Was sind wir unseren Eltern schuldig? – Pflegende Angehörige

Was sind wir unseren Eltern schuldig? – Pflegende Angehörige

In deinem Arbeitsalltag bist du tagtäglich von pflegebedürftigen Menschen umgeben. Jetzt gehst du nach deinem Feierabend nach Hause und pflegst dort deine Eltern. Was sich auf den ersten Blick wie eine Idylle für die Eltern anhört, kann schnell für alle Beteiligten eine Qual werden.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Philosophische Betrachtung
  2. Umsetzung in der Realität
  3. Betrachten wir es zuerst einmal ganz nüchtern, nur die Fakten
  4. Pflege zu Hause
  5. Versuchen wir einmal einen Blick auf den Alltag zu werfen
  6. Mir persönlich stellt sich hier die Frage: Und später?
  7. Kommen wir einmal auf die Ausgangsfrage zurück: Was schulden wir unseren Eltern?

Lesezeit: 7 Minute / 990 Wörter

  • Richten wir unseren Blick einmal auf die allgemeine Situation.
  • Du bist Pflegefachkraft.
  • Du pflegst täglich Menschen.
  • Du pflegst nach der Arbeit deine Eltern.

Und wo bleibt dein Leben dabei? Bist du es deinen Eltern schuldig, dass du bis zum Lebensende zu Hause pflegst? Eine allgemeingültige Antwort kann ich dir leider nicht auf diese Fragen geben. Ich werde dir ein paar Ansätze zur Verpflichtung der Pflege eigener Angehöriger geben. Du entscheidest selbst, wo du dich am ehesten wieder findest.

Philosophische Betrachtung

Schauen wir einmal ins alte Griechenland zu Aristoteles zurück. Dieser betrachtete unsere eingehende Frage wie folgt beschrieben. Kinder schulden ihren Eltern mehr als sie je zurückgeben können. Nehmen wir diese Aussage als Grundlage ist es die Pflicht der Kinder die eigenen Eltern zu pflegen.

Drehen wir ein wenig am Kalender und wir gelangen zu John Locke, seines Zeichens Arzt und Philosoph. Er beschreibt eine Gehorsamspflicht der Kinder bis zur Freiheit der Kinder. Für die Kinder besteht auch über die Freiheit hinaus die Schuld der Ehre. Eine Unterstützung der Eltern in Pflegesituationen obliegt einer Entscheidung der Kinder selbst.

Wenn wir weiter in die Gegenwart schauen, können wir einen Blick auf die philosophischen Grundlagen von Joel Feinberg werfen. Er beschreibt, dass es keine offenen Rechnungen im Eltern-Kind-Verhältnis gibt. Es ist lediglich die Pflicht der Kinder sich erkenntlich und dankbar gegenüber seinen Eltern zu zeigen. Auf dieser Grundlage entscheidet ein Kind selbst, ob es sich bereit zur Pflege der Eltern fühlt.

Umsetzung in der Realität

Wie können wir diese Erkenntnisse in unseren Alltag integrieren? Gibt es eine allgemeingültige Lösung der Problematik? Ich möchte an dieser Stelle nicht für alle Menschen sprechen. Dennoch glaube ich, dass es in dieser Situation so viele Facetten zu betrachten gibt, dass eine Lösung nicht möglich ist. Warum sollten wir uns dann fragen, ob wir die eigenen Eltern pflegen sollten?

Betrachten wir es zuerst einmal ganz nüchtern, nur die Fakten

Du als Pflegekraft hast durch deine Ausbildung die besten Voraussetzungen die Pflege durchzuführen. Du hast in deinem Berufsleben tagtäglich Kontakt zu pflegebedürftigen Menschen. Du weißt, was du tun solltest. Du kennst die Belastungen, die dich erwarten. Du hast alle notwendigen Hilfsmittel griffbereit. Du hast hoffentlich die ideale Umgebung zur Pflege.

Ich glaube du weißt, worauf ich hinauswill.

