Praxisanleitung in der Pflegeausbildung

Praxisanleitung in der Pflegeausbildung

Das Auszubildende in der Pflegeausbildung einer gezielten Anleitung bedürfen ist unabdingbar, darüber sind sich alle einig. Das Gesetz ebenso wie Arbeitgeber und die Schulen und natürlich die Auszubildenden. Allerdings sieht die Realität häufig leider anders aus. Der Berufsalltag steht dem Anleitungsprozess vermeintlich nur allzu häufig im Wege. Wie häufig dient das Argument „Zeitmangel“,- welches eigentlich keines ist-wie eine Barriere vor all den kleinen Möglichkeiten, die es gäbe. Genauso wie mangelndes Wissen darüber, dass es schon mit einem minimalen Aufwand aber gezielten Methoden möglich ist anzuleiten. Auf den Wohnbereichen in den Altenpflegeeinrichtungen beobachte ich immer wieder, dass einerseits die Organisationsstrukturen hinderlich sein können, aber andererseits auch die PraxisanleiterInnen, Schwierigkeiten haben Gelerntes in den Berufsalltag zu transferieren. Es gibt eben nicht „Die Anleitungssituation“, sondern der Prozess erfordert ein hohes Maß an Kreativität und Innovation und die Freude daran, es auch umzusetzen, spielt eine nicht ganz unerhebliche Rolle an einem gelungenen Anleitungsprozess.

Welche Möglichkeiten hat man also als Praxisanleiterin in einem Pflegealltag, in dem man seine täglichen Aufgaben bewerkstelligen muss und nebenbei noch dafür zuständig ist, qualitativ hochwertige Nachwuchsfachkräfte auszubilden?

Erst einmal gehört ist auch die eigene Haltung als PraxisanleiterIn gefragt? Die schönsten Konzepte, Methoden und Techniken und sind sie noch so Anwenderfreundlich nutzen nichts, wenn die eigene Motivation nicht vorhanden ist oder das Gefühl da ist, dass es nicht zu bewerkstelligen ist, was da gefordert ist. Haben Sie Freude am Anleiten? Mögen Sie Ihren Beruf selber noch? Ist es Ihnen wichtig, sich um diese Aufgabe Gedanken zu machen?

Manchmal wird die Antwort vielleicht sein „ich wurde von meinem Arbeitgeber angemeldet, wir brauchten eine(n) PraxisanleiterIn“, oder: „Ich mache das schon gerne, aber ich habe wirklich so selten Zeit“, oder auch „Ich mache es gerne, aber ich weiß einfach gar nicht richtig wie, weil es nie wirklich zur Anwendung kam bisher“.

Häufig hilft es schon sich wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass die Auszubildenden die Sie ausbilden, nach ihrem Examen, die sein werden, die gleichwertig neben Ihnen auf den Wohnbereichen arbeiten, oder sogar die sein werden, die manchmal auch zeitnah über Ihnen arbeiten werden, wenn sie zielstrebig eine Weiterbildung anstreben. Mit wem möchten Sie Hand in Hand arbeiten? Oder wen dann zwei Jahre später ggf. als Wohnbereichsleitung über sich haben? Tatsächlich ist Ihre Aufgabe als PraxisanleiterIn auch, sich diese Frage zu stellen und dann mit der Antwort zu arbeiten.

Einen großen Teil Ihrer eigenen Haltung geben Sie im täglichen Schaffen weiter. Mittlerweile viel erforscht und erwähnt sind in diesem Zusammenhang die Spiegelneuronen. Diese sorgen dafür, dass wir Verhalten und Handlungen, die uns täglich vorgelebt werden adaptieren und nachmachen.

„Spiegelneuronen sind ein Resonanzsystem im Gehirn, das Gefühle und Stimmungen anderer Menschen beim Empfänger zum Erklingen bringt. Das Einmalige an den Nervenzellen ist, dass sie bereits Signale aussenden, wenn jemand eine Handlung nur beobachtet“ (20.03.2017/09:08 http://www.planet-wissen.de/natur/forschung/spiegelneuronen/)

Ihre Haltung zu Ihrem Beruf, die sich täglich zeigt, im Umgang mit Bewohnern, Klienten, Patienten, hat einen Einfluss darauf, wie der Auszubildende seine Haltung und sein Lernen weiterentwickelt. Damit beginnt Anleitung!

