Meditieren gegen Schmerzen

Meditieren gegen Schmerzen

Was machen wir, wenn wir unter Schmerzen leiden? Zunächst versuchen wir herauszufinden, woher diese Schmerzen kommen bzw. was der Grund dafür sein könnte. Dann wissen wir meistens nicht, wie wir sie möglichst schnell wieder loswerden können, daher versuchen wir, die Schmerzen einfach zu verdrängen und uns irgendwie abzulenken. Am besten, wir tun so, als gäbe es die Schmerzen gar nicht, dann müssen sie doch verschwinden. Wie kleine Kinder, die sich im Spiel die Hände vor das Gesicht halten und glauben, sich dadurch unsichtbar zu machen. Leider funktioniert das selten.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Was ist Schmerz?
  2. Funktion des Schmerzes
  3. Anwendung von Achtsamkeitsmeditation bei Schmerzen

Lesezeit: 7 Minute / 800 Wörter

Was ist Schmerz?

Für viele von euch ist der Umgang mit Schmerzen Teil der täglichen Arbeit in der stationären und ambulanten Versorgung. Dabei lässt sich beobachten, wie vielfältig sie sein können. Die Weltschmerzorganisation (IASP = International Association for the Study of Pain) definiert Schmerz als „ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“ [Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.]  Das Wort „Sinneserlebnis“ meint dabei, dass der Schmerz zum Beispiel als brennend, bohrend, stechend oder reißend empfunden werden kann. Die Schmerzstärke wird hier oft auf einer Skala eingeordnet, wie von „0“ bis „10“. Die meisten von uns haben schon einmal unter fürchterlichen Schmerzen gelitten. Wer Zahnschmerzen kennt oder schon Mal unter einem Hexenschuss litt, weiß sofort Bescheid. Dadurch haben wir auch erfahren, dass Schmerzen wie oben beschrieben, ebenso ein unangenehmes Gefühlserlebnis auslösen. Wir sagen dann zum Beispiel, dass die Schmerzen uns „quälen“, „mürbe machen“ oder „deprimieren“.

Funktion des Schmerzes

Aber bei all den Unannehmlichkeiten des Schmerzes ist dieser für uns überlebenswichtig. Er macht uns darauf aufmerksam, dass irgendwo in oder an unserem Körper etwas nicht stimmt oder etwas schädigend auf uns einwirkt. Und wenn es noch nicht zu einer Schädigung gekommen ist, fungiert der Schmerz als Frühwarnsystem. Er ist also allgemein ein wichtiger Schadensmelder und die damit verbundenen negativen Gefühle sorgen dafür, dass wir ihn ausreichend wahrnehmen und möglichst schnell lernen, wann es für uns gefährlich wird oder dass wir uns unserer Gesundheit zuwenden sollten.

Anwendung von Achtsamkeitsmeditation bei Schmerzen

Bei akuten Schmerzen reicht hin und wieder die Schmerztablette. Bei chronischen Schmerzen ist die Situation, wie viele von euch wissen, allerdings komplexer. Schmerzmittel können hier zwar auch helfen, nur häufig bergen diese das Risiko von Nebenwirkungen, die dann abermals Beschwerden verursachen. Unter chronischen Schmerzen versteht man allgemein, „dass deren Dauer über das Ausmaß einer akuten (frisch aufgetretenen) Ursache hinaus nicht nachvollziehbar lange anhält.“ [Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.]

Eine Möglichkeit, die frei von Nebenwirkungen (zumindest den negativen) ist, ist die Meditation. Verschiedene Studien belegen mittlerweile, dass bestimmte Meditationstechniken helfen können, um Schmerzen zu lindern. Im Gegensatz zum Ignorieren der Schmerzen wendet sich die achtsamkeitsbasierte Meditation dem Schmerz zu. Die Meditierenden lenken ihre Sinnesempfindungen bewusst auf den Schmerz und begegnen diesem mit Akzeptanz und Neugierde. Anstatt den Schmerz zu bewerten und mit den gewohnten Reaktionen zu begegnen, kommen Menschen in der Achtsamkeitsmeditation mit dem Schmerz im gegenwärtigen Moment in Kontakt. Sie betrachten den Schmerz aufmerksam, wachsam und neutral. Teilnehmende Patient:innen einer Meditationsgruppe des Massachusetts General Hospital konnten auf diese Weise ihre Beschwerden senken. [Tim Gard, Department of Psychiatry, Massachusetts General Hospital, 120 2nd Avenue, Charlestown, MA 02129, USA, tgard@nmr.mgh.harvard.edu in: https://www.aerzteblatt.de/Chronische-Schmerzen-Achtsamkeitsmeditation-senkt-Leidensdruck]

Einen anderen Zugang zur Schmerzlinderung durch Meditation fanden Wissenschaftler:innen einer weiteren Studie heraus. Sie konnten bestimmte Reaktionen im Gehirn identifizieren, die dafür verantwortlich sind, dass die Achtsamkeitsmeditation (die Art und Weise der Achtsamkeitsmeditation wurde hier nicht genannt) schmerzreduzierend wirkt. In der wissenschaftlichen Untersuchung wurde Studienteilnehmer:innen Schmerzen in Form von Hitzeeinwirkung an den Beinen zugetragen. Beim Zufügen der Schmerzen haben die Teilnehmer:innen meditiert. Die Kontrollgruppe, also die nicht-meditierende Gruppe, wurde gebeten, während der Schmerzverabreichung lediglich die Augen zu schließen. Die wahrgenommene Intensität des Schmerzreizes haben alle Teilnehmer:innen auf einer Skala angegeben. Im Ergebnis zeigte sich, dass die wahrgenommenen Schmerzen bei der Meditationsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe um ca. 30% reduziert waren. Das ist schon enorm. Eine 30%ige Reduzierung des Schmerzempfindens muss für Menschen mit chronischen Schmerzen eine wesentliche Erleichterung sein, vor allem wenn hier keine Nebenwirkungen zu befürchten sind.
Anhand von MRT-Messungen konnten Gehirnareale bestimmt werden, die für diese Wirkung verantwortlich sind. Man fand heraus, dass die Schmerzsignale im Rausch einer Meditation nicht entsprechend weitergeleitet wurden. Außerdem wurden Hirnareale, die für die Selbstwahrnehmung verantwortlich sind, im Zustand dieser Meditation regelrecht ausgeschaltet, ähnlich wie bei einer Vorstufe einer Bewusstlosigkeit. Die Effekte einer Meditation waren eindeutig messbar. [Quelle: Riegner, G. et al.”Disentangling self from pain: mindfulness meditation-induced pain relief is driven by thalamic-default mode network decoupling.” Pain 7/2022]

Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Pflege? Wer Meditation regelmäßig praktiziert mag um die wohltuende Wirkung von Meditation wissen. Wäre nicht ein regelmäßiges Meditationsangebot in Pflegeheimen und Krankenhäusern für alle eine sinnvolle Maßnahme?

Schreibt uns gern in den Kommentaren, wie Eure Gedanken und vielleicht auch Erfahrungen dazu sind!

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