Aber wo bleibst da du als Mensch? Welche zusätzlichen Belastungen gibt es? Ist die Pflege der Eltern gleichzustellen mit deinem Arbeitsalltag? Wie kannst du alles unter einen Hut bringen?

Alles Fragen für die nur du eine Antwort finden kannst.

Pflege zu Hause

Bis zu diesem Punkt haben wir alles sehr allgemein betrachtet. Eine allgemeine Situation zur Pflege zu Hause kann ich nicht geben. Dafür gibt es einfach zu viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.

Pflegen Kinder ihre Eltern zu Hause wird sich nicht nur deine berufliche Situation ändern. Dein ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt. Du passt dein Leben an das deiner Eltern an. Wahrscheinlich kannst du nicht mehr in Vollzeit arbeiten gehen.

Versuchen wir einmal einen Blick auf den Alltag zu werfen

Dein Tag beginnt mindestens eine Stunde bevor du deinen pflegebedürftigen Elternteil weckst. Du beginnst deinen Tag und bereitest schon einmal das Frühstück vor. Anschließend weckst du deinen pflegebedürftigen Elternteil und ihr beginnt eure gemeinsame Morgenroutine. Nach dem Frühstück bereitest du deinen pflegebedürftigen Elternteil darauf vor, dass gleich die Tagespflege vor der Tür steht. Während dem Abholen bereitest du dich selbst auf deine Arbeit in der Pflegeeinrichtung vor. (Zum Glück ist es möglich, dass du nur 5 Stunden am Tag arbeiten gehst. Schichten gibt es für dich auch nicht mehr.) Nach dem Dienst erledigst du noch ein paar Wege, bevor du wieder zu Hause ankommst. Ein paar Minuten entspannen und schon bringt die Tagespflege deinen Elternteil wieder nach Hause. Durch den anstrengenden Tag ist dein Elternteil geschafft, und ihr verständigt euch für ein paar Minuten über den heutigen Tag. Nach dem Abendessen beginnt dann auch schon die Abendroutine und es geht für deinen Elternteil ins Bett. Du gönnst dir noch ein paar Minuten Freizeit und dann ist auch der Tag für dich geschafft.

Am Wochenende pflegst du deinen Elternteil rund um die Uhr.

Du kannst dir diesen Alltag nicht vorstellen? Ich glaube du bist nicht allein mit dieser Erkenntnis.

Wie kann hierbei dein Verdienstausfall kompensiert werden. Das Pflegegeld kennst du bestimmt schon. Für weitere Informationen kannst du dich unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflege-zu-hause.html zusätzlich informieren.

Mir persönlich stellt sich hier die Frage: Und später?

Was meine ich damit? Durch die Reduzierung deiner Arbeitsstunden kannst du selbst nicht den vollen Betrag in die Rentenkasse einzahlen. Wie kannst du diesen Ausfall kompensieren? Eine Antwort gibt es hierauf nur sehr selten. Versuchen wir es einmal: private Vorsorge ist eine Möglichkeit, aber auch diese ist mit Kosten verbunden; die Investition in Aktien oder Aktienpakete birgt ein hohes Risiko in sich; dir fallen bestimmt noch ein paar weitere Beispiele ein. Sicher ist an dieser Stelle keine der Möglichkeiten.

Kommen wir einmal auf die Ausgangsfrage zurück: Was schulden wir unseren Eltern?

Wie du bereits gemerkt hast, kann ich dir keine generelle Antwort zu dieser Frage geben. Es ist deine persönliche Entscheidung, wie du auf diese Frage reagierst. Diese muss niemand außer dir nachvollziehen können.

Wenn du jetzt ganz viele Gedanken hast, die nicht zusammenpassen, ist das verständlich und normal. Gib uns, wenn du möchtest, in den Kommentaren gern einen Einblick in deine Gedanken.

PS: Ich möchte dir mit den folgenden Links einen kleinen Einblick in meine Recherche geben:

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