Damit, dass einem bewusst sein muss, dass es einen Grund, neben dem täglichen, häufig stressigen Berufsalltag gibt, warum Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr, nach einer Woche Praxis damit zu beginnen zu sagen, für, dass alles was wir hier lernen haben wir keine Zeit.

Ein weiterer Punkt um eine Anleitung zu initiieren, nach dem Überprüfen der eigenen Haltung ist, zu schauen ob es im eigenen Betrieb ein Ausbildungskonzept gibt und zu eruieren, wie dieses Konzept aussieht und was es vorsieht. Es kann hilfreich sein, sich anzuschauen, was der Anspruch ist und wer daran mitwirken soll.

In der Ausbildung zur Praxisanleiterin haben Sie, oder werden Sie einiges an Methoden an die Hand bekommen, wie eine Anleitung konkret zu strukturieren ist. Dies kann aber in den meisten Fällen, so nicht eins zu eins übernommen werden. Es sind lediglich Werkzeuge, die helfen sollen, den Anleitungsprozess so zu strukturieren, dass es auch einen nachhaltigen Lerngewinn gibt und die Verknüpfung zum theoretischen Unterricht hergestellt ist.

Sie haben die Aufgabe sich diese Anleitungsmethoden anzuschauen und zu entscheiden, was am besten zu ihrem Auszubildenden und auch zu Ihren Ressourcen passt.

Außerdem gibt es in der Pflegeausbildung häufig das Phänomen, dass angenommen wird, ein Auszubildender, der die Dinge einmal gezeigt bekommt, wird es dann schon können und falls dies danach nicht der Fall ist, wird dieser schnell in Frage gestellt.

Gerade die sogenannten psychomotorischen Lernziele wie z.B. das korrekte Anlegen eines Kompressionsverbandes benötigen wiederholte Übung um sich zu festigen.

Wenn ein Tischlermeister seinem Lehrling zeigt, wie er ein bestimmtes Holz bearbeiten muss, um ein Möbelstück daraus zu machen, dann wird er kaum erwarten, dass dieser das nach dem ersten Mal zuschauen so verinnerlicht hat, dass er ihn den nächsten Auftrag eines wichtigen Kunden alleine bewerkstelligen lässt.

Dem Konstruktivismus entnommen ist die Erkenntnis, das kein Lerninhalt von allen Menschen gleichermaßen absorbiert und verstanden wird. Lernen ist damit wie alles andere von Vorerfahrungen, Vorlieben, Abneigungen, etc. abhängig.

Fragen Sie sich also auch, was Sie von Ihrem Auszubildenden erwarten? An welchem Maß wird er/sie gemessen und was sind realistische Lernziele?

Natürlich orientieren Sie sich dabei einerseits an der Person des Auszubildenden selbst und an den Lehrinhalten der Schule (hier gibt es mehrere einfache Möglichkeiten um auf dem neuesten Stand zu sein), sowie an den Erfordernissen des Wohnbereiches/ der Station.

Dieses hier erwähnte sind alles eher Vorüberlegungen (zur eigenen Haltung) und Rahmenbedingungen, die geklärt sein müssen, damit eine Anleitung stattfinden kann.

Der eigentliche Anleitungsprozess (also der Prozess in dem etwas gelernt wird) ist sicherlich der interessanteste Part für Sie. Trotzdem gilt, dass dieser nur gelingen kann, wenn der Rahmen angepasst ist.

Im nächsten Blogartikel finden Sie exemplarisch hierzu eine Möglichkeit einen Anleitungsprozess zu begleiten.

Vielleicht lohnt es sich vorher, einige der folgenden Fragen für sich selbst zu beantworten.

 

1.    Wie ist meine eigene Haltung zu meinem Beruf? Setze ich an irgendeiner Stelle vielleicht unbewusst negative Signale?

2.    Kenne ich unser Ausbildungskonzept? Falls nicht, schaue ich es mir in der nächsten Woche an!

3.    Was erwarte ich von meinen Auszubildenden an Eigenschaften? Wie kommuniziere ich diese Erwartungen?

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