Die ambulant erworbene Pneumonie (CAP) ist eine Volkskrankheit: Allein in Deutschland erkranken schätzungsweise 800.000 Menschen pro Jahr daran, knapp ein Drittel davon muss ins Krankenhaus aufgenommen werden. Damit führte die ambulant erworbene Pneumonie häufiger zur stationären Aufnahme als Herzinfarkt (ca. 130.000 Aufnahmen) und Schlaganfall (ca. 160.000 Aufnahmen).
Inhaltsverzeichnis:
- Pneumonie / Pneumonieprophylaxe – Eine der häufigsten Todesursachen
- Was ist Pneumonie?
- Ursachen einer Pneumonie
- Woran erkennt man eine Pneumonie?
- Grundsätze für eine schmerzfreie Atmung
- Ziele
- Wie können diese Ziele erreicht werden?
- Interessantes aus der Forschung
- Vernetzte Suche nach neuen Impfstoffen
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Pneumonie / Pneumonieprophylaxe – Eine der häufigsten Todesursachen
Die durch die Erkrankung entstehenden Kosten dürften mehr als 500 Mio. Euro pro Jahr betragen. Die Sterblichkeit liegt im Schnitt bei 6–8 %, kann bei schweren Begleiterkrankungen jedoch bis zu 20 % betragen. Damit ist die Pneumonie zurzeit die sechsthäufigste Todesursache in Deutschland.
Die nosokomiale Pneumonie stellt die häufigste Todesursache unter den Krankenhausinfektionenen dar. Pro Jahr treten etwa 200.000 Fälle auf, bei Patienten auf der Intensivstation beträgt die Sterblichkeit bis zu 50 %, etwa die Hälfte hiervon ist direkt auf die Pneumonie zurückzuführen.
Was ist Pneumonie?
Definition: Eine Pneumonie ist eine akute Entzündung der Lunge. Verursacht werden Pneumonien zumeist durch Streptococcus Pneumoniae, einem ovalen bis lanzettförmigen, unbeweglichen Mikroorganismus. In der Folge verkleben Bronchiolen und Alveolen mit einem fibrösen Austritt.
Ursachen einer Pneumonie
Die Ursache einer Lungenentzündung ist häufig eine Infektion mit Krankheitserregern. Dazu gehören Viren, Bakterien, seltener Pilze und Parasiten. In den meisten Fällen sind Bakterien für eine “Ambulant Erworbene Pneumonie” verantwortlich.
Eine Lungenentzündung kann auch durch ätzende Reizstoffe (zum Beispiel giftige Gase), eingeatmete Fremdstoffe, Medikamente und eine Strahlentherapie verursacht werden. Auch das Einatmen (Aspiration) von Mageninhalt kann eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) hervorrufen. In diesem Fall ist kein Erreger der Auslöser, sondern die ätzende Magensäure.
Bestimmte Herzerkrankungen (Herzschwäche) führen zu Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödem), wenn sie nicht behandelt werden. Dies kann eine Lungenentzündung begünstigen (Stauungs-Pneumonie).
In seltenen Fällen sind Erreger, die im Verlauf einer anderen Entzündung (zum Beispiel einer Knochenentzündung) über die Blutbahn in die Lunge geschwemmt werden, die Ursache einer Pneumonie.
Woran erkennt man eine Pneumonie?
Erkrankte klagen über Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, Fieber und Schüttelfrost. Außerdem kommt es häufig zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf, einer blau-roten Färbung von Haut u. Schleimhäuten sowie Husten mit Auswurf.
Pneumonie ist in der westlichen Welt eine weit verbreitete Infektionskomplikation mit hohem Gefährdungspotential für das Leben unserer Klienten/Kunden/Bewohner. Ein erhöhtes Pneumonierisiko haben:
- bettlägerige Klienten
- Klienten mit schmerzbedingter Schonatmung, etwa als Folge von Operationen u. Ä.
- Klienten mit Atemstörungen
- Klienten mit Herzerkrankungen
- Klienten, die an Erkrankungen der Atemwege leiden
- rauchende Klienten
- übergewichtige Klienten
- beatmete Klienten
- Klienten mit erhöhter Aspirationsgefahr, etwa als Folge einer Hemiplegie, Schluckstörung, Sedierung oder Ernährungssonde
- abwehrgeschwächte Klienten
- Klienten, die in der Vergangenheit bereits unter Atemwegserkrankungen wie z.B. Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis litten.
Grundsätze für eine schmerzfreie Atmung
Eine schmerzfreie Atmung ist Voraussetzung für eine menschenwürdige Existenz.
- Durch eine professionelle Prophylaxe lässt sich das Risiko einer Pneumonie drastisch senken. Allerdings kann trotz bester Pflege eine Lungenentzündung niemals vollends vermieden werden.
- Die Gabe von Sauerstoff oder das Absaugen von Sekret sind stets nur als letztes Mittel zu wählen.
- Es sollte eng mit dem Haus- bzw. Facharzt zusammengearbeitet werden. Jede Übung und Lagerung wird zuvor genau mit dem Arzt besprochen und erst dann durchgeführt, wenn dieser zugestimmt hat.
- Es sollte eng mit Krankengymnasten zusammengearbeitet werden. Alle Übungen und Maßnahmen, für die Pflegefachkräfte nicht qualifiziert sind, werden an Krankengymnasten delegiert.
- Die Intensität der Übungen sollten stets vom Klienten bestimmt werden, da er seine Kräfte am besten einschätzen kann. Zwischen den Übungen wird regelmäßig pausiert.
