Expertenstandard Mundgesundheit 

Brushing your teeth with electric toothbrush. Snow-white smile. Care, beauty and health.

Morgens und abends die Zähne putzen, mit Zahnseide oder Bürstchen die Zahnzwischenräume reinigen und zweimal im Jahr zu Prophylaxe und Kontrolltermin beim Zahnarzt – wer so seine Zähne in Schuss hält, hat sicherlich ein angenehmes Mundgefühl und muss auch den Zahnarztbesuch nicht allzu sehr fürchten. Aber stellt euch vor, Ihr hättet Euch wochen- oder monatelang nicht die Zähne geputzt, weil ihr es einfach vergesst oder dazu nicht mehr selbständig in der Lage seid.  

Parodontitis – eine Erkrankung mit weitreichenden Folgen  

Die Wahrscheinlichkeit an einer Parodontitis zu erkranken, die Zahnpastawerbung mahnt mit dem Wort „Parodontose“, ist bei fehlender Mundhygiene stark erhöht. Diese chronische Entzündung des Zahnhalteapparates zerstört Gewebe und Knochen, die für den Halt des Zahnes verantwortlich sind.  Ausgelöst wird sie durch Beläge auf den Zahnoberflächen und in den Zahnzwischenräumen. Die Beläge bestehen aus einem Netzwerk von Bakterien, deren Stoffwechselprodukte die Entzündung auslösen, die wiederum zum Verlust der zahntragenden Gewebe führt. Daher gilt laut Kassenärztliche Bundesvereinigung: regelmäßige Zahnpflege – kein Plaque – keine Parodontitis [Link: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung]. 

Aber mittlerweile ist zudem bekannt, dass die Gesundheit im Mundraum nicht nur für die Zähne relevant ist, sondern auch die Gesundheit im gesamten Körper beeinflusst. Bleibt eine Parodontitis unbehandelt, kann sie sich zunehmend auf die umliegende Mundregion ausbreiten und auf andere Organe wie den Verdauungstrakt, das Herz-Kreislauf-System oder die Lunge überspringen und deren Gewebe entzünden [Quelle: Deutsche Mundgesundheitsstiftung]. Lungenentzündungen können unter anderem entstehen, indem die Bakterien im Mundraum über die Atemluft in die Lungen geraten. Die Bakterien können beim Kauen und Zähneputzen in die Blutbahn geraten und zu einer Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) führen. Auch an künstlichen Hüft- oder Kniegelenken können sich die Bakterien festsetzen [Quelle: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung]. 

Die Folgen einer Parodontitis reichen also weit über den Mund hinaus. Der Erhalt der Mundgesundheit ist daher bei Menschen mit pflegerischem Unterstützungsbedarf, die die Mundpflege nur eingeschränkt oder gar nicht mehr selbständig verrichten können, umso wichtiger. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass einige Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus die Mundgesundheit stark beeinträchtigen können. Bei letzterer Stoffwechselerkrankung kann ein langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel eine Schädigung der Blutgefäße bewirken und dadurch zu einer verschlechterten Durchblutung im Mundraum führen, was wiederum den Zahnhalteapparat anfälliger für Infektionen macht [Diabinfo: Parodontitis bei Diabetes].  

(Weitere Informationen zu den Wechselwirkungen zwischen Mundgesundheit und Erkrankungen wie Diabetes mellitus findet ihr unter diesem Link: Bundeszahnärztekammer: “Wechselwirkungen zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit”

Umsetzung des Expertenstandards „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“  

Der Expertenstandard „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) beschreibt Empfehlungen, wie Personen mit pflegerischem Unterstützungsbedarf bei der Verrichtung der Mundpflege die ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechende Unterstützung zur Förderung ihrer Mundgesundheit erhalten.  

Was bedeutet das nun für Pflegekräfte in der Umsetzung dieses Expertenstandards?  

Da jedes Krankenhaus und jede Pflegeeinrichtung unter anderen Bedingungen arbeitet, sind hier individuelle Verfahrensanweisungen und Durchführungsstandards erforderlich, in denen beschrieben wird, wie die Mundpflege vorzunehmen ist. Darin kann festgelegt werden, wie die Einschätzung der Mundgesundheit erfolgen soll, wer, wann und wie oft die Mundpflege übernimmt und wie die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie dem Zahnarzt organisiert ist.  

Welche Materialien werden für die Mundpflege benötigt?  

  • Eine Ausrüstung für die Pflegekraft, wie z.B. Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz, Visier, Taschenlampe, Mundspiegel 
  • Utensilien zum Zähneputzen, wie Zahnbürsten mit unterschiedlichen Köpfen, Zahnzwischenraumbürsten, Kompressen, Zahncreme, Absaugvorrichtung mit Zubehör 
  • Hilfsmittel für die Mund- und Lippenpflege, wie Lippenbalsam und Zungenschaber 
  • Materialien für die Prothesenreinigung, z.B. Prothesenabzieher, Reinigungstabletten, Prothesenhaftcreme, Kompressen. 

Mundgesundheitsplan für die routinemäßige Mundpflege 

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat einen Mundgesundheitsplan entworfen (Mundgesundheitsplan – Vordruck), in dem die Risiken und Besonderheiten der Mundpflege bei einer Person dokumentiert werden und festgelegt werden kann, wer innerhalb des Pflegeteams welche Maßnahmen wann und wie oft durchführt. Eine Pflegeampel in der Nähe des Waschbeckens enthält wichtige Hinweise zur Pflege: wer als zu Pflegender „gelb“ eingestuft wird, kann noch teilweise bei der Mundhygiene mithelfen, wer „rot“ eingestuft wird, bei dem müssen die Pflegekräfte die Zahnreinigung komplett übernehmen. [Quelle: SWR Wissen: Zahnpflege im Alter]  

Für Selbstschutz sorgen 

  • Pflegekräfte sollten bei der Mundpflege einer pflegebedürftigen Person auf den eigenen Schutz achten. Dazu gehört: 
  • Vor und nach der Mundreinigung die Hände zu desinfizieren 
  • Während der Mundpflege Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz und gegebenenfalls auch einen Augenschutz zu tragen  
  • Sich während der Mundpflege hinter oder seitlich versetzt vor die pflegebedürftige Person zu stellen, falls diese hustet oder spuckt. 

[Quelle: Bibliomed Pflege: “So setzen Pflegefachpersonen den Expertenstandard zur Mundgesundheit richtig um”

Dies sind nur einige Aspekte, die für Pflegekräfte bei der Durchführung der Mundhygiene wichtig sind. In unserem Online-Seminar Expertenstandard Erhalt und Förderung der Mundgesundheit in der Pflege lernt Ihr detailliert, was es für eure tägliche Arbeit zu beachten gilt und wie ihr den Expertenstandard in eurer Einrichtung oder in der ambulanten Pflege effektiv einsetzen könnt.  

Und nun wünsche ich euch frohe Weihnachten und für diejenigen unter euch, die über die Feiertage arbeiten, dass ihr euch ein paar besinnliche Momente einrichten könnt!   

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