Pflege – Begabung, Berufung oder Routine?

Female nurse checking blood pressure of senior woman at home

Professionelle Pflege wird auch in der heutigen Zeit als Assistenzberuf wahrgenommen. Dabei kümmert sich in der Vorstellung von vielen eine Pflegefachkraft um die Aufnahme von Vitalwerten, hier und da ein Verbandswechsel, unterstützen bei der Körperhygiene, helfen bei der Nahrungsaufnahme. Zusätzlich gibt es noch die Routinearbeiten der Dokumentation. Schaut man genauer hin ist Pflege wesentlich mehr.

Inhaltsverzeichnis:

    1. Begriffserklärungen
    2. Realitätscheck
    3. Zukunft der Pflege

Lesezeit: 10 Minute / 1.000 Wörter

In letzter Zeit gibt es fast in Lebensbereichen den Ansatz, dass du nur deine Vision finden musst um ein glückliches Leben zu führen. Hier stellen sich mir sehr viele Fragen, auf die wir in anderen Blogbeiträgen genauer eingehen können. Einige zentrale Fragen, die sich mir in diesem Zusammenhang stellen, sind die folgende: Ist Pflege nur eine Routine? Ist der Pflegeberuf eine Berufung? Welche Rolle spielen Begabungen in der Pflege? Im folgenden versuche ich ein positives Plädoyer für die vielfältigen Pflegeberufe aufzustellen.

Begriffserklärungen

Beginnen wir ganz am Anfang. In meinen Fragen fielen die Worte Routine, Berufung und Begabung. Diese hast du bestimmt schon tausendfach gehört. Betrachten wir diese einmal ganz nüchtern und schauen was diese bedeuten können. Der Begriff der Routine beschreibt die Ausführung einer Tätigkeit, die eine Gewohnheit darstellt und jedes Engagement vermissen lässt. Gleichzeitig kann Routine auch als die Erfahrung beschrieben werden eine bestimmte Tätigkeit sehr sicher, schnell und überlegen durchzuführen.

Eine Berufung wird sehr häufig dargestellt als ein innerer Auftrag, eine besondere Befähigung, die man in sich selbst spürt. Der Begriff der Berufung geht einen Schritt weiter, als der “einfache” Beruf. Die Berufung setzt immer eine persönliche Verbindung zur Tätigkeit voraus. Hinter einer Berufung steht sehr häufig eine Ideologie.

Die Begabung kann auch als Talent umschrieben werden. Hier hat der Einzelne eine angeborene Fähigkeit zu bestimmten Leistungen. Dabei ist eine Begabung meistens auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt.

Wie helfen uns diese unterschiedlichen Begrifflichkeiten dabei die Pflegeberufe in ein positives Licht zu rücken?

Realitätscheck

Fangen wir auch hier wieder mit dem Begriff der Routine an. Hier wird es wahrscheinlich für viele schwierig diesem Begriff etwas positives abzugewinnen. Auch mir ging es am Anfang so. Wechseln wir hier aber einmal unsere Perspektive. Du weißt zu Beginn deines Arbeitstages relativ genau welchen Personenkreis du heute zu bewältigen hast. Daraus ergeben sich unterschiedliche Tätigkeiten, die du schon mehrfach durchgeführt hast. Es gibt also eine Routine, die du abrufen kannst. Bei der Bewältigung deiner Aufgaben bist du also schon geübt. Daher fallen dir Änderungen bei den von dir zu behandelnden Personen sofort auf. Etwas in deiner Routine läuft nicht so ab, wie es sollte. Hier hast du die Möglichkeit den Vorfall in der Dokumentation zu vermerken um eine Anpassung des Vorganges in die Wege zu leiten.

Wenn wir uns den Begriff der Berufung anschauen, wird es eventuell etwas leichter eine Verknüpfung zu deiner täglichen Arbeit zu finden. Gehen wir einmal davon aus, du bist seit frühester Kindheit davon begeistert dich um andere Menschen zu kümmern. Du bist für das Wohlergehen von zum Beispiel Familienmitgliedern verantwortlich, wenn diese krank sind. Gleichzeitig merkst du sofort, wenn jemand sich verändert. Das kann ein Teil der Berufung sein. Die Pflege von Menschen und auch die Interaktion mit pflegebedürftigen Menschen ist für dich ein Teil deiner Persönlichkeit. Diese Erkenntnis kann dir bereits bei der Berufswahl helfen und so eine spätere Umorientierung ersparen.

