Mit zunehmender Digitalisierung sind auch ältere Menschen vermehrt mit modernen Technologien und neuen Medien konfrontiert. Da gibt es Online-Banking und etliche Login-Daten, die man sich merken oder gut und wiederauffindbar notieren muss; Reiseveranstalter und Fluglinien deren Reisen nur über Online-Plattformen buchbar sind; Chat-Gruppen, denen man beitreten sollte, wenn man am Ball bleiben will; die Krankenkasse, die möchte, dass man mit ihr per App kommuniziert, und so weiter.
Wer die digitale Handhabung ablehnt, strapaziert stattdessen seine Geduld bei einer Hotline, einer freundlichen Computer-animierten Stimme und einer langen Warteschleife, bis man nach einer gefühlten Unendlichkeit einen „echten“ Menschen am anderen Ende der Leitung hat. Oder man bezahlt eine Servicegebühr, sollte man anstatt einer Online-Banküberweisung die gute alte Papierüberweisung wünschen.
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Senioren vs. „Digital Natives“
Viele Senioren hatten nicht von Anfang an Zugang zu Computern, Smartphones oder dem Internet. Sie sind in einem späteren Lebensalter eingestiegen und mussten sich erst mit diesen Technologien vertraut machen. Anders als die sogenannten „Digital Natives“, also jüngere Menschen, die in das digitale Zeitalter hineingeboren und damit aufgewachsen sind. Dies sind hauptsächlich die späteren Jahrgänge der sogenannten Generation Y von 1981 bis 1996 und die darauffolgende Generation Z der Jahrgänge 1997 bis 2010. Für die meisten Menschen dieser Jahrgänge geht es nicht mehr ohne die digitale Handhabung. Es gibt für alles eine App und für alles andere eine Antwort aus dem Netz.
Das Selbstverständnis der jüngeren Generationen und das der heutigen Senioren geht ganz klar auseinander, denn für ältere Menschen kann die Nutzung neuer Medien deutliche Herausforderungen mit sich bringen. Die Schwierigkeiten sind sicherlich für viele junge Menschen nicht so leicht nachvollziehbar. Auch sind nicht alle älteren Menschen technikaffin, sondern fühlen sich überfordert oder unsicher im Umgang mit dem Internet.
Umso wichtiger ist es, Unterstützung anzubieten und Senioren bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen. Die Bereitstellung entsprechender Schulungs- und Lernmöglichkeiten spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese sollten zum Beispiel auch in das Angebot der Alltagsbetreuung aufgenommen werden, um auch auf diese Weise den Einstieg zu erleichtern.
Vorteile der Nutzung neuer Medien für Senioren
Aber die Nutzung neuer Medien durch Senioren kann nicht nur als notwendiges Übel gesehen werden. Es gibt viele explizite Vorteile und einige Dinge, die es dabei zu beachten gilt:
- Die neuen Medien ermöglichen beispielsweise den Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden, auch wenn sie räumlich getrennt sind. Über soziale Medien oder Videotelefonie können sie in Verbindung bleiben und sich austauschen. Dies erhält die Kommunikation und man kann am Leben des anderen weiterhin teilhaben. Wir erinnern uns, dass dies gerade seinerzeit im Corona-Lockdown sehr wertvoll war und einige Menschen vor der Vereinsamung geschützt hat. Wer in der Zeit den Kontakt zu seiner 80-jährigen Tante über einen Zoom-Call gepflegt hat, weiß allerdings, dass es schon mal 20 Minuten dauern konnte, bis Ton und Kamera funktioniert haben und man endlich ins Gespräch kommen konnte. Oder gern auch 40 Minuten, wenn weitere Verwandte hinzukamen. Eine Schulung könnte vielen hier das Leben leichter machen.
- Ein weiterer Vorteil ist der Zugang zu einer Fülle von Informationen, Unterhaltungsangeboten und Online-Shopping-Möglichkeiten. Viele Schnäppchen sind über das Internet erhältlich und schonen auch den Geldbeute älterer Menschen.
- Für diejenigen, die sich bereits im Netz bewegen ist die digitale Sicherheit ein wichtiger Aspekt: Senioren sind oft Ziel von Online-Betrug und Cyberkriminalität. Daher ist es wichtig, ihnen bewusst zu machen, welche Risiken im Internet existieren und wie sie sich davor schützen können. Themen wie sichere Passwörter, Vorsicht beim Öffnen von E-Mails oder das Erkennen von betrügerischen Websites sollten thematisiert werden.
- Technologische Entwicklungen speziell für Senioren: Es gibt mittlerweile spezielle Technologien, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind. Zum Beispiel Smartwatches oder Gesundheits-Apps, die beider Überwachung von Vitalwerten oder der Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten unterstützen können. Auch Produkte wie sprachgesteuerte Assistenten oder barrierefreie Bedienungsoberflächen können die Nutzung neuer Medien für Senioren erleichtern.
Insgesamt bieten neue Medien älteren Menschen die Möglichkeit, am digitalen Leben und damit auch einem wesentlichen Teil des gesellschaftlichen Lebens teilzunehmen, soziale Kontakte zu pflegen und von den vielfältigen Informations- und Unterhaltungsmöglichkeiten zu profitieren. Es ist wichtig, ihnen dabei zu helfen, die entsprechenden technischen Fähigkeiten zu entwickeln und die nötige Unterstützung anzubieten, um mögliche Hürden zu überwinden und die Vorteile der neuen Medien voll auszuschöpfen.
Alltagsbegleiter könnten hier ein entsprechendes Angebot machen. Natürlich gilt auch hier ein gesundes Maß. Die digitale Welt ersetzt nicht den realen Kontakt oder ein Treffen bei Kaffee und Kuchen. Das Internet kann nicht eine vollumfängliche Lebensqualität erschaffen. Der Erhalt und die Förderung der körperlichen Mobilität und der allgemeinen Aktivität ist nach wie vor und vielleicht auch gerade aufgrund der Digitalisierung ein Aspekt, der auf keinen Fall vernachlässigt werden darf.