Erst das Abitur hinter sich bringen, dann mindestens 3 Jahre den Bachelor durchziehen und dann in die Pflege und vor allem an die Bewohner:innen oder Patienten:innen?
Hört sich nicht nach dem Weg an, den viele nehmen würden, oder? Genau dieser Frage widmen wir uns in diesem Beitrag.
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Rückblick
Schauen wir einmal kurz ins Jahr 2011 zurück. Die Bundesregierung besteht aus der CDU/CSU und der FDP. In der Opposition die SPD, die Grünen … Genau zu diesem Zeitpunkt schlägt die SPD vor, dass nur Abiturienten einen Pflegeberuf ergreifen sollten. Schon damals war das für die Allgemeinheit unvorstellbar. Dabei hätte insgesamt ein Drittel aller Abiturienten einen Pflegeberuf als Ausbildung wählen müssen um den damaligen Stand an Auszubildenden zu stellen. Nicht nur damals auch jetzt finde ich, ist diese Forderung nicht haltbar. Hierbei möchte ich nicht unterstellen, dass die Pflege von jedem durchgeführt werden kann. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass jeder Mensch in seiner Berufswahl frei sein muss. Es muss für jeden Einzelnen möglich sein der eigenen Berufung zu folgen. Was wir aus diesem Ansatz mitnehmen können, finde ich sehr interessant. Ich glaube mit diesem Vorhaben sollte im Grundsatz auf die Vielseitigkeit der Pflege hingewiesen werden. Die Pflege ist ein Berufszweig in dem sehr nah mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengearbeitet wird. Es gibt jedes Jahr mindestens ein paar neue wissenschaftliche Feststellung, die in den Pflegealltag integriert werden müssen. Vor diesem Hintergrund finde ich persönlich es sehr zielgerichtet die Pflege zu akademisieren.
Fakten, die für ein Studium sprechen
Damit sind wir bereits mitten drin in den Vorteilen eines Pflegestudienganges. Eine Grundlage im Studium ist das wissenschaftliche Arbeiten mit Forschungsergebnissen und auch die Auswertung von Studien.
Ich selbst sehe es als eine Grundlage in der Pflege an, immer nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu arbeiten. Um an diesem Punkt in der Lage zu sein alles umzusetzen und auch zu verstehen, was die Pflegewissenschaft zu bieten hat, ist es notwendig, dass Pflegefachpersonen wissenschaftlich arbeiten können. Dabei können studierte Pflegefachpersonen als Bindeglied eingesetzt werden. Somit können neue Erkenntnisse im Pflegealltag umgesetzt werden und ebenfalls Studien durchgeführt werden.
Der Pflegeprozess steht immer im Mittelpunkt der Pflege. Hier gibt es immer wieder Unstimmigkeiten in der Umsetzung. Das kann daran liegen, dass sich die Gegebenheiten der zu pflegenden Person dauerhaft ändern. So wird der Pflegeprozess als systematischer Problemlösungsansatz eingesetzt um die Pflege immer wieder anzupassen. Auch diese Fähigkeit ist eine Grundlage, die im Studium erworben wird. Somit kann der Pflegeprozess bei der Einbeziehung von akademischen Pflegefachpersonen effektiver gestaltet werden.
Häufig hört man, dass die Pflege unnötig bürokratisch ist. Dabei ist es notwendig eine kurze und präzise geführte Pflegedokumentation vorzuweisen. Hier werden nur die Kernpunkte in der Akte aufgeführt. Auch hier kann ein Studium von Vorteil sein. Wichtige Gegebenheiten werden auf den Punkt gebracht in den Akten vermerkt. So kann die Dauer der Dokumentation verringert werden und gleichzeitig können Kollegen jederzeit nachvollziehen was zu tun ist.
Ein weiterer Punkt, der für ein Pflegestudium spricht, sind hochkomplexe Pflegesituationen. Denke einmal an einen Ihrer Bewohner:innen oder Patienten:innen. Die wenigsten haben isolierte Beschwerden, die durch dich behandelt werden. Meistens gibt es mindestens zwei, wenn nicht sogar mehr Krankheitsbilder, die zusammen auftreten. Hier finde ich den Einsatz von hochqualifiziertem Pflegefachpersonal sinnvoll.
Realitätscheck
Das eben aufgeführte hört sich für dich sinnvoll und auch noch nachvollziehbar an? Dann schauen wir einmal, wie es in der Realität aussieht.
Erst mit der generalisierten Pflegeausbildung wurde ein grundständiges Pflegestudium geschaffen. Dabei gibt es direkt nach dem Studium die Möglichkeit in den Beruf einzusteigen.
Wer soll denn aber bitte Pflege studieren? Hoffentlich bin ich mit dieser Frage nicht allein. Ich glaube, dass ein grundständiges Pflegestudium ein guter Anfang ist um interessierte Abiturienten für die Pflege zu begeistern. Aber mehr auch nicht. Mit der Schaffung des grundständigen Pflegestudiums wurde in meinen Augen vergessen, hierfür ausreichend Angebote zu schaffen. Es ist in meinen Augen wesentlich leichter eine gute Universität zu finden an der du Medizin studieren kannst. Es gibt für die Pflege einfach noch keine Hochburg in Deutschland. Das ist für mich aber eine Grundbedingung um die Attraktivität des Studienganges zu erhöhen. Denken wir einmal an die Universität in Heidelberg. Wahrscheinlich ziehst auch du hier gleich eine Verbindung zur Medizin. Oder auch die Charité in Berlin. Auch hier gibt es, jedenfalls für mich, eine sofortige Verknüpfung zum Medizinstudium.
In der Pflege fällt es mir sehr schwer die gleichen Verknüpfungen zu ziehen. Wenn dir spontan eine Hochburg für Pflegestudien einfällt, schreib uns in den Kommentaren.
Und jetzt?
Eine sehr interessante Frage finde ich. Eine passende Antwort kann ich dir an dieser Stelle nicht liefern. Ein paar Hoffnungen habe ich für die Zukunft der Pflege dennoch.
Wir sind schon lange über den Punkt hinaus an dem wir von einem Engpass in der Pflege reden. Wir alle müssen die Pflege in den Mittelpunkt der Gesellschaft bringen. Dabei hilft es nicht immer nur zu jammern wie schlecht es denn der Pflege geht. Ich glaube wir müssen alle die Verantwortung dafür tragen, was mit zu Pflegenden passiert. Dabei meine ich nicht, dass wir einfach nur schauen müssen, dass wir eine bestmögliche Versorgung garantieren können.
Ein zentraler Punkt für mich ist es den Berufsethos in der Pflege zu stärken. Dabei muss jeder Einzelne in der Pflege stolz auf seinen Beruf sein.
Den einmal kurz daran, wie du auf die Frage reagierst was du arbeitest. Deine Antwort ist der Ausgangspunkt dafür wie deine Mitmenschen die Pflege wahrnehmen.
Versuch es doch beim nächsten Mal mit der folgenden Aussage:
Ich verbessere jeden Tag die Lebensqualität von Menschen, und du?