- Die Atmung sollte bei jeder Übung genau überwacht werden. Bei Problemen oder Schmerzen sollten die Maßnahmen sofort beendet werden
Ziele
- Vermeidung von Pneumonie
- Verbesserung der Belüftung der Lungen
- Vermeidung von Flachatmung
- Vermeidung von Sekretansammlungen sowie Sekretstau in den Atemwegen
- Der Klient soll in der Lage sein, wirksam abzuhusten.
- Verhinderung der Ausbreitung von Infektionen in der Mundhöhle und des Rachens auf Lungen und Atemwege
- Verhinderung von Aspiration
- Klient wird aktiv in die Pneumonieprophylaxe einbezogen.
- Vermeidung einer Mundatmung, Hinführung zur Nasenatmung
- Verhinderung von Atemnot; angstfreies Atmen für den Bewohner
- Der Klient kennt und vermeidet Umstände, die eine Lungenentzündung auslösen können.
- Der Klient kennt Körperhaltungen und Atemübungen, die eine gute Belüftung der Lunge erleichtern und wendet diese an.
- Der Klient kennt weitere Maßnahmen, die seine Abwehrkräfte verbessern, und wendet diese an.
Wie können diese Ziele erreicht werden?
- Eine sorgfältige Beobachtung der Klienten sollte stattfinden. Indizien für eine beginnende Pneumonie sind eine unnormale Atemfrequenz, Atemtiefe oder Atemrhythmus. Eine Zwerchfellatmung bei Männern und eine Brustatmung bei Frauen sind ebenfalls relevante Anzeichen.
- Das mutmaßliche Pneumonierisiko spiegelt sich in der Pflegedokumentation wider.
- Um Infektionen und Soorneubildung zu vermeiden, sollte großen Wert auf eine gründliche Mundpflege gelegt werden.
- Gewissenhafte Nasenpflege gewährleistet freie Nasenwege und sorgt für eine leichtere Atmung.
- Eine korrekte Lagerung, damit alle Lungenbereiche maximal belüftet werden ist unabdingbar.
- Eine ausreichende Schmerzmedikation bei schmerzhaftem Atmen und Abhusten muss gewährleistet sein und es muss darauf geachtet werden, dass gefährdete Klienten soweit möglich keine atemdepressiv wirkenden Analgetika erhalten.
Weitere mögliche Maßnahmen sind Aromatherapeutische Maßnahmen , therapeutische Lagerungen, Atemstimulierende Einreibungen (ASE), Atemgymnastik und einige Weitere.
Interessantes aus der Forschung
„Die Lungenentzündung (Pneumonie) ist die häufigste, zum Tod führende Infektionskrankheit in den Industrieländern. Die rasant steigende Zahl resistenter Erreger macht eine Pneumonie gefährlich und stellt weltweit ein gravierendes Problem dar.
Daher hat das Bundesforschungsministerium im Jahr 2001 das Kompetenznetzwerk „Ambulant erworbene Pneumonie“ (CAPNETZ) gegründet. Ziel dieses Netzwerkes ist es, Krankheitsrate und Sterblichkeit bei Lungenentzündungen zu reduzieren. In CAPNETZ arbeiten niedergelassene und klinisch tätige Ärzte mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen aus führenden Forschungseinrichtungen zusammen. In einer großen Datenbank werden klinische und mikrobiologische Daten von bislang über 8.000 Patienten (Stand 2010) erfasst. Etwa ein Drittel dieser Patienten befand sich in ambulanter Behandlung, der Rest wurde stationär aufgenommen.
Vernetzte Suche nach neuen Impfstoffen
13 internationale Forschungseinrichtungen aus zehn Ländern haben sich zusammengeschlossen und ein Projekt namens „CAREPNEUMO“ ins Leben gerufen. Ziel des von der Europäischen Union mit drei Millionen Euro geförderten Projekts ist es, neue Impfstoffe und Antibiotika gegen Pneumokokken zu entwickeln. Dazu gehört auch, die Mechanismen besser zu verstehen, über die S. pneumoniae seine Wirkung entfaltet. Denn dies eröffnet den Weg zu neuen Therapieansätzen. Unter der Koordination des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig gehen die Forscher vier wichtigen Fragen nach:
Welche Bedeutung haben die einzelnen Pneumokokken-Arten weltweit?
Wie überwinden die Krankheitserreger das menschliche Immunsystem?
Welche Schlüsse kann man aus diesen Erkenntnissen für mögliche Medikamente, Impfstoffe und neue Therapien gewinnen?
Wie begegnet man einer drohenden Antibiotika-Resistenz?“ Wer mehr darüber wissen möchte schaut auf:
https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenentzuendung/forschungsansaetze/index.html, dort findet sich der ganze Bericht darüber.
Dieser Blogartikel ist eine kurze Auffrischung zu einem gerade wieder äußerst relevanten Thema. Die Thematik der Antibiotikaresistenzen und die damit verbundene Verantwortung von Pflegefachpersonal haben wir in einem schon länger zurück liegenden Blogartikel bereits betrachtet schauen Sie dort gerne nochmal ein. In einem folgenden Artikel werden wir dieses Thema noch einmal aufgreifen.
Quellenangaben: http://www.pqsg.de/seiten/openpqsg/hintergrund-standard-pneumonieprophylaxe.htm und https://www.pneumonie-aktuell.de/ Thiemes Pflege, https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenentzuendung/index.html