Biografiearbeit in der Altenpflege-Teil 2

Biografiearbeit in der Altenpflege-Teil 2

Zum Einstieg des Teil 2 des Themas Biografiearbeit, gibt es eine kurze Geschichte über einen Heimeinzug, die einer Broschüre entnommen ist, die für Angehörige konzipiert wurde. Es geht um einen Heimeinzug.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Biografiearbeit in der Altenpflege – Teil 1
  2. Biografiearbeit in der Altenpflege – Teil 2

Lesezeit: 7 Minute / 884 Wörter

Biografiearbeit in der Altenpflege-Teil 2

„Ein 78-jähriger Mann kam nach dem Tod seiner Frau ins Heim. Nur spärliche biografische Angaben zeichneten ein einfaches Bild des Bewohners: viel gearbeitet, trauert um seine Frau, war Landwirt und hat anscheinend kaum intellektuelle Ansprüche.  In der Folgezeit wurde der Mann apathisch, zeigte keinerlei Initiative und verlor zunehmend seine Selbstständigkeit. Die Beschäftigungsangebote, die auf Grund biografischer Defizite nicht auf ihn ausgerichtet waren, nahm er nicht an.

Als eine Tochter ihn nach drei Monaten besuchte, war sie über seinen Zustand erschüttert. Sie erzählte, dass ihr Vater der erste Biobauer in der Gegend war und sogar Artikel für Fachzeitschriften verfasst hat. Zudem war er Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Mitglied des Gemeinderates gewesen. Aufgrund dieser neuen biografischen Daten wurde sein Zimmer mit Bildern seines Heimatortes geschmückt, die Beschäftigungsangebote wurden durch Arbeit mit Pflanzen ergänzt. Auch arrangierte man einen Besuch durch Mitglieder seiner Gemeinde, die ihm von da an den Pfarrbrief zuschickten. Der Mann begann sich wieder für seine Umwelt zu interessieren, fing an Zeitung zu lesen und nahm an Gruppenaktivitäten teil. Wenn er vom biologischen Landbau erzählte oder von den Erfahrungen seiner Arbeit in den Gemeindegremien, lebte er richtig auf“ (Modellversuch BBS FSAL05).

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie notwendig und hilfreich Biografiearbeit auf dieser Ebene ist und wirken kann.

Frau Monika Krohwinkel hat mit ihrem ABEDL dreizehn eine Brücke zur Biografiearbeit geschlagen. Sie verknüpft es mit der Biografiearbeit dahingehend, dass die existentiellen Erfahrungen des Lebens, diejenigen sind, die einen Menschen besonders geprägt haben. Es sind Erfahrungen, die etwas mit einem Menschen gemacht haben. Häufig liest man hier von chronischen Erkrankungen, dem Tod des Ehepartners oder Kriegserlebnissen. Das Augenmerk liegt hier für eine Pflegekraft jedoch nicht so sehr auf dem „was ist passiert“? sondern eher auf dem Aspekt „was hat es mit dem Menschen gemacht“? Worauf muss ich als Pflegekraft jetzt achten?

Es geht um ein besseres Verstehen von einzelnen Verhaltensweisen und evtl. auffälligem Verhalten.

Hinter diesem ABEDL dreizehn stehen die Annahmen, dass es Erfahrungen im Leben eines jeden Menschen gibt, welche die Existenz fördern (z.B. Liebe, Vertrauen, Freude, Hoffnung) und Erfahrungen, welche die Existenz gefährden z.B. (Hass, Misstrauen, Hoffnungslosigkeit) und zu guter Letzt, Erfahrungen, welche die Existenz sowohl fördern als auch gefährden können (z.B. Lebensgeschichtliche Erfahrungen, Kultur oder Religion).

Auf Basis dieser Informationen, sollte das ABEDL dreizehn angeschaut und geplant werden, wenn damit gearbeitet wird. Die Biographie ist die Basis und wichtige Informationen aus der Biografie die eine Relevanz haben für das „gesamte Sein“ des Menschen werden im ABEDL dreizehn „Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können“ geplant.

Der Unterschied zwischen einem Lebenslauf und einer Biografie, ist, dass es in einem Lebenslauf um Zahlen, Daten und Fakten geht, in einer Biografie um die Lebensgeschichte in seiner Gesamtheit inklusive der Gefühle des Menschen und dem Wert, den die Person den Erlebnissen in seinem Leben gibt.

Es geht darum genau hinzusehen, um einen Zugang zu dem Menschen zu finden und Vertrauen aufbauen zu können. Vorlieben und Abneigungen zu kennen und vielleicht sogar ein wenig zu verstehen.

Genauso wichtig, ist es zu bedenken, dass es Menschen gibt, die ihre Lebensgeschichte „unter Verschluss halten“ und auch das ist ihr gutes Recht.

Hier sind die Grundlage für eine individuelle Pflege, Beobachtungen, die im Pflegealltag gemacht werden können. Wie spricht der Mensch, wie hat er sich gekleidet, kleidet er sich? Von wem bekommt er Besuch falls er noch Besuch bekommt, was isst er usw. Eine Schlüsselqualifikation in der Altenpflege ist die Empathie und die Fähigkeit „mit jemandem mitzuschwingen“ aufgrund der Informationen die beobachtet werden.

Ich hatte einmal eine Erfahrung, mit einem alten Schuldirektor, welcher schon ziemlich in seiner Demenz fortgeschritten war, aber sich dennoch ganz in der Rolle des Herr Direktors befand. Er war nicht gerade aufgeschlossen und lehnte häufig die Pflege ab.

In dem Moment, in dem wir ihn in seiner Rolle aufleben ließen und ihm den Respekt entgegenbrachten, den er in seiner Schulleiterrolle in der damaligen Zeit genoss, fand man einen Zugang zu ihm. Er duldete keine „Kommandos“ er war Derjenige der diese Kommandos verteilt hatte in seiner Rolle und deshalb war es auch aus dieser Sicht nicht verwunderlich, dass er nicht oder nur unwirsch reagierte, wenn eine 17-Jährige Praktikantin ihn forsch bat, seine Kleidung auszuziehen.

Was würden wir uns wünschen, wenn wir auf fremde Hilfe angewiesen sind? Ist eine Frage, die es durchaus Wert ist gestellt zu werden. Wem oder was haben wir einen Wert beigemessen, von dem wir uns wünschen, dass dieser Wert weiterhin respektiert und geachtet wird? Und wie würden wir uns fühlen, wenn der Teil in unserer Lebensgeschichte, dem wir das größte Gewicht gegeben haben absolut ignoriert wird?

Es geht nicht darum Suppe auf goldenen Tellern zu servieren und eine Rolle anzunehmen, sondern es geht vielmehr darum, in der Rolle als Pflegekraft in der Lage zu sein, den Menschen mit seiner Geschichte zu sehen und einen Ansatz zu finden in dem der Mensch aufhorcht und sich ein klein wenig gesehen fühlt und dadurch ein Zugang geschaffen wird, der die Pflegesituation vereinfacht und für beide so angenehm wie möglich macht.

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