Mit einer Begabung ist es meiner Ansicht nach ähnlich wie mit einer Berufung. Wenn du bereits als Kind feststellst, dass du bei der Pflege von Menschen aufgehst, kann eine spätere Berufswahl davon beeinträchtigt werden.

Was bringt uns diese Verknüpfung aber in der Realität?

Fragst du auf der Straße einige Menschen wirst du wahrscheinlich von einer Vielzahl hören, dass Pflege ein Beruf ist, den nur wenige ausführen wollen oder können. Ich glaube genau darin liegt ein sehr großer Entwicklungspunkt für die unterschiedlichen Pflegeberufe. Dabei muss sich jeder von uns bewusst werden, dass Pflege nicht nur ein Beruf sondern auch eine Kunst ist. Die Menschen die heute in der Pflege arbeiten, sind nicht nur die Handlanger von Ärzten und handeln auf direkte Anweisung. Die Pflege ist eine eigenständige Profession, die sich ständig und immer noch sehr schnell weiterentwickelt. Genau an diesem Punkt müssen die Routine, Berufung und auch die Begabung für den Beruf in den Mittelpunkt gestellt werden. Auf diesem Weg muss es ein Ziel von Pflegenden sein Ihren Beruf nicht nur auszuführen, sondern auch nach außen zu tragen. Ich weiß, dass ich mit dieser Aussage sehr viele Kritikpunkte offen lasse. Daher möchte ich kurz erklären, wie ich zu dieser Aussage komme:

Die Pflege steht in der Mitte der Gesellschaft. Daher sollte es für mich eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Pflege für sich selbst eintritt. Ein Jammern und Klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und viel zu schlechte Löhne bringt uns hier nicht ans Ziel. Wir müssen gezielt auf den Pflegeberuf aufmerksam machen. Dabei denke ich nicht nur an Kampagnen, die für einen kurzen Zeitraum Aufmerksamkeit erregen, sondern dauerhaft im Gedächtnis von Allen zu bleiben. Dabei spielt eine Beteilung aus den Reihen der Pflegenden für mich einen zentralen Punkt. Dabei ist für mich eine der zentralen Aufgabenstellungen, die Pflege auch für den Nachwuchs interessant zu machen. Dabei hilft das Meckern, glaube ich, nicht weiter. Jeder Pflegende ist selbst für die Zukunft der Pflege mitverantwortlich.

Zukunft der Pflege

Das bringt mich direkt dazu einmal aufzuführen, wie die Zukunft der Pflege aussehen kann. Dabei habe ich genauso wenig wie jeder andere keine Zeitmaschine. Ich möchte einfach meine Wünsche für die Pflege mit den derzeitigen Entwicklungen zusammenführen.

Ein zentraler Punkt ist für mich die weitere Professionalisierung der Pflege. In Zukunft ist es für mich undenkbar, dass ausschließlich Ärzte für Anordnungen zuständig sind. Hier sollten Pflegekräfte mit den entsprechenden Qualifizierungen mindestens auf der gleichen Ebene stehen. So kann sichergestellt werden, dass innerhalb der Pflege ausschließlich Fachkräfte zuständig sind. Eine Individualisierung und vor allem Spezialisierung ist für mich unumgänglich. Dabei muss immer danach unterschieden in welchem Fachgebiet die Pflege anzusiedeln ist. Eine bloße Unterscheidung nach Altenpflege und sonstiger Pflege ist unzureichend. Dabei ist es notwendig, dass entsprechende Fachgebiete und auch Fachbereiche definiert werden.

Ein weiterer Punkt, der für mich unumgänglich ist für eine gute Pflege ist die Zentralisierung von Vorgaben. Hier gibt es einen Dschungel aus verschiedenen Gesetzen und Verordnungen, die sich dann auch noch je nach dem Bundesland unterscheiden. Hier muss eine Vereinheitlichung vorgenommen werden um so eine Selbstverwaltung der Profession in den Mittelpunkt zu stellen. Auf dieser Grundlage hat die Pflege dann die Möglichkeit die Bundespolitik direkt zu beeinflussen. Ebenso ist eine Organisierung der Beschäftigten in einer, oder auch mehreren Gewerkschaften möglich.

Auch die Finanzierung der Pflege muss in den nächsten Jahren revolutioniert werden. Eine dauerhafte Erhöhung der zu zahlenden Beiträge für die Pflegebedürftigen kann nicht die Endlösung sein. Auf diesem Weg wird gute und vor allem professionelle Pflege unmöglich und auch unbezahlbar. Hier muss durch den Bund eine Finanzierung sichergestellt werden.

Gebt uns in den Kommentaren gern einen Einblick in deine Wünsche für die Zukunft der Pflege.

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