Kollegiale Beratung Teil 2

Kollegiale Beratung Teil 2

 

Bei der kollegialen Beratung nutzt man das interne Praxiswissen der Mitarbeiter.

Die Rahmenbedingungen und die Idee dahinter, haben wir bereits im letzten Blogbeitrag angeschaut. Zum Ablauf gibt es sehr viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten. Eine davon hat Ursula Beckmann vor einigen Jahren in der Zeitschrift Altenpflege vorgestellt. Eine Beratung in zehn Phasen.

Diese zehn Phasen (Beckmann in Altenpflege 39. S.33ff) schauen wir uns hier einmal konkret an.

  1. Begrüßung und Organisatorisches

Diese Phase dient dem Ankommen. Unter „Organisatorisches“ fallen kurze Infos, z.B. Verspätung eines Teilnehmers oder Verlegung eines Termins. Tipp: Es empfiehlt sich, ein Flipchart zur Verfügung zu haben.

  1. Eröffnungsrunde

Hier erhält jeder Teilnehmer einige Minuten Zeit, um zu sagen, wie es ihm geht und ob er heute beraten werden möchte. Auch Rückmeldungen über erfolgte Beratungen bei letzten Termin gehören hierher. Tipp: In dieser Phase muss die Gruppe aufpassen, dass sie sich nicht „verquatscht“. Das geschieht besonders leicht, wenn man sich gut versteht. Da ist dann Disziplin gefordert.

  1. Beratungssequenzen festlegen

Jeder, der beraten werden möchte, sagt kurz, worum es geht und gibt eine Einschätzung hinsichtlich des zu erwartenden Zeitaufwands. Es versteht sich von selbst, dass drängende, wichtige Probleme Vorrang erhalten.

  1. Verteilung der Moderatorenrolle

Bei der Kollegialen Beratung muss der Moderator vor allem darauf achten, dass die Zeit eingehalten und nicht diskutiert wird. Tipp: Wenn es in einer Gruppe immer wieder Schwierigkeiten mit der Besetzung der Moderatorenrolle gibt, empfiehlt es sich nach dem Alphabet vorzugehen.

  1. Falldarstellung und Befragung

In dieser zentralen Phase ist es wichtig, dass der Ratsuchende zunächst die Situation schildern kann, ohne unterbrochen zu werden. Erst danach gibt es grünes Licht für die Befragung durch die Berater. Hilfreich ist die Formulierung einer so genannten „Schlüsselfrage“. Tipp: Es ist nicht so einfach eine Schlüsselfrage zu formulieren. Der Ratsuchende muss sein Problem nämlich „auf den Punkt“ bringen. Manchmal merkt man erst bei der Befragung (Phase 5) oder den Hypothesen (Phase 6), dass hinter dem gedachten Problem ein anderes, tieferes steckt.

  1. Hypothesen

Der Ratsuchende setzt sich abseits, am besten mit dem Rücken zur Beratergruppe, denn auch Mimik ist verräterisch und kann sowohl den Ratsuchenden als auch die Berater irritieren. Tipp: Vorsicht ist geboten, wenn in der Gruppe ein „Hobby Psychologe“ sitzt. Dann müssen alle aufpassen, damit dieser nicht mit seinen Interpretationen über das Ziel hinausschießt.

  1. Stellungnahme

Hier hat ausschließlich der Ratsuchende das Wort: Er setzt sich zurück in die Gruppe und nimmt Stellung zu den Hypothesen: Er kann sie ablehnen, zustimmen oder sie einfach zur Kenntnis nehmen.

  1. Lösungsvorschläge

Der Ratsuchende setzt sich wieder abseits. Die Berater machen das, was jeder gerne macht: Lösungen vorschlagen! Auch eigene Erfahrungen und Empfehlungen dürfen hier mit einfließen.

  1. Entscheidung

Der Ratsuchende setzt sich zurück und entscheidet sich für einen Vorschlag. Er kann seine Entscheidung begründen, muss es aber nicht. Eine Lösung kann auch nur darin bestehen, dass jemand einen anderen Blickwinkel erhält oder die eigene Verantwortung an dem Problem erkennt.

  1. Feedback und Abschluss

Am Ende jeder Beratungssequenz sagt jeder Teilnehmer kurz seine Meinung. Das Feedback kann sich dabei sowohl auf den Inhalt oder das Thema als auch auf den Ablauf beziehen.

Der Zeitbedarf für eine Beratungssequenz liegt bei insgesamt 75 Minuten. Das ist ein Durchschnittswert. Die tatsächliche Dauer ergibt sich aus der Größe der Gruppe und der Komplexität der Frage.

Praxisbeispiel

„Der Pflegedienstleiter P hat Schwierigkeiten mit dem Delegieren: Er hatte eine Pflegefachkraft mit dem Managen von Inkontinenzmaterialbeauftrag. Weil das nicht entsprechend seinen Vorstellungen lief, erledigte er die Arbeit schlussendlich verärgert selbst. Er wollte Rat zu der Frage: „Wie delegiere ich effektiv?“ Am Ende der Beratungssequenz hatte P nicht nur Regeln für richtiges Delegieren erhalten, sondern nebenbei ein Feedback zu seinem Führungsstil bekommen. Diese Beratungssequenz dauerte nur 50 Minuten“ (Beckmann in Altenpflege 39. S.33).

Wer als Leitungskraft Teambesprechungen entlasten, die Beratungskompetenz seiner Mitarbeiter nutzen und damit auch die Eigenverantwortung des einzelnen Mitarbeiters fördern möchte, sowie eine Unterstützungskultur stärken möchte, der ist mit der Methode der kollegialen Beratung und einem Versuch diese einmal auszuprobieren (sofern es zum Team passt) „gut beraten“.

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