteilige Erfahrungen. Pauschal kann ich an dieser Stelle nur die Aussage treffen, dass jeder Einzelne nach seinen kognitiven Fähigkeiten angesprochen werden sollte. Wirst du zum Beispiel von Frau Meyer als der Lieblingsbruder erkannt, machst du dir deine Arbeit um einiges schwerer wenn du Sie Siezt. Mit einem vertrauten Duzen wird deine Arbeit um einiges leichter. Bei der Übergabe kannst du gern wieder von Frau Meyer sprechen.

In deinem Team stellst nicht du allein die Regeln auf (es sei denn es ist deine eigene Firma), achte also darauf was dir von deinen Kollegen vorgelebt wird. Ich selbst bin der Meinung, dass es generell betrachtet in jedem Arbeitsfeld die Möglichkeit gibt, dass sich alle Mitarbeitenden duzen. Eine Hierarchie wird allein durch die Anrede nicht untergraben. Die Grundlage für die Anrede untereinander bildet für mich immer die Unternehmensphilosophie. Wird in dieser ein enges Zusammenarbeiten auf Augenhöhe angepriesen und jeder Siezt sich, passt das für mich nicht unbedingt zusammen. Hier kennst du bestimmt einige Beispiele.

Gern kannst du deine Erfahrungen in den Kommentaren mit uns teilen.

Genutzte Quellen:
https://www.pflegen-online.de/warum-sie-in-der-altenpflege-besser-ist-als-du
https://www.pflegen-online.de/ist-du-nicht-doch-oft-besser-als-sie

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https://www.zeit.de/zett/2018-11/warum-siezen-so-gar-nicht-mehr-zeitgemaess-ist